Prozess gegen IS-Rückkehrerin: IS-Anhängerin vor Gericht
In Hamburg startet der Prozess gegen die Witwe des getöteten Rappers Deso Dogg. Sie ist wegen Mitgliedschaft in einer Terror-Vereinigung angeklagt.
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13 Verhandlungstage hat das Gericht angesetzt. Denn die Liste der Vorwürfe ist lang: Die Bundesanwaltschaft wirft der Angeklagten die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor. Sie soll während ihres Aufenthalts in Syrien ein nach dem Kriegswaffenkontrollgesetz verbotenes Sturmgewehr besessen haben und eine vom IS als Sklavin gehaltene 13-jährige Jesidin in ihrem Haushalt beschäftigt haben. Deshalb wird auch wegen Menschenhandels und eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit gegen die gebürtige Hamburgerin verhandelt.
Dass es überhaupt zu einem Verfahren kommt, ist offenbar den Recherchen einer libanesischen TV-Journalistin zu verdanken. Sie kam über einen Informanten in den Besitz des Handys von A. Darauf fanden sich Tausende Fotos, die A. im Umfeld des IS zeigen. Auch soll zu sehen sein, wie ihre drei Kinder, die sie mit ins Kriegsgebiet nahm, mit Waffen und Uniformen von IS-Kämpfern posieren. Die Kinder waren seinerzeit zwischen acht Monaten und acht Jahren alt.
Den Berliner Cuspert, der als Gangsterrapper Deso Dogg bekannt wurde, heiratete A. in Syrien. Cuspert war zur Zeit dieser Heirat schon in den Führungszirkel des IS aufgestiegen. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“, so das Bundeskriminalamt, sei er seit 2018 tot.
Das Verfahren reiht sich in weitere Prozesse gegen IS-Rückkehrerinnen ein. Die Generalstaatsanwaltschaft Celle hat eine mutmaßliche Unterstützerin der Terrormiliz Islamischer Staat angeklagt, die die Ausreise weiterer Frauen aus Deutschland zur Heirat mit IS-Kämpfern organisiert haben soll.
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