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Prozess gegen mutmaßlichen KZ-WärterWeitere Überlebende sollen aussagen

Das Verfahren gegen den 101-jährigen Angeklagten wird mit Zeugenaussagen fortgesetzt. Der Mann bestreitet die Vorwürfe.

Der 101-jährige Angeklagte im Dezember vor Gericht mit seinem Verteidiger Foto: dpa

Brandenburg/Havel dpa | Im Prozess um die Massentötungen von Häftlingen im Konzentrationslager Sachsenhausen will das Gericht weitere Überlebende des Lagers als Zeugen hören. Möglicherweise von Ende Januar an seien diese Vernehmungen zum Teil mit Video-Schalten geplant, kündigte der Vorsitzende Richter Udo Lechtermann am Freitag am Rande der Verhandlung in Brandenburg/Havel an.

Darunter sei ein Überlebender aus dem rheinischen Moers, der vier Jahre lang in dem KZ inhaftiert gewesen sei. Zudem sollen weitere Überlebende des Lagers aus Frankreich und Israel gehört werden. Anfang November hatte bereits ein 92-jähriger Überlebender aus Israel über den grausamen Lageralltag im Strafkommando der Schuhläufer berichtet.

In dem Prozess vor dem Landgericht Neuruppin ist ein 101-Jähriger aus Brandenburg/Havel angeklagt, der als damaliger SS-Wachmann in dem KZ von 1942 bis 1945 Beihilfe zum Mord an mindestens 3.518 Häftlingen geleistet haben soll. Die Staatsanwaltschaft stützt sich dabei auf Dokumente zu einem SS-Wachmann mit dem Namen, dem Geburtsdatum und dem Geburtsort des Angeklagten. In dem Prozess hatte auch der Historiker Stefan Hördler zahlreiche Belege zur Tätigkeit dieses Mannes in mehreren SS-Wachkompanien geliefert.

Der Angeklagte hat im Prozess dagegen energisch bestritten, in dem KZ als Wachmann gearbeitet zu haben. Stattdessen will er in der Zeit von 1941 bis 1945 als Landarbeiter in der Gegend um Pasewalk (Mecklenburg-Vorpommern) tätig gewesen sein. Das Gericht wolle dazu auf Anregung des Nebenkläger-Anwalts Thomas Walther noch einmal den Psychiater hören, der dem Angeklagten die eingeschränkte Verhandlungsfähigkeit bescheinigt hatte, sagte Lechtermann. Walther will dabei seine These untermauern, dass der 101-Jährige seine Beteiligung an den Mordaktionen im KZ verleugnet und verdrängt und sich stattdessen eine Scheinwelt aufgebaut habe.

Der historische Sachverständige Hördler schilderte am Donnerstag, dem 20. Verhandlungstag, die besonders unmenschlichen Bedingungen, unter denen die SS sowjetische Kriegsgefangene in verschiedenen KZ inhaftiert hatte, darunter auch in Sachsenhausen. Daher hätten die sowjetischen Kriegsgefangenen die höchste Todesrate unter den verschiedenen Opfergruppen gehabt, berichtete der Historiker.

Prozess bis Ende März angesetzt

Der Prozess vor der 1. Strafkammer des Landgerichts Neuruppin wird aus organisatorischen Gründen in einer Sporthalle in Brandenburg/Havel geführt. Bis Ende März sind noch zwölf Verhandlungstage vorgesehen.

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