Proteste gegen rechte Läden II: "Wir haben die Rechten aufgescheucht"
Auch Hennigsdorf kämpft gegen einen Naziladen. Ein breites Bündnis vom Seniorenbeirat bis zur Antifa unterstützt die monatlichen Kundgebungen. Bislang vergeblich, bedauert Wera Quoß von der örtlichen Flüchtlingsinitiative.
taz: Frau Quoß, seit drei Wochen gibt es Proteste in Friedrichshain gegen den Laden "Tromsø", in dem auch Kleidung der bei Rechten beliebten Marke "Thor Steinar" verkauft wird. Wie lange plagen Sie sich schon mit einem Nazigeschäft in Hennigsdorf?
Wera Quoß: Das "On the Streets" verkauft nicht nur "Thor Steinar". Vielmehr gibt es hier Textilien, CDs, Fahnen und Bücher, die klar das rechtsextreme Spektrum bedienen. Den Laden gibt es in Hennigsdorf seit rund acht Jahren. Seitdem haben wir auch immer wieder dagegen protestiert. Richtig intensiv und regelmäßig gibt es seit einem Jahr Aktionen.
Wie sehen die aus?
Seit April 2008 veranstalten wir immer am ersten Donnerstag im Monat eine Kundgebung oder einen Infostand, meistens vor dem Laden selbst. Für die Gestaltung haben mal die Gewerkschaften, mal die Kirche, mal der Seniorenbeirat oder die Antifa die Initiative übernommen. Die größte Aktion war im November mit einer Lichterkette vom Laden bis vors Rathaus.
Was ist Ihr Hauptanliegen?
Wir wollen, dass der Laden geschlossen wird. Und wir wollen den Hennigsdorfern zeigen, dass das "On the Streets" kein normales Geschäft ist. Der Laden ist der wichtigste Treffpunkt der rechten Szene mit einem Einzugsgebiet von ganz Nordbrandenburg. Bei einer Razzia vor zwei Jahren wurden hier 900 verbotene CDs von der Polizei beschlagnahmt. Der Geschäftsinhaber ist Sänger der rechtsextremen Berliner Band "Spreegeschwader".
Ist die Aufklärung geglückt?
Ich denke schon. Inzwischen sind die Hennigsdorfer wach gerüttelt; sie wissen, wer hinter dem Laden steckt. Wir haben bereits 800 Unterschriften für eine Schließung gesammelt. Die Proteste sind wir auch unseren ausländischen Mitbürgern schuldig, die hier im Asylbewerberheim wohnen. Sie empfinden den Laden als echte Bedrohung.
Trotzdem gibt es den Laden aber immer noch?
Das stimmt leider. Einmal war es uns bereits gelungen, den Vermieter zu einer Kündigung zu bewegen. Doch danach hat sich das "On the Streets" leider wieder in Hennigsdorf angesiedelt, an seinem heutigen Standort. Die jetzige Vermieterin hat bisher alle Gesprächsversuche abgeblockt. Solange sie ihre Miete pünktlich bekomme, sei ihr das egal, sagt sie.
Wie geht der Protest weiter?
Unsere nächste Aktion ist eine Kundgebung am 2. April vorm Rathaus. Auf ihrer 1.-Mai-Demo werden die Gewerkschafter auch einen Stopp vor dem Laden einlegen. Wir wollen mehr Leute ins Boot holen, auch aus den Nachbarstädten. Aufgescheucht haben wir die Rechten schon jetzt. Sie wissen, dass sie hier keine ruhigen Geschäfte machen können.
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