Proteste in Ferguson gegen Polizeigewalt: Beamter vom Dienst suspendiert
Ein US-Polizist hatte sich auf Facebook abfällig über die Demonstranten geäußert. Deshalb muss er gehen. Für den Todesschützen wird reichlich gespendet.
FERGUSON afp/dpa | Wegen aggressiver Äußerungen zu den Protesten in der US-Stadt Ferguson hat die Polizei am Freitag einen Beamten vom Dienst suspendiert. „Diese Protestierer hätte man in der ersten Nacht wie einen tollwütigen Hund niedermachen sollen“, schrieb der Polizist Matthew Pappert auf dem Onlinenetzwerk Facebook. Die Polizei teilte unterdessen mit, dass gegen einen zweiten Polizisten ermittelt werde, der sich selbst als „Killer“ bezeichnet hatte.
Wie die Polizeidirektion in Glendale mitteilte, erfolgte die Suspendierung von Pappert wegen dessen Bemerkungen über die Demonstranten auf seiner Facebook-Seite. Der Polizist hatte unter anderem geschrieben: „Ich habe diese Protestierer satt. Ihr seid eine Belastung für die Gesellschaft und eine Plage für die Gemeinschaft.“ Die Polizei kündigte eine Untersuchung an und erklärte, sie und die Stadtverwaltung teilten Papperts Ansichten „absolut“ nicht.
Die zu 97 Prozent von Weißen bewohnte 6000-Einwohner-Gemeinde Glendale gehört ebenso wie Ferguson zum Großraum St. Louis im Bundesstaat Missouri. In Ferguson gibt es seit Tagen teils gewaltsame Proteste gegen die Erschießung eines schwarzen Jugendlichen durch einen weißen Polizisten. Die Bewohner von Ferguson sind überwiegend schwarz, die dortige Polizei aber besteht weitgehend aus Weißen. Die Tötung des 18-jährigen Michael Brown führte zu einer landesweiten Debatte über Rassismus.
Am Freitagabend gingen in Ferguson erneut rund 150 Demonstranten auf die Straße, die die Festnahme des 28-jährigen Schützen Darren Wilson verlangten. Die Polizei hielt sich anders als in den Nächten zuvor, als sie Gummigeschosse und Tränengas eingesetzt hatte, eher zurück. Das harte Vorgehen der Polizei war in den Medien auf scharfe Kritik gestoßen. Am Mittwoch wurde bereits ein Polizist suspendiert, der ein Gewehr auf Demonstranten gerichtet und ihnen mit dem Tod gedroht hatte.
„Kommt mir nicht in die Quere“
Die Polizei in St. Louis teilte am Freitag mit, sie habe eine interne Untersuchung gegen einen weiteren Polizisten eingeleitet, der sich im Jahr 2012 in einem YouTube-Video als „Killer“ bezeichnet hatte. „Ich glaube an Jesus Christus als meinen Retter, doch bin ich auch ein Killer“, sagte der 35-jährige Dan Page in dem Video. „Und wenn ich muss, töte ich noch einen ganzen Haufen weitere. Wenn ihr nicht getötet werden wollt, kommt mir nicht in die Quere. So einfach ist das.“
Der Polizist, der beim Einsatz in Ferguson auch einen CNN-Moderator vor laufender Kamera geschubst haben soll, wurde zunächst vom aktiven Polizeidienst abgezogen. Der Polizeichef von St. Louis, Jon Belmar, äußerte sich in örtlichen Medien „zutiefst verstört“ durch die Äußerungen von Page. In dem Video, das ihn vor Mitgliedern der Veteranengruppe Oath Keepers zeigte, äußerte er sich auch abschätzig über US-Präsident Barack Obama, den Obersten Gerichtshof der USA, Muslime und Homosexuelle.
Darren Wilson erhielt mehrere Todesdrohungen
Unterdessen hat eine Internet-Spendenaktion für den Todesschützen von Ferguson innerhalb von nur fünf Tagen rund 235.000 Dollar (knapp 180.000 Euro) erbracht. Demnach gaben fast 6000 Einzelpersonen oder auch Gruppen Geld zur Unterstützung des Polizisten Darren Wilson. Die Sammelaktion wird inzwischen von einer Wohltätigkeitsorganisation fortgesetzt.
Eine Grand Jury (Anklagekammer) prüft zurzeit, ob Wilson vor Gericht gestellt werden soll. Diese Prozedur könne bis zu zwei Monate dauern, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf einen Rechtsexperten. Wie es weiter hieß, hat der Polizist nach dem Vorfall mehrere Todesdrohungen erhalten und hält sich an einem unbekannten Ort auf. Er ist vorläufig vom Dienst befreit und bezieht weiter sein Gehalt. Im Falle einer Anklage kämen aber vermutlich hohe Kosten auf ihn zu.
Michael Brown soll am Montag beigesetzt werden. Die Trauerfeier mit dem Bürgerrechtler Al Sharpton als Hauptredner ist öffentlich. Die Familie des Toten und die Organisatoren erwarten eine große Menschenmenge.
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