Proteste nach homofeindlicher Gewalttat: Laute Rufe nach Gerechtigkeit
In Spanien demonstrierten Tausende gegen Homofeindlichkeit, nachdem ein 24-Jähriger tot geprügelt wurde. 13 Verdächtige wurden verhaftet.
Die Angreifer des Krankenpflegers Samuel Luiz sollen ihr Opfer immer wieder wegen seiner Homosexualität beschimpft haben, während sie um die 15 Minuten auf ihn einschlugen. Samuel erlag seinen Verletzungen im Krankenhaus.
„Kein Übergriff ohne Antwort“ und „Homofeindlichkeit ist Faschismus“ war auf Transparenten zu lesen. In A Coruña hielten Tausende Teilnehmer eine Schweigeminute ab. Es nahmen auch Angehörige und Freunde des Toten teil. In über 70 weiteren Gemeinden Galiciens gingen ebenfalls Tausende auf die Straße. In der spanischen Hauptstadt Madrid füllte die Menge den zentralen Platz Puerta del Sol. Einen anschließenden Demonstrationszug stoppte die Polizei, mindestens ein Demonstrant wurde verhaftet.
„Es wird keine Spur ausgeschlossen – weder Hassverbrechen noch andere Motive“, erklärte Innenminister Fernando Grande-Marlaska, selbst offen homosexuell. Mittlerweile werten die Ermittler in A Coruña Aufnahmen der Verkehrskameras entlang der Uferpromenade aus.
Angriff vor dem Christopher Street Day
13 junge Männer, die meisten davon wegen anderer Delikte polizeibekannt, wurden festgenommen. Sieben sollen auf den Kameraaufnahmen zu sehen sein, wie sie auf Samuel einschlugen. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro Sánchez sprach auf dem Nachrichtendienst Twitter von „einer grausamen und rücksichtslosen Tat.“ „Spanien wird das nicht tolerieren“, fügte er hinzu.
Der tödliche Angriff geschah in der Nacht vor dem größten Marsch zum „Orgullo LGTBI“, dem spanischen Christopher Street Day, in Madrid. Dieses Jahr steht der Orgullo, der in vielen spanischen Städten von regionalen Märschen, mehrtägigen Festen und Veranstaltungen begleitet wird, im Zeichen der Rechte für Transsexuelle.
Die spanische Regierung hat wenige Tage vor dem Orgullo einen Gesetzentwurf vorgelegt, der „das freie Recht auf Bestimmung des Geschlechts“ anerkennt. Das Gesetz sieht vor, dass wer sein Geschlecht ändern will, das ganz einfach bei den Behörden veranlassen kann – ohne ärztliches Attest oder den Nachweis einer begonnenen Hormonbehandlung. Die LGBTI-Bewegung verlangt auf den Orgullo-Veranstaltungen, dass das Gesetz an einigen Punkten, wie etwa Hormonbehandlungen für Minderjährige, weiter gehen soll, als der Entwurf es vorsieht.
Mit dem sogenannten „Transgesetz“ reiht sich Spanien einmal mehr in die Gruppe der in Sachen LGTBI-Rechte am weitesten fortgeschrittenen Länder ein. Die Homoehe, mit der sich noch immer so manches europäische Land schwer tut, gibt es in Spanien seit 2005.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste