Pussy-Riot-Verfahren wird neu aufgerollt: Können diese Frauen hassen?
Der oberste russische Gerichtshof ordnet eine Überprüfung der Urteile gegen die Aktivistinnen an. Das unterstellte Motiv des „Hasses“ sei nicht ausreichend bewiesen.
MOSKAU afp | Russlands Oberster Gerichtshof hat die Überprüfung der Urteile gegen die Musikerinnen der Punkband Pussy Riot angeordnet. Vor allem an den Motiven der Frauen gebe es Zweifel, hieß es in dem am Donnerstag auf der Internetseite des Gerichts veröffentlichten Urteil.
Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Alechina sitzen derzeit eine zweijährige Lagerhaftstrafe ab. Ihnen war vorgeworfen worden, im Februar 2012 aus „Hass“ ein Punkgebet in einer Moskauer Kathedrale gegen den heutigen Präsidenten Wladimir Putin aufgeführt zu haben.
Das Motiv des Hasses sei nicht ausreichend bewiesen worden, urteilte der Gerichtshof nun und verwies die Sache an das zuständige Moskauer Gericht zurück. Außerdem seien weder das junge Alter der Angeklagten, noch ihre familiäre Situation oder die Gewaltfreiheit ihrer Taten berücksichtigt worden. Tolokonnikowa und Alechina haben beide kleine Kinder.
Tolokonnikowas Verteidigung hatte Anfang November beim Obersten Gerichtshof die sofortige Freilassung der Musikerin beantragt. Die beiden Pussy-Riot-Mitglieder sollen planmäßig im März kommenden Jahres aus der Haft freikommen. Bislang scheiterten alle Versuche, eine vorzeitige Haftentlassung zu erreichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
ACAB-Streitgespräch mit Jette Nietzard
„Herr Bohnert ist kein Bastard“
Tesla-Chef will Partei gründen
Elon Musk sagt Trump mit „Amerika-Partei“ den Kampf an
Gesellschaft in der Klimakrise
Nicht Hitze führt zu Klimabewusstsein, sondern Hilfe
Nahost-Konflikt
Regelmäßiger Dialog reicht nicht aus
Aufarbeitung von NS-Verbrechen
Mit 60 Litern Benzin zur Synagoge
Die Bibliothek in den USA und Kanada
Auf der Grenze