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Proteste von Extinction RebellionBlockade in Paris, Razzia in London

Mitglieder von Extinction Rebellion haben am Samstag eine Shopping Mall in Paris besetzt. In der britischen Hauptstadt durchsuchte die Polizei ein Lager der Gruppe.

Einer der bei der Durchsuchung in London festgenommenen Extinction-Rebellion-Aktivisten Foto: reuters/Simon Dawson

Paris/London dpa/taz | Demonstranten und Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion haben ein Einkaufszentrum im Südosten von Paris besetzt. Mehrere Hundert Menschen beteiligten sich am Samstag Medienberichten zufolge an dem friedlichen Protest in dem Shoppingzentrum „Italie Deux“ im 13. Arrondissement. Die Demonstranten blockierten unter anderem die Zugänge für Kunden und errichteten Barrikaden.

Ziel sei es, das Einkaufszentrum so lange wie möglich zu besetzen, teilte Extinction Rebellion in Frankreich auf Twitter mit. Die Gruppe will damit nach eigenen Angaben die Untätigkeit der Regierungen bei der Bekämpfung des Klimawandels anprangern.

Sogenannte Bürgerversammlungen der Demonstranten würden gemeinsam darüber entscheiden, wie und wie lange der Protest fortgesetzt werde, so die Gruppe. Die Demonstration blieb zunächst friedlich. Extinction Rebellion (auf Deutsch etwa: Rebellion gegen das Aussterben) kommt ursprünglich aus Großbritannien.

Dort wurde unterdessen in der Hauptstadt London ein Gebäude von der Polizei durchsucht, in dem Aktivisten von Extinction Rebellion Equipment gelagert haben. Wie die Tageszeitung The Guardian berichtete, sollte dieses für Proteste in der kommenden Woche verwendet werden, mit denen die Gruppe Verkehrsunterbrechungen vor allem in der Gegend rund ums Westminister herbeiführen wollte. In Berlin sind ähnliche Aktionen geplant.

Mit Rammbock ins Extinction-Rebellion-Lager

Mitglieder der Gruppe hatten angekündigt, ab Montagmorgen an insgesamt 12 Orten solange zu blockieren bis ihre politischen Forderungen erfüllt seien.

Dutzende Beamte der Metropolitan Police drangen mit Hilfe eines Rammbocks in die Liegenschaft im Südlondoner Stadtteil Kennington ein. Die Polizei hatte zuvor angekündigt, agiler und energischer gegen Extinction Rebellion vorzugehen, nachdem die Gruppe im April an verschiedenen neuralgischen Punkten Londons den Verkehr für mehr als eine Woche zum Stillstand gebracht hatte.

Insgesamt acht der Aktivisten, die am Samstag gerade damit begonnen hatten, Lieferwagen mit Teilen ihrer Ausrüstung zu beladen, sich beim Eintreffen der Beamten aber im Gebäude eingeschlossen hatten, wurden festgenommen. Die Fahrzeuge samt Inhalt wurden beschlagnahmt.

Angehörige der Gruppe äußerten sich besorgt darüber, dass die Polizei nun präventiv gegen Extinction Rebellion vorgeht. Richard Ecclestone, ein ehemaliger Polizeibeamte, der sich der Organisation angeschlossen hat, erklärte: „Diese Taktik ist sehr fragwürdig und verstößt gegen das Recht auf Demonstrationsfreiheit und ganz klar auch gegen unsere Versuche, das Recht der Menschen auf ihr Leben zu schützen, das durch eine Regierung gefährdet wird, die nichts gegen den Klimanotstand tut, obwohl sie von dessen Existenz weiß.“

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1 Kommentar

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  • "verstößt gegen das Recht auf Demonstrationsfreiheit und ganz klar auch gegen unsere Versuche, das Recht der Menschen auf ihr Leben zu schützen, das durch eine Regierung gefährdet wird, die nichts gegen den Klimanotstand tut, obwohl sie von dessen Existenz weiß.“

    Was man gemeinhin als vorsätzliches Handeln titulieren muss: in Kenntnis aller Umstände, Folgen und Risiken wird trotzdem nichts oder viel zu wenig unternommen, um die Bürger zu schützen.



    Das ist aber ureigenste Aufgabe der Regierungen, analog zum Adel früher: du arbeitest für mich, dafür beschütze ich dich.