piwik no script img

Proteste im KongoGewalt gegen Katholiken

Die katholische Kirche hat zu Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Kabila aufgerufen. Armee und Polizei reagieren brutal auf die Proteste.

Kongolesische Sicherheitskräfte verfolgen am 31. Dezember 2017 in Kinshasa Demonstranten Foto: dpa

Berlin taz | Wieder einmal hat Kongos katholische Kirche zu Protesten gegen das Regime von Präsident Joseph Kabila gerufen, und wieder haben Armee und Polizei hart reagiert. Fünf Tote und mehrere Dutzend Verletzte registrierte die UN-Mission in der Demokratischen Republik Kongo (Monusco) bis zum frühen Sonntagnachmittag; die Todesfälle ereigneten sich alle in der Hauptstadt Kinshasa. Es wurden auch zahlreiche Festnahmen gemeldet.

Der Laienverband der katholischen Kirche hatte dazu aufgerufen, nach der Sonntagsmesse am 21. Januar „unser Schicksal in die Hand zu nehmen“ und „Hand in Hand, friedlich mit unseren Palmwedeln, unseren Bibeln, unseren Rosenkränzen und unseren Kruzifixen zu marschieren, um den Kongo zu retten“. Gedacht war dies als Wiederholung eines ähnlichen Aufrufs vom 31. Dezember 2017, als gegen die Nichteinhaltung eines von der Kirche vermittelten Abkommens vom 31. Dezember 2016 für freie Wahlen protestiert wurde. Die friedlichen Aufmärsche nach den Silvestergottesdiensten 2017 waren blutig niedergeschlagen worden, mit mindestens acht Toten.

Das Blutvergießen gab dem Protest Rückenwind. Die mächtige katholische Kirche erweist sich jetzt als effektivster Mobilisierer gegen das Regime. Zahlreiche westliche Botschafter kamen am 12. Januar in die Kathedrale von Kinshasa zu einem von Kongos oberstem Kirchenführer, Kardinal Laurent Monsengwo, geleiteten Gedenkgottesdienst für die Toten des Silvestertages, nach dessen Ende es erneut Polizeigewalt gegen Gläubige gab. Die UN-Mission kündigte an, Blauhelmsoldaten an voraussichtliche Brennpunkte zu schicken.

„Die Blauhelme hindern uns daran, unsere Arbeit zu machen“, ärgerte sich am Sonntagvormittag ein Polizeikommandant in Kinshasa gegenüber Journalisten vor der Kirche Saint-Joseph im Stadtviertel Matonge, wo Oppositionsführer Félix Tshisekedi und der oppositionelle Wahlkreisabgeordnete Martin Fayulu zur Messe gekommen waren. Acht Menschen wurden dort durch Schüsse verletzt.

Vor der Kirche Saint-François im Stadtviertel Kintambo starb eine 16-Jährige, als Polizisten von einem vorbeifahrenden Polizeiwagen mit ihrem aufmontierten Sturmgewehr auf die Menschenmenge schossen, wie Augenzeugen berichteten. In der ostkongolesischen Stadt Goma verbarrikadierten sich Gläubige in der Kathedrale, als die Polizei draußen Tränengas einsetzte. Kongos Behörden hatten alle Aufmärsche verboten, die Kirche vergeblich zur Schließung ihrer Gebäude aufgefordert und Haftbefehl gegen die Vorsitzenden des katholischen Laienverbandes erlassen, die seitdem versteckt leben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!