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Punkgeschult

Heute will das „Art Degenerate Ensemble“ im Freizi Friesenstraße folkigen Freejazz vertanzen

Improvisierte Musik mit Butoh-TänzerInnen? Nach der Duo-Platte von Derek Bailey (Gitarre) und Min Tanaka (Tanz) sollte einen nichts mehr wundern: Denn dort kann man Bailey zu den seltsamen Schleif- und Plumpsgeräuschen, die Tanakas Tanz hervorbringt, improvisieren hören.

Wer es dagegen vorzieht, Tänzer auch zu sehen und nicht nur zu hören, sollte heute Abend ins Freizi Friesenstraße gehen. Dort spielt nämlich das Degenerate Art Ensemble auf, ein Punk-Jazz-Orchester aus Seattle.

Das ehemals Young Composers Collective genannte Nonett um Conductor Joshua Kohl hat bereits Fritz Langs „Metropolis“ neu vertont, bevor es Musik zum Botuh-Tanz entwarf. Ihr äußerst klar strukturierter Jazz wird gelegentlich von Grindcore-Eruptionen unterbrochen.

Davon abgesehen erinnert ihr Sound vor allem an das niederländische Willem Breuker Kollektief oder Hal Russells NRG Ensemble. Wie bei diesen treffen beim Degenerate Art Ensemble kabaretthafte und folkige Melodien auf Jazz- und Punk-Rhythmen. Die Kompositionen, die gelegentlich an Minimalisten wie John Adams erinnern, entfalten ihre Wirkung erst live, begleitet von den TänzerInnen, und – nachdem eine spektakuläre Vorgruppe das Publikum auf sie eingestimmt hat.

Denn W.O.O. Revelator wäre auch für sich genommen einen Konzertgang wert. Das Trio stammt aus New York, und das Zentrum dieser Free-Jazz-Unit ist die Saxophonistin Bonnie Kane. Die jagt ihre stählernen Klang-Linien gerne auch mal durch die Elektronik. Aber nicht, um spielerische Mängel zu kaschieren – die gibt es bei ihr mitnichten – sondern, um den Sound kompromissloser zu machen. Mehr als begleitet wird sie vom Drummer Ray Sage und dem E-Gitarristen Chris Forsyth. Kein Zweifel, dieser skelettöse Free Jazz ist durch die harte Schule der Entschlackung gegangen, die da Punk heißt. Dieter Wiene

Das Doppelkonzert ist heute Abend ab 21 Uhr im Freizeitheim Friesenstraße zu hören

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