Proteste in Hongkong: Vermummte reißen Barrikaden nieder
Polizei und Protestgegner reißen in Hongkong Barrikaden ab. Zuvor liefern sich Demokratieaktivisten und Maskierte gewaltsame Auseinandersetzungen.
HONGKONG dpa/ap/afp | Demokratieaktivisten und dutzende maskierte Männer haben sich in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong am Montag gewaltsame Auseinandersetzungen geliefert. Die Maskierten stürmten Barrikaden am Hauptdemonstrationsort im zentralen Geschäftsviertel Admiralty, wogegen sich die Demonstranten wehrten. Die Polizei kesselte die Maskierten ein und warf mindestens zwei Männer zu Boden.
Vermummte Männer haben anschließend Barrikaden niedergerissen. Die Protestgegner tauchten am Montagmittag (Ortszeit) im Stadtzentrum der Hafenmetropole auf. „Sie zerstören Medikamente und Vorratslager“, klagte eine prodemokratische Aktivistin.
Die Polizei versuchte, Protestierende und Gegner auseinanderzuhalten. Am Morgen hatte die Polizei einige Barrikaden weiter entfernt von den Protestlagern ohne Zwischenfälle weggeräumt, um die Verkehrsbehinderungen zu lindern.
Die Lage war unübersichtlich, weil nicht klar war, wer hinter den Protestgegnern stand. Aktivisten klagten, dass Gegner nicht nur Barrikaden niederrissen, sondern auch persönliche Gegenstände der Demonstranten entwendeten. Einige hundert Demonstranten hatten in der Nacht weiter an den drei Protestorten in Admiralty und Causeway Bay auf der Insel Hongkong sowie im Geschäftsviertel Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon campiert.
Mafiaähnliche Zustände
Vor mehr als einer Woche waren Demonstranten von angeheuerten Schlägern angegriffen worden. Die Polizei hatte danach bei den gewalttätigen Angreifern Beziehungen zu den Triaden genannten, mafiaähnlichen Unterweltbanden aufgedeckt.
Die Demonstranten fordern mehr Demokratie, während die Protestgegner die Behinderungen durch Straßenblockaden beklagen und sich hinter die loyal zu Peking stehende Regierung stellen. Die Proteste in der heute weitgehend autonom regierten chinesischen Sonderverwaltungsregion hatten sich an Beschlüssen des Pekinger Volkskongresses entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern.
Leser*innenkommentare
Reinhold Schramm
Wofür kämpfen die maskierten Schläger der chinesischen Bourgeoisie und deren bourgeoissozialistischen Partei- und Staatsbürokratie? Für die weitere soziale Ungleichheit in China!
Einer Studie der Beijing University zufolge lag das Einkommensverhältnis im Jahr 2012 zwischen den reichsten und den ärmsten fünf Prozent der chinesischen Bevölkerung bei 234 : 1 (!)
Zeren Xie
"Brasilien weist die größte Einkommensspreizung der BRIC-Staaten auf. Die ärmsten fünf Prozent der Brasilianer rangieren auf der globalen Einkommensskala noch unter den Indern. Die reichsten fünf Prozent der Brasilianer gehören dagegen zu den wirtschaftlich stärksten zwei Prozent der Weltbevölkerung."
http://www.denkwerkzukunft.de/index.php/aktivitaeten/index/Einkommensarmut
Und nun? Nun müssen Sie Ihre Kommentierung in Zukunft schon etwas verfeinern.
Vom Gini-Koffezienten her gesehen rangiert Südafrika übrigens mit einem Wert von >6, weit vor China.
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Einkommensverteilung
Und die USA betreffend: "Seit etwa 1980 wuchsen die Top-Verdienste schneller als durchschnittlich, und die der ärmsten 20 Prozent sanken sogar."
http://www.abendblatt.de/politik/ausland/article124325640/Schere-zwischen-Arm-und-Reich-weitet-sich-in-USA.html
Daß bei den ärmsten 20 % der chinesischen Bevölkerung die Einkommen je gesunken sind di letzten Jahrzehnte, läßt sich wohl kaum behaupten.
Und damit haben wir noch nicht über die weit über 1 Mio. in Indien an Nahrungsmittelknappheit gestorbenen Kinder gesprochen.
http://www.zeit.de/2011/16/Indien-Arme
Alles können diese "Bourgoissozialisten" also nicht falsch gemacht haben. Eine differenzierte Kritk, die nicht an die Einmischungen der Westländer in die chinesischen Angelegenheiten erinnert, sei jedoch erwünscht.
Grüße vom Xie