Prozess gegen Halle-Attentäter: Ohne Scham menschenverachtend
Am Dienstag ging der Prozess gegen den Attentäter von Halle weiter. Dieser machte keinen Hehl aus seiner rechtsextremen Weltanschauung.
In der Befragung ging es am Dienstag unter anderem um dessen „Manifest“. Erneut bekräftigte der Angeklagte vor Gericht, von seinem Plan überzeugt zu sein, möglichst viele Juden zu töten. Er hätte auch auf jüdische Kinder geschossen, sagte er, da er auch in ihnen seine Feinde sehe. Ein Nebenklagevertreter konfrontierte ihn damit, dass frühere Mitschüler ihm bereits vor der Tat ein Verbrechen zugetraut hätten.
Der Angeklagte hatte am 9. Oktober 2019 einen Anschlag auf die Synagoge in Halle verübt, zwei Menschen erschossen und weitere verletzt. Die Bundesanwaltschaft hat den 28-Jährigen wegen Mordes in zwei Fällen und versuchten Mordes in mehreren Fällen sowie weiteren Straftaten angeklagt. Mit Sprengsätzen und Schusswaffen versuchte er vergeblich, in die abgeschlossene Synagoge zu gelangen, um möglichst viele Juden zu töten. Zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hielten sich dort 52 Gläubige auf.
Inzwischen gibt es 45 Nebenkläger in dem Prozess. Dem Attentäter droht bei einer Verurteilung eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zudem kommt eine anschließende Sicherungsverwahrung in Betracht.
Neue Eingangstür für Synagoge
Fast zehn Monate nach dem Anschlag erhielt die Synagoge von Halle am Dienstag eine neue Eingangstür. Sie wurde vom Dessauer Tischlermeister Thomas Thiele eingebaut, wie der Handwerker dem Evangelischen Pressedienst (epd) berichtete. Thiele hatte auch die vorherige Tür gefertigt. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Max Privorozki, sagte, es werde am Eingang zur Synagoge ein Mahnmal entstehen, mit der alten Tür als zentralem Bestandteil. „Wir planen, dass zum 9. Oktober alles fertig ist“, sagte Privorozki mit Blick auf den dann ersten Jahrestag des Anschlags.
Wie Thiele am Dienstag dem epd berichtete, ist die neue Synagogentür wieder aus Eichenholz und wiegt schätzungsweise zwischen 120 und 140 Kilogramm. Sie sei damit schwerer als die alte. „Für mich ist bis heute nicht vorstellbar, was gewesen wäre, wenn meine Tür nicht gehalten hätte, wenn es noch mehr Opfer gegeben hätte“, sagte der Tischler.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links