piwik no script img

Protest in UngarnAuf die Straße gegen Orbán

In Budapest haben erneut Tausende gegen die rechts-konservative Regierung demonstriert. Auch der luxuriöse Lebensstil von Politikern provoziert die Menschen.

Demonstranten vor dem Parlament in Budapest. Bild: dpa

BUDAPEST dpa/kna | „Wir können nicht mehr zurückweichen!“ Unter diesem Motto prangerten die Redner in Budapest die angebliche Korruption unter der Führung von Ministerpräsident Viktor Orbán an. Mehrere Tausend Menschen haben am Dienstagabend erneut gegen die rechts-konservative Regierung demonstriert. Zu der Kundgebung hatten Aktivisten der Zivilgesellschaft aufgerufen. Auch die Ausgabenkürzungen im Unterrichts- und Universitätsbereich und der schleichende Abbau der Demokratie wurden kritisiert.

Seit Ende Oktober ist Ungarn Schauplatz von regierungskritischen Protesten. Ausgelöst hatte dies Orbáns Absicht, das Surfen im Internet zu besteuern. Der Politiker hatte den Vorschlag kurzfristig zurückgenommen. Doch neue Proteste provozierten inzwischen auch der luxuriöse Lebensstil von Regierungspolitikern und autoritäre Ideen des Regierungschefs wie etwa verpflichtende Drogentests.

Die USA hatten zuletzt sechs hohe ungarische Regierungsbeamte, unter ihnen die Chefin des Finanzamtes, wegen mutmaßlicher Korruption zum Schaden von amerikanischen Unternehmen mit Einreiseverboten belegt. Die ungarische Regierung bestreitet die Vorwürfe.

Unterdessen hat auch der Europarat Ungarn für seine Verstöße gegen die Europäische Menschenrechtskonvention kritisiert. Das Land müsse dringend Fortschritte im Bereich der Medienfreiheit, bei Bekämpfung der immer noch verbreiteten Intoleranz und Diskriminierung sowie bei Rechten für Migranten machen, sagte der Menschenrechtskommissar des Europarates, Nils Muiznieks, am Dienstag in Straßburg. Der Vertreter der Organisation von 47 Staaten hatte Ungarn kürzlich besucht.

Der anhaltende Rassismus und die Intoleranz, vor allem gegenüber Roma, Juden, Homosexuellen und Transgendern sowie Asylsuchenden und Flüchtlingen sei besorgniserregend, so der Menschenrechtskommissar. Die ungarischen Behörden müssen ihre Verpflichtung wahrnehmen, Intoleranz und Diskriminierung entschlossen zu bekämpfen. Dies könne durch eine bessere Untersuchung rassistisch motivierter Straftaten geschehen sowie durch Sanktionen gegen alle, die sich gegen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit stellten.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 4G
    4225 (Profil gelöscht)

    auf dem Foto hat sich ein Demonstrant mit der rot-weissen Arpad-Fahne der Jobbik eingehüllt. Die Jobbikk ist die Partei mit dem wohl besten Internetauftritt: http://jobbik.hu/programunk

  • Die "angebliche" Korription in Ungarn, die "rechts-konservative" Regierung, der "schleichende" Demokratieabbau - wer so etwas über einen Mafia-Staat mit mindestens rechtspopulistischer Regierung und einem weit und rasant fortgeschrittenen Demokratieabbau schreibt, hat offensichtlich herzlich wenig Ahnung davon, was in diesem Land in den letzten Jahren passiert, da sind diese Bezeichnungen der reinste Hohn.