Provisionen für Käufe in Apps: Apples Salamitaktik
Der Tech-Konzern will auf einen Teil seiner Provisionen in App-Stores verzichten. Großzügig – doch warum dulden Gesetzgeber überhaupt derartige Monopole?
D ie Nachricht sieht klein aus: Im Streit um die Provisionen in App-Stores kommt Apple den App-Anbietern entgegen. Anbieter wie Netflix, Spotify oder Medienverlage dürfen ihre Kund:innen ab kommendem Jahr per Link aus der App auf die eigene Webseite leiten. Und sie dort darüber informieren, dass sie Abos auch außerhalb der App abschließen können. Damit können die Anbieter die Provision in Höhe von bis zu 30 Prozent der Einnahmen umgehen, die Apple bei Käufen innerhalb der App verlangt.
Es ist ein klarer Fall von Anwendung der Salamitaktik: Apple probiert, wie viele Scheiben vom eigenen optimalen Geschäftsmodell es wohl abschneiden muss, damit der öffentliche, politische und juristische Gegenwind nachlässt. Denn die Provisionen, die App-Anbieter an Apple und Google zahlen müssen, geraten weltweit immer mehr in die Kritik: Prozesse in den USA, eine kartellrechtliche Prüfung in der EU und – erst diese Woche – ein Gesetz, das die Provisionen im Ergebnis untersagt, in Südkorea. Daher steht hinter der kleinen Nachricht eine, wenn nicht sogar die ganz große aktuelle Frage der digitalen Welt: Wie viel Monopol darf’s denn sein? Oder andersherum: Wie viel Monopol ist gerade noch akzeptabel?
Bei Apples neuestem Eingeständnis muss man sich schon fragen: Wie kann es sein, dass die Knebelverträge, die jetzt minimal gelockert werden, nicht von Anfang an die Kartellbehörden auf den Plan gerufen haben? Denn Apple und Google haben, obwohl sie das bestreiten, sehr wohl Monopole in diesen Bereichen: Apple hat seines sogar technisch abgesichert: Wer ein Apple-Gerät nutzt, kann sich nicht mal eben eine App über einen anderen App-Store herunterladen. Bei Google ist das zwar möglich, doch auf Grund der Marktmechanismen bieten sogar staatliche Institutionen wie Bundesministerien ihre Android-Apps ausschließlich über Googles Play-Store an.
Die Gesetzgeber in aller Welt sollten sich mit Apples Salamischeiben daher nicht zufriedengeben. Es braucht ein Aufbrechen der Tech-Monopole. Dann werden sich merkwürdige Praktiken, wie exorbitante Provisionen auf In-App-Käufe, ganz von selbst erledigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen