Protest vorm Agrarministerium: Glyphosat-Honig: Süß und giftig

Zum Auftakt der grünen Woche demonstrieren ImkerInnen gegen Pestizide. Der Anlass: Honig eines Betriebs aus Brandenburg ist vergiftet.

Honig tropt von den Stufen des Agrarministeriums, mehrere weiße Eimer mit vergiftetem Honig stehen daneben

Geschenk der besonderen Art: Glyphosat-Honig für Julia Klöckner, nicht zum Essen aber Anschauen Foto: Laura Binder

BERLIN taz | Für Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) wurde der Mittwochmorgen klebrig: Mehrere große weiße Eimer voller Honig kippten wütende ImkerInnen auf die Eingangsstufen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in der Wilhelmstraße. Warum? Die gelblich-zähe Flüssigkeit ist mit Glyphosat verunreinigt.

Zum Auftakt der Grünen Woche am Freitag wollen die ImkerInnen darauf aufmerksam machen, dass immer wieder Pestizide, sprich Schädlingsbekämpfungsmittel, auf blühende Pflanzen gesprüht werden – zu Lasten der Umwelt. In Zeiten des Insektensterbens fordern sie, dass der Glyphosat­einsatz verboten werden sollte. Ansonsten würde der Verlust der Artenvielfalt seinen Lauf nehmen.

4,1 Tonnen Honig der Erwerbsimkerei Seusing aus Brandenburg sind betroffen, rund 2,5 Tonnen davon haben sie dem Agrarministerium mitgebracht. An den Außenfassaden stapeln sich die Eimer, auf ihnen befindet sich ein Sticker mit der Aufschrift „Glyphosat Honig“, darunter die Zeichnung einer toten Biene.

Imker Sebastian Seusing ist wütend. Seine Frau habe viel geweint, es sei ein Schaden von 60.000 Euro entstanden. Ihr gemeinsamer Betrieb stehe vor dem Aus. „Die Aktion heute ist ein unmissverständliches Signal an Julia Klöckner und die Bundesregierung“, sagt er. Man wolle nicht mehr hinnehmen, dass die Interessen der Chemiekonzerne Bayer und BASF über den Schutz der Insekten und Familienbetriebe gestellt werden würden. „Ich habe diese insektenfeindliche Agrarpolitik satt“, sagt Seusing.

Pestizidverbot gefordert

Julia Klöckner erschien nicht zur Demonstration, sondern schickte ihren Leitungs­stabschef Stefan Schulz. Vor dem Ministerium stand er zwischen den vielen Eimern mit verunreinigtem Honig und Rauchwolken aus Smokern, die ImkerInnen hochhielten. Smoker werden eingesetzt, um Bienen zu beruhigen. Bei den Gemütern vor Ort war die Stimmung eher aufgeheizt.

Neben einer Schubkarre, gefüllt mit toten Bienen, ließ sich der Unmut deutlich spüren. Imker Seusing fordert ein Pestizidverbot in der Sammelzeit der Honigbienen von April bis August „Ich erwarte von Julia Klöckner, dass sie sich gegen eine Neuzulassung von Glyphosat einsetzt, denn das wird Bayer bestimmt wieder probieren“, resümiert er, während weiter der Honig von den Stufen tropft.

Auf einem Banner, das AktivistInnen hochhalten, steht: „Politiker, kocht doch euren Kaffee mit Glyphosatwasser, wenn es so ungefährlich ist!“ Diese Forderung bleibt an diesem Mittwochmorgen erst mal unkommentiert.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.