Prozeßauftakt zum "Gift-Schiff" Probo Koala: Exportschlager Giftmüll
Durch hochgifitge Abfälle, die 2006 illegal von Europa aus an die Elfenbeinküste gelangten, starben 16 Menschen. Eine Untersuchung bestätigt, dass illegale Exporte verbreitet sind.
Abfall ist ein Exportschlager Europas - und häufig wird der Müll illegal nach Asien oder Afrika verbracht. Dies ergab eine europaweite Untersuchung, die das niederländische Umweltministerium (VROM) durchgeführt und am Donnerstag dem Parlament in Den Haag zugeleitet hat. Im EU-Durchschnitt seien 15 Prozent aller Müllexporte illegal. Einige Länder wie Bulgarien kämen aber auch auf 100 Prozent, schreibt die niederländische Zeitung Volkskrant, der der VROM-Bericht vorliegt.
Die niederländische Untersuchung wurde von Februar 2007 bis Januar 2008 durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass neben Bulgarien auch Schottland, Slowenien und Polen einen großen Teil ihres Mülls illegal exportieren. Auffällig sei zudem, dass sich Griechenland, Italien und Spanien nicht an der VROM-Untersuchung beteiligen wollten.
Aber es gibt auch Fortschritte zu vermelden: Seit der Affäre um das sogenannte Gift-Schiff "Probo Koala" im August 2006 würde der europäische Müllexport deutlich schärfer kontrolliert. Die "Probo Koala" hatte damals hochgiftige Schiffsabfälle in Abidjan in der Elfenbeinküste abgeladen. 16 Menschen kamen anschließend ums Leben, Tausende erkrankten.
In Amsterdam begann in dieser Woche der Prozess. Allerdings behandelt das Gericht nicht das tödliche Müll-Dumping in der Elfenbeinküste, sondern beschränkt sich auf den niederländischen Anteil an der Gesamtaffäre. Konkret lautet der Vorwurf, dass das europäische Abfallgesetz übertreten wurde. Dies würde mit einer Geldstrafe von maximal 450.000 Euro oder aber eine Gefängnisstrafe von höchstens sechs Jahren geahndet.
Zum Hergang der Tat: Der Tanker "Probo Koala" wurde von der Ölhandelsfirma Trafigura gemietet, die in Amstelveen ansässig ist und zu den größten unabhängigen Rohstoffhändlern der Welt gehört. Die "Probo Koala" wurde dann im Mittelmeer zu einer Art "schwimmenden Raffinerie": 70.000 Tonnen billiges Öl wurden mit Chemikalien versetzt, um daraus Benzin zu machen, das schwefelärmer und damit teurer war. Dies ergab, so die Schätzung, einen Zusatzgewinn von rund 5,5 Millionen Euro.
Blieb nur noch das Problem, wohin mit den 400 Tonnen extrem giftigen Restmülls. Zunächst wollte Trafigura ihn bei dem städtischen Abfallunternehmen Amsterdam Port Services (APS) loswerden. Doch wegen des heftigen Gestanks wurde der Entladeprozess abgebrochen und APS verlangte eine Zusatzgebühr für Sondermüll. Dies wiederum war der Trafigura zu teuer, die lieber in Abidjan ein lokales Müllunternehmen mit der Entsorgung beauftragte - das den Giftmüll flächendeckend auf verschiedene Deponien der Stadt verteilte. (mit epd)
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