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Proteste gegen Naziaufmarsch in JenaIm Damenviertel geht es rund

„Thügida“-Anhänger wollen am Todestag von Rudolf Heß einen Fackelmarsch veranstalten. Gegendemonstranten haben kurzerhand ein Haus besetzt.

Schon am Geburtstag Adolf Hitlers marschierte Thügida in Jena. Nun haben sie den Todestag seines Stellvertreters gewählt Foto: dpa

Dresden taz | Wegen eines Fackelmarsches des Thüringer Pegida-Ablegers „Thügida“ befindet sich Jena in Aufruhr. Bereits am Morgen sind Gegenaktionen in der zweitgrößten Thüringer Stadt angelaufen. Die Veranstalter des Marsches aus dem rechten Spektrum bestreiten offiziell zwar einen Zusammenhang mit dem Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß am 17. August 1987. Neben Fackeln, wollen sie aber auch einen Sarg durch das als „Damenviertel“ bekannte Gründerzeitviertel Jenas tragen.

Jenas Jugendpfarrer Lothar König sieht in den wiederholten Attacken der rechten Thügida-Szene den „Versuch, in einer Bastion Fuß zu fassen, an die man bislang nicht herankam“. Zum fünften Mal in diesem Jahr marschiert Thügida auf.

Der rechte Aufzug soll erst um 18 Uhr beginnen. Nach Angaben von Polizeisprecherin Steffi Kopp sind 300 Teilnehmer angemeldet, eine Zahl, die vermutlich aber nicht erreicht werden wird.

Widerständige Aktionen begannen bereits in der Nacht zum Dienstag. Früher als ursprünglich geplant, wurde schon kurz vor sechs Uhr am Mittwochmorgen ein Haus nahe des Planetariums „von vermutlich linksgerichteten Personen“ besetzt, sagte Polizeisprecherin Kopp. Noch am Morgen hielten sie eine Kundgebung mit mindestens 80 Sympathisanten ab. Die Stadtverwaltung erließ daraufhin allerdings eine Allgemeinverfügung, die alle Demonstrationen außer der von Thügida angemeldeten im Damenviertel untersagt.

„Kreide gegen Dummheit“

Außerdem wurden 43 entlang der Naziroute aufgestellte Halteverbotsschilder entwendet. Einige von ihnen wurden inzwischen in Hinterhöfen und anderen Verstecken wieder entdeckt. Ein Mitarbeiter des Kommunalservices der Stadt KSJ kann den Sinn der Aktion nicht einsehen. Die Schilder seien zum Schutz der Autos von Anwohnern aufgestellt worden, die ausnahmsweise nun im Stadtzentrum parken dürfen. Eine Behinderung des Thügida-Marsches sei so nicht zu erreichen, erklärte der KSJ-Mitarbeiter. Anwohner und eine Initiative „Kreide gegen Dummheit“ haben außerdem begonnen, Straßen und Plätze mit Parolen gegen Rechts zu bemalen.

Das seit 1992 agierende Aktionsbündnis gegen Rechts hat für 17 Uhr zu einem „Picknick gegen Nazis“ an der Sophienstraße aufgerufen. Am Kirchplatz wollen zur gleichen Zeit Politiker der Linken und der Grünen wie Umweltministerin Anja Siegesmund reden. Die Facebookseite „Damenviertelfest Jena“ ruft unter dem Motto „Musik an, Fenster auf“ dazu auf, die Marschroute mit eigener Lieblingsmusik zu beschallen.

Das aufgeklärte und akademisch geprägte Jena zeigte sich schon früher weitgehend resistent gegen „Thügida“. Zum „Führergeburtstag“ am 20. April protestierten mehr als 3.000 Jenaer Bürger gegen etwa 200 Nazis. Oberbürgermeister Albrecht Schröter (SPD) hat sich stets klar gegen nationalistische und chauvinistische Tendenzen positioniert. Pfarrer König beobachtet allerdings einen Trend seitens der Stadtverwaltung, die Demo-Auflagen zu verschärfen.

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3 Kommentare

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  • Das ist schon richtig krass, wenn man sieht, wie Nazis hier immer wieder in eine rechte Ecke gedrängt werden. Die können einem fast schon leid tun (;-))

    • @Rainer B.:

      Die abweichende meinung zu verhindern paste schon immer zu pluralistischer Demokratie, werter Freund.

       

      Antifaschisten in Zivil übernehmen das, wozu die Uniformierten immer noch zu fein sind sind. Oder tun so, als ob.

       

      Wissen Sie, wie das Original hieß?

       

      Hongweibing.

      • @Valery Pokrowski:

        Irrtum, erstens bin ich ganz sicher nicht ihr "werter Freund" und zweitens ist der Begriff "Meinung" in diesem Zusammenhang völlig fehl am Platz. Nazis sind gewiss die letzten die sich irgendwie auf Meinungsfreiheit berufen dürften. Wenn ich sowas höre, wird mir regelmäßig schlecht, denn dann fallen mir immer die Millionen von Menschen ein, die hier gegen Nazis überhaupt erst sowas wie Meinungsfreiheit erkämpft haben und dabei ihr Leben ließen - sie taten das ganz bestimmt nicht, damit heute hier wieder Nazis durch die Straßen ziehen dürfen und dieselbe Scheiße von damals ungehindert als "Meinung" anbieten können.