Proteste in Bahrain: Tränengas und Schüsse in Manama
Nach der Ausrufung des Ausnahmezustands kam es in Bahrains Hauptstadt zu neuen Protesten. Bei der Räumung des Perlenplatzes wurden vermutlich vier Menschen getötet.
MANAMA dpa/dapd | Mit Tränengas und Schüssen hat das Militär in Bahrain eine Protestaktion von Regimegegnern beendet. Laut Augenzeugenberichten räumten die Sicherheitskräfte am Mittwochmorgen den von den Demonstranten besetzten Perlenplatz im Zentrum der Hauptstadt Manama.
Dabei sollen vier Menschen ums Leben gekommen sein. Demonstranten sagten der Nachrichtenagentur ap, zwei Zivilisten seien bei der Räumung getötet worden. Das Staatsfernsehen berichtete zudem, zwei Polizisten seien ums Leben gekommen, nachdem sie von einem Fahrzeug angefahren worden seien.
Eine Korrespondentin der britischen BBC berichtete von Rauch, der über dem Perlenplatz aufsteige. Anscheinend hätten die Sicherheitskräfte den Platz unter ihre Kontrolle gebracht. Mindestens 500 Demonstranten hatten laut al-Dschasira in der Nacht dort ausgeharrt.
Unklar war, ob an dem Einsatz Soldaten aus anderen Golfstaaten beteiligt waren, die zur Unterstützung der sunnitischen Monarchie nach Bahrain entsandt worden waren. Unter der Führung Saudi-Arabiens waren auf Bitten der Regierung rund 1.000 Soldaten nach Bahrain entsandt worden.
Das Staatsfernsehen zeigte Aufnahmen von der Räumungsaktion, auf denen Militärfahrzeugen zu sehen waren, an denen die rot-weiße Fahne Bahrains wehte. Auf dem Video war auch der von Trümmern bedeckte Boden des Platzes zu sehen, auf dem unter anderem Satellitenschüsseln und verkohlte Zeltstangen lagen.
Polizei marschierte durch Tränengasschwaden auf den Platz
Die Bereitschaftspolizei sei zu Beginn der Räumungsaktion zu Fuß durch einen Nebel aus Tränengas auf den Platz gekommen, sagte der 32-jährige Demonstrant Hamid Suher, der die Nacht auf dem Perlenplatz verbracht hatte. "Sie schossen mit Tränengas und eröffneten dann das Feuer", sagte er. "Wir hoben unsere Arme und fingen an, 'Friedlich, Friedlich' zu rufen. Dann mussten wir wegrennen. Es war so viel Tränengas und so viele Schüsse."
Die Demonstranten flohen in Seitenstraßen. Sicherheitskräfte hatten die nach Manama führenden Hauptstraßen abgesperrt. In der Stadtmitte war das Mobilfunknetz zeitweise gestört und das Internet langsam. In etlichen schiitischen Dörfern gingen die Menschen aus Protest gegen das Vorgehen der Sicherheitskräfte am Morgen zum Gebet in die Moscheen. Einige Menschen zündeten Feuer an. Aus verschiedenen Orten in schiitischen Gebieten wurden Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften gemeldet.
Ende vergangenen Monats hatten die Sicherheitskräfte den Perlenplatz schon einmal geräumt. Nach tödlichen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Militäreinheiten wurde der Platz wieder besetzt.
Dreimonatiger Ausnahmezustand ausgerufen
Bereits am Dienstag war es in Bahrain zu schweren Zusammenstößen gekommen, bei denen mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen sein sollen. König Hamad bin Issa al-Chalifa verhängte den Ausnahmezustand über das Land.
Am Montag hatte Saudi-Arabien 1000 Soldaten nach Bahrain geschickt, um der bedrängten Herrscherfamilie beizustehen. Die Vereinigten Arabischen Emirate schickten 500 Polizisten. Ein kleineres Kontingent kam aus Katar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“