Prozeß um Landessportbund: Jakubowski verurteilt
■ Ein Jahr und drei Monate wegen Untreue / ABM-Kräfte mißbraucht
Als Dieter Jakubowski gestern vor Gericht das letzte Wort erteilt wurde, bat der Angeklagte die Richter bei ihrem Urteil „all die Dinge zu berücksichtigen,“ die er für den Bremer Sport getan habe. Jakubowski, der ehemalige Leiter des Bautrupps des Landesportbundes (LSB), mußte sich wegen Untreue vor dem Amtsgericht verantworten. Er hatte die ABM-Kräfte seiner Bauabteilung, die aus Mitteln des Landes und der Bundesanstalt für Arbeit bezahlt wurden, zu privaten Arbeiten herangezogen (siehe taz 8.10). Unter anderem hatten die ABM-Kräfte ihm bei dem Bau seines Hauses geholfen. Als ein Arbeiter vom Gerüst fiel und schwer verletzt wurde, flog die Sache auf.
Daß sein Engagement für den Bremer Sport „sehr eindrucksvoll“ sei, fand auch Amtsrichter Horst Wacker. Das Gericht verurteilte Jakubowski dennoch wegen Untreue in neun Fällen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten. Die Strafe wird für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt. Darüber hinaus muß Jakubowski 6.000 Mark an den Martinshof zahlen. Jakubowski verzichtete auf Rechtsmittel. Das Urteil ist damit rechtskräftig. Der Tischlermeister F., der neben Jakubowski auf der Anklagebank saß, weil er die Privataufträge seines Chefs ausgeführt hatte, wurde verwarnt.
Aufgrund einer Verfügung des ehemaligen Bürgermeisters Claus Wedemeier (SPD) war Jakubowski – ohne Zustimmung des Personalrats – 1990 Leiter des Bautrupps geworden. Der gelernte Industriekaufmann sollte mit seinem Trupp die Sportplätze Bremens in Schuß halten. Seit 1955 hatte Jakubowski sich für den Sport engagiert, als Boxer, Judokar und Leichtathelet. Er war Kassenprüfer, Abteilungsleiter, Schatzmeister, Technischer Leiter, Übungsleiter und Vorstandsmitglieder in verschiedenen Sportvereinen. In dieser Funktion lernte namhafte Politiker kennen, darunter den ehemaligen Innensenator Peter Sakuth (SPD) und Claus Wedemeier (SPD). Im Auftrag von Sakuth zimmerte Jakubowski eine Einbauküche für das Nachbarschaftshaus Ohlenhof. Richter Wacker bezeichnete den Deal zwischen Jakubowski und Sakuth gestern als „Filz“. Für den ehemaligen Geschäftsführer des LSB, Rudolf Knauer, baute der Trupp einen Wintergarten. Knauer wurde später zu einer Geldstrafe verurteilt. Beschwerden über die unsauberen Geschäfte Jakubowskis gab es schon früh. Prüfung erst nach Wahl, entschied Wedemeier 1991, damals Arbeitssenator.
„Der Fisch stinkt vom Kopf her“, verteidigte der Anwalt des Tischlermeisters F. seinen Mandanten. Jakubowskis Verteidiger schlug in die gleiche Kerbe. In Bremen habe es in der Vergangenheit viele Skandale gegeben, sagte er. Die wirklich Verantwortlichen seien jedoch nie zur Rechenschaft gezogen worden. Die beiden Angeklagten seien nur die „Dummen“, die man „erwischt“ habe. Der ehemalige Geschäftsführer Knauer sei mit einer Geldstrafe vergleichsweise billig davon gekommen.
Daß das Arbeitsressort es Jakubowski „leicht gemacht“ habe, sah auch das Gericht. Ein Controlling habe es nicht gegeben. Trotzdem dürfe man nicht außer acht lassen, daß Jakubowski sich „bedient“ und „in erheblichem Maße in die eigene Tasche gewirtschaftet habe“, sagte Wacker. Bei dem Bau seines Hauses sei Jakubowski „übers Ziel hinausgeschossen“. Es sei dem Leiter des Bautrupps offenbar „zu Kopfe gestiegen, daß er frei schalten konnte“. Jakubowski habe „in ganz beträchtlichem Maße“ davon profitiert, daß er die Handwerker des LSB nicht habe bezahlen müssen, sagte Wacker. Straferschwerend bewertete das Gericht den Umstand, daß Jakubowskis Trupp weitergebaut habe, nachdem der Arbeiter vom Gerüst gefallen war. kes
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