Prozess gegen Teekanne: In Himbeertee gehören Himbeeren
Der Tee „Felix Himbeer-Vanille Abenteuer“ war mit Früchten bebildert, obwohl keine drin sind. Unzulässig, meint der Bundesgerichtshof.
Konkret ging es um den Früchtetee „Felix – Himbeer-Vanille-Abenteuer“. Auf der Verpackung stand „Früchtetee mit natürlichen Aromen“. Abgebildet waren Himbeeren und Vanilleblüten. Außerdem fand sich auf der Verpackung noch eine Art Siegel: „nur natürliche Zutaten“.
Tatsächlich enthielt der Tee aber weder Himbeeren noch Vanille. Laut Zutatenliste bestand der Früchtetee vielmehr aus Hibiskus, Apfel, Brombeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren und Holunderbeeren. Für das erwünschte Geschmackserlebnis sorgten natürliche Aromen, die aber nicht aus Himbeeren oder Vanille hergestellt wurden. Teekanne ging davon aus, dass die Käufer richtig informiert wurden, schließlich sei die Zutatenliste korrekt gewesen.
Der Fall wirft grundsätzliche Fragen auf. Geben Name und Verpackung eines Tees darüber Auskunft, was im Tee enthalten ist, oder nur darüber, wie der Tee schmeckt? Der vom BGH befragte Europäische Gerichtshof hat schon im Sommer entschieden, dass es jedenfalls nicht genügt, wenn die Zutatenliste auf der Verpackung korrekt ist.
Verpackung führt in die Irre
Jetzt musste der BGH ausloten, ob die Teeverpackung irreführend war. Die Richter bejahten das. „Die in den Vordergrund gestellten Angaben auf der Packung weisen darauf hin, dass im Tee Vannille- und Himbeebestandteile enthalten sind“, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Büscher. Ein klein gedrucktes Zutatenverzeichnis reiche nicht. Letztlich komme es immer auf das Zusammenspiel der Etikettierungsbestandteile an.
Maßstab sei, ob ein „normal informierter und vernünftig aufmerksamer und kritischer Verbraucher“ von der Aufmachung der Ware getäuscht werde. Der konkrete Tee ist nicht mehr auf dem Markt. Künftig würde es genügen, wenn der Tee lediglich Bestandteile von Vanille und Himbeere enthält. Sein Geschmack könnte weiter von sonstigen Aromen bestimmt werden. (Az.: 1 ZR 45/13*a)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
FDP-Krise nach „Dday“-Papier
Ex-Justizminister Buschmann wird neuer FDP-Generalsekretär
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Selenskyj bringt Nato-Schutz für Teil der Ukraine ins Gespräch
Überraschende Wende in Syrien
Stunde null in Aleppo