Protest in Frankreich: Gelb und rot und mehr
Die „Gelbwesten“ demonstrieren diesmal gemeinsam mit Gewerkschaftlern und linken Parteien. Der Protest richtet sich gegen Regierung und Arbeitgeberverband.
Mehrere tausend Menschen waren zu der Demonstration in der französischen Hauptstadt gekommen. An ihrer Spitze bot sich ein bunteres Bild als bei den Protesten der vergangenen Wochen: Neben gelben Westen waren auch rote zu sehen, sie deuteten auf Vertreter des Gewerkschaftsbundes CGT hin. Gemeinsam trugen gelb und rot gekleidete Teilnehmer ein Banner mit der Aufschrift: „Eine allgemeine Antwort auf einen globalen Angriff“.
Auch die Kommunistische Partei, die Neue Antikapitalistische Partei und die Linkspartei La France Insoumise (das unbeugsame Frankreich) unterstützten den Protest. Es war bereits das 24. Mal, dass die „Gelbwesten“ zu Demonstrationen aufgerufen hatten.
Im Mittelpunkt der Kritik standen diesmal die von Präsident Emmanuel Macron vorgestellten Reformvorschläge, die aus einer Reihe von Diskussionen in der Bevölkerung entstanden waren. Damit hatte Macron auf die Protestbewegung reagiert und versucht, sein Entgegenkommen zu signalisieren.
Die Grünen-Politikerin Esther Benbassa, die bisher an allen „Gelbwesten“-Demonstrationen beteiligt war, verurteilte am Samstag in Paris die Reformvorschläge als unzureichend. „Es ist gut, dass wir heute zusammen mit dem Gewerkschaftsbund hier sind“, sagte Benbassa und fügte hinzu, die politische Linke müsse zusammenhalten. Auch am 1. Mai werde es eine Gelegenheit geben, der Regierung die Ablehnung zu signalisieren.
Die Stimmung beim Protest in Paris war am Nachmittag entspannt, Ausschreitungen wie in den vergangenen Wochen gab es zunächst nicht. Stattdessen wehten Banner mit Aufschriften wie „Diese Gesellschaft wollen wir nicht“ und „Die Jugend auf der Galeere, die Alten in der Misere“.
Neben der traditionell großen Demonstration in Paris war diesmal Straßburg ein weitere Schwerpunkt der „Gelbwesten“. Der 58-jährige Pascal Harter sagte der Nachrichtenagentur AFP, Macrons Reformpläne seien bloßes „Blabla“ und „nichts Konkretes“. Das habe ihn „wieder neu motiviert“, auf die Straße zu gehen, fügte Harter hinzu. Den historischen Stadtkern sowie das Europaviertel hatte die Polizei für Demonstranten gesperrt. Auch in Toulouse, Lille, Rennes und Rouen waren Proteste im Stadtzentrum verboten.
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