Protestaktion „Run for their lives“: Solidarität im Laufschritt
Jeden Sonntag gibt es vielerorts den „Run for their lives“, der die Freilassung der israelischen Geiseln fordert. Ein Besuch bei der Hamburger Gruppe.
In den nächsten Minuten schließen sich immer mehr Menschen der Gruppe an. Man begrüßt sich wie alte Bekannte. Als der „Run for their lives“ – der „Lauf um ihre Leben“ – schließlich beginnt, stehen rund 40 Menschen zusammen und bereiten sich aufs gemeinsame Losgehen vor.
Seit Ende November findet der Protestlauf regelmäßig jeweils am Sonntag statt. Hintergrund sind die Entführungen in Israel durch die Hamas am 7. Oktober. Einen Raum für Gemeinschaft und Gedenken wollen die VeranstalterInnen sich selbst, aber auch anderen damit geben.
Den meisten hier geht die Situation der Entführten persönlich sehr nah. Hier finden sich Menschen zusammen, die sich im Schmerz verbunden fühlen. Zu Beginn zeigten noch rund 150 Menschen ihre Solidarität mit den Entführten und deren Angehörigen mit Plakaten und Schleifen in Gelb, als universelles Zeichen der globalen Solidarität.
„Run for their lives“: So, 14. 1., 10.45 Uhr, Hamburg, Krugkoppel 1 beim Trimmfit an der Alster
Dabei ist eigentlich Rot die Farbe, unter der diese Aktion steht. Weil es Aufmerksamkeit schafft und für die entstandenen Wunden steht, erklärt Veranstalterin Noa Hirsch. Gemeinsam mit ihrer Mutter Michal Hirsch hat sie den Protestlauf auch nach Hamburg gebracht.
Am kommenden Sonntag werden die Geiseln seit 100 Tagen in der Gewalt der Terrororganisation sein. Weltweit organisiert das hinter dem „Run for their lives“ stehende globale Bündnis für diesen Tag Aktionen.
Auch die Hamburger Gruppe bereitet erneut einen Protestlauf mit symbolischen Aktionen vor. Auch am Sonntag will sie unter dem Motto „Bring them home now“ mit Plakaten mit Bildern und den Namen der Entführten an der Alster Aufmerksamkeit für die Situation der Geiseln schaffen und dafür sorgen, dass sie nicht vergessen werden.
„Die Geiselschaft Unschuldiger sollte nicht in unserem Alltag untergehen“, sagt Hirsch. „Der erste Schock ist überwunden, denn unser Leben ist nicht so betroffen wie das der Menschen vor Ort“, sagt sie. „Was grade passiert, ist ein Zustand des Okay-damit-Seins, doch solange sich Menschen in Geiselschaft befinden, ist das nicht okay.“
Sie erzählt von einem Video, das vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Es zeigt vier junge Frauen in Gefangenschaft der Hamas. „Das Video der jungen Frauen ist ein Zeugnis dafür, wie nah die Geiseln dem Tod sind“, sagt Hirsch. Neben dem Schmerz über deren Leid und der Angst um ihr Leben zeige das Video aber auch eine Möglichkeit auf. „Denn diese Menschen können noch gerettet werden.“
Dabei soll die regelmäßige Aktion kein Statement zum Krieg oder eine Positionierung darstellen, sondern einen Fokus auf die unschuldigen Entführten lenken, schreibt die Gruppe. Unter den Geiseln seien ältere Menschen und Kinder, die dringend medizinische Hilfe benötigten.
„Wir warten auf die Freilassung aller Geisel“, sagt Noa Hirsch. „Bis nicht jede dieser Geisel nach Hause gekommen ist, wird niemand von uns Ruhe zum Trauern finden. Bis dahin werden wir auf die Straße gehen und weitermachen, auch wenn wir eigentlich eine Pause brauchen“, sagt sie.
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