Prozess um sexuellen Missbrauch: R. Kelly schuldig gesprochen
Der Sänger R. Kelly ist in einem Prozess um sexuellen Missbrauch in allen Punkten für schuldig gesprochen worden. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Gefängnis.
Staatsanwältin Jacquelyn Kasulis sagte, die Stimmen der Opfer seien gehört worden. Jetzt widerfahre ihnen endlich Gerechtigkeit. Kellys Anwalt Deveraux Cannick zeigte sich enttäuscht.
Kelly wird vorgeworfen, Frauen, Mädchen und Jungen mit Hilfe von Managern und Mitarbeitern missbraucht und ausgebeutet zu haben. Gegen zwei weitere Personen wird in Chicago getrennt verhandelt. Kelly selbst hat die Anklage zurückgewiesen, sagte im Prozess aber nicht aus und entzog sich damit einem womöglich harten Kreuzverhör.
Staatsanwältin Nadia Shihata sagte in ihrem Schlussplädoyer am Freitag, Kelly habe „geglaubt, dass die Musik, der Ruhm und die Bekanntheit bedeuteten, dass er tun konnte, was immer er wollte. – Er ist kein Genie, er ist ein Krimineller.“
Mit Gehilfen umgeben
Anklagevertreterin Elizabeth Geddes sagte, ihre Behörde habe bewiesen, dass Kelly jahrelang enge Vertraute benutzt habe, um Mädchen, Jungen und junge Frauen ins Visier zu nehmen und zu seiner eigenen sexuellen Befriedigung auszubeuten. Dazu habe er sich mit Gehilfen umgeben, die er mit eiserner Faust führte.
Die Verteidigung stellte den 54-Jährigen als Opfer falscher Vorwürfe dar. Die Zeugenaussagen von Klägerinnen seien voller Lügen, sagte Kellys Anwalt Cannick. Es gebe keine Beweise, dass diese jemals etwas gegen ihren Willen hätten tun müssen. Die Beteiligten hätten sich Kelly aus freien Stücken hingegeben. Es handle sich um Groupies und Stalkerinnen. Nach dem Schuldspruch sagte Cannick, die mit vielen Widersprüchen behaftete Klage hätte gar nicht zugelassen werden dürfen.
Klägerinnen berichteten von Sadismus. Sie hätten Verschwiegenheitserklärungen unterschreiben müssen. Einige sagten, sie hätten befürchtet, Kelly werde Videos veröffentlichen, die er beim Sex mit ihnen aufgenommen habe, falls sie über das Vorgefallene berichten sollten.
Klägeranwältin Gloria Allred sagte, von allen Sexualstraftätern, gegen die sie vorgegangen sei, unter ihnen Harvey Weinstein und Jeffrey Epstein, sei Kelly der Schlimmste gewesen. „R. Kelly hat geglaubt, er könne mit all dem davonkommen“, sagte Allred. „Er lag falsch.“
Seit Jahrzehnten gab es Vorwürfe
Vorwürfe über unangemessene Beziehungen Kellys kursierten seit Jahrzehnten, doch wurden sie von Medien und Öffentlichkeit lange eher amüsiert zur Kenntnis genommen, angefangen mit Kellys illegaler Heirat mit R&B-Sängerin Aaliyah im Jahr 1994, als sie gerade 15 Jahre alt war. Trotzdem verkauften sich seine Musikalben und die Eintrittskarten für seine Konzerte weiter gut. Selbst als der Künstler, der mit bürgerlichem Namen Robert Sylvester Kelly heißt, 2002 unter dem Vorwurf festgenommen wurde, sich selbst beim Missbrauch einer 14-Jährigen gefilmt zu haben, spielten Kollegen immer noch seine Songs ein.
Erst die im Zusammenhang mit den Missbrauchsvorwürfen der #MeToo-Bewegung veröffentlichte Dokumentation „Surviving R. Kelly“ brachte ihn öffentlich in Verruf. Seit 2019 saß Kelly in Untersuchungshaft.
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