Prozess gegen Terrorverdächtigen Lau: Star-Salafist steht vor Gericht
Sven Lau gilt als verlängerter Arm der IS-nahen Terrorgruppe Jamwa und soll Kämpfer nach Syrien vermittelt haben. Nun droht ihm Haft.

Lau, so Merz, soll „Ansprechpartner für Kampf- und Ausreisewillige gewesen sein“, insbesondere aus dem Raum Düsseldorf. Im Jahr 2013 soll er zwei Männer nach Syrien vermittelt haben. Einer davon ist Ismail I., der im März 2015 in Stuttgart als Jamwa-Mitglied zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Bei Reisen nach Syrien soll Lau zudem Bargeld und Nachtsichtgeräte überbracht haben.
Lau ist neben Pierre Vogel der hierzulande wohl bekannteste Salafistenprediger. Für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte er 2014 als Initiator der Scharia-Polizei, die als Sittenwächter in Signalwesten durch Wuppertal zog. Er sitzt nicht das erste Mal wegen Terrorverdachts in Untersuchungshaft. Im Frühjahr 2014 saß er drei Monate lang in Mannheim ein, die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ließ die Anklage aber schließlich fallen. Die Beweislage war zu dünn.
„Mein Mandat bestreitet die Vorwürfe mit Nachdruck“, sagte Laus Verteidiger, der Bonner Rechtsanwalt Mutlu Günal, vor Prozessbeginn. Die Anklage werde wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Während des Prozesses sagte Günal dann, Lau werde sich „schweigend verteidigen“ – also nicht aussagen.
Der Vorsitzende Richter Frank Schreiber kündigte an, für Lau könne nicht nur eine Verurteilung wegen Unterstützung, sondern auch wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation in Betracht kommen. Sollte Lau schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. Der Prozess, für den bislang Termine bis Mitte Januar angesetzt sind, wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Protestaktion gegen CDU-Chef Merz
Alle Tassen im Konrad-Adenauer-Haus?
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza
EU-Antwort auf Putin und Trump
Zu wenig und zu spät
CDU-Politiker boykottiert Radio Bremen
Zu links, zu grün, zu schlecht
USA in der Ukraine
Geheime Verhandlungen mit der Opposition
Wahlbeteiligung bei Hamburg-Wahl
Wählen geht, wer Geld hat