■ Prozeß geplatzt: Polizeibeamter unter Korruptionsverdacht
Der für gestern geplante Korruptionsprozeß gegen einen pensionierten Polizeibeamten aus dem gehobenen Dienst ist geplatzt, weil der Angeklagte unentschuldigt fehlte. Das Verfahren wurde ausgesetzt. Der zuständige Richter des Amtsgerichts Tiergarten will prüfen, ob Zwangsmaßnahmen verhängt werden sollen. Der 61jährige frühere Kriminalhauptkommissar aus der Polizeiverwaltung soll als Chefeinkäufer für Ausrüstungsgegenstände von 1990 bis 1994 von einer niedersächsischen Firma bestochen worden sein. Die Firma für Polizeiausrüstungen in Wedemark bei Hannover soll bundesweit Beamte geschmiert haben. 1994 war es deswegen zu Durchsuchungsaktionen gegen verdächtige Polizisten in mehreren Bundesländern gekommen. Nach damaligen Presseberichten sollen in einem Fall Beträge von rund 500.000 Mark an einen Beamten geflossen sein.
Der wegen Bestechlichkeit verdächtige Kommissar soll sich Flüge nach Hannover sowie Hotel- und Bewirtungskosten für rund 5.000 Mark spendieren haben lassen. Die bereits von dem Unternehmen bezahlten Reisekosten sollen ihm auf seinen Antrag hin von der Polizei teilweise erstattet worden sein. Der den Ermittlungen nach bevorzugten Firma sollen Aufträge für rund 1,3 Millionen Mark zugeschanzt worden sein. Nach Auskunft des Staatsanwaltes hat der Kommissar im Verlauf der Ermittlungen die Vorwürfe zurückgewiesen. Der mitbeschuldigte Geschäftsführer der niedersächsischen Firma hatte sich im Mai 1995 in seiner Gefängniszelle in Hannover das Leben genommen. Der 50jährige hatte die Beschuldigungen ebenfalls von sich gewiesen. dpa
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