piwik no script img

Proteste beim Football in den USAFast „Alle gegen Trump“

In der NFL gehen die Antirassismus-Proteste weiter: Fast alle Teams haben sich etwas überlegt. Aber nur noch wenige knien während der Hymne.

Genau choreografiert: die San Francisco 49ers beim Protest am Sonntag Foto: ap

Berlin taz | Eine Woche nach den großen Protesten bei NFL-Spielen, haben wieder Dutzende Football-Spieler während der US-Nationalhymne gekniet. Am deutlichsten war der choreografierte Protest der San Francisco 49ers: Die Spieler stellten sich in zwei Reihen auf, die vordere kniend, die hintere stehend, alle mit der Hand auf dem Herzen. „Seit über einem Jahr protestieren Mitglieder unseres Teams gegen die Unterdrückung und die Ungerechtigkeiten, die es noch heute in unserer Gesellschaft gibt“, hieß es in einem Statement der 49ers. „Unsere Demonstration repräsentiert schlicht unsere Hoffnung, wie unser Land geeint werden und seine Probleme lösen könnte.“

Die Proteste bei NFL-Spielen sind eigentlich über ein Jahr alt – doch seit gut einer Woche ist die Debatte um sie erneut eskaliert. Grund dafür sind Kommentare von US-Präsident Donald Trump. Dieser bezeichnete Football-Spieler, die beim Abspielen der Nationalhymne zu Spielbeginn knien, als „Hurensöhne“, die gefeuert werden sollten.

Nach Trumps Kommentar hatten vergangene Woche knapp 200 NFL-Spieler während der Hymne gekniet oder waren sitzengeblieben. Drei Teams blieben während der Hymne gleich ganz in der Umkleide, was allerdings ein Verstoß gegen die Regeln der Liga ist. Trump legte daraufhin nach: Das Knien sei eine Schande und respektlos gegenüber Menschen, die für die USA gestorben seien. Am Samstag twitterte er: „Es ist sehr wichtig, dass die NFL-Spieler morgen und immer stehen, wenn unsere Nationalhymne abgespielt wird“.

Tatsächlich schienen zahlreiche Teams nun darauf bedacht, nicht weiter zu eskalieren. Außerhalb der San Francisco 49ers knieten nur etwa ein Dutzend Spieler während der Hymne. Weitere Mannschaften machten ebenfalls ihren Unmut deutlich: Vier Mannschaften – die Ravens, Steelers, Saints und Jaguars – knieten kurz vor der Hymne und standen dann mit ihrem Beginn auf.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ein halbes Dutzend Teams standen während der Hymne Arm in Arm, ein Verweis auf die Bürgerrechtsproteste von Schwarzen in den 1960er Jahren. Ein gutes Dutzend Spieler hoben während der Hymne oder während des Spieles ihre Fäuste, ein Verweis auf die Black-Power-Bewegung und dem Olympia-Protest von schwarzen US-Sportlern 1968. Ein Spieler betrat das Stadion mit einem T-Shirt auf dem „Everybody vs. Trump“ – „Alle gegen Trump“ – stand. Bei drei Teams gab es keinen offensichtlichen Protest.

Die Proteste hatten vor einem Jahr begonnen, als der damalige Quarterback der San Francisco 49ers, Colin Kaepernick, regelmäßig während der Nationalhymne auf der Bank saß und später kniete. Nach dem Ende der Saison wurde Kaepernick von keiner Mannschaft verpflichtet und ist nun vereinslos. Während einige Kommentatoren das auf schlechtere Leistungen zurückführen, gehen viele davon aus, dass er wegen seiner Proteste geschasst wurde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!