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Protest gegen schwarz-gelbes SparpaketBöller sprengt Demo

Demonstranten zünden einen Sprengsatz, der zwei Polizisten schwer verletzt. Voraussichtlich Dienstag können sie das Krankenhaus wieder verlassen.

BERLIN taz/dpa | Bei einer Demonstration gegen die Sparpolitik der Bundesregierung sind am Samstag zwei Polizisten von einem Sprengsatz getroffen worden. Nach Polizeiangaben wurden die Beamten schwer verletzt und mussten im Krankenhaus operiert werden. Das Landeskriminalamt habe die Ermittlungen wegen versuchten Totschlags aufgenommen.

Zu der Demonstration hatte das Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise" aufgerufen. Die nach Angaben des Veranstalters 20.000 Teilnehmer demonstrierten ansonsten friedlich gegen soziale Kürzungen im Zusammenhang mit der Wirtschaftskrise und gegen den Kapitalismus. Redner aus Betriebsräten und Bündnissen kritisierten die Sparpläne der Bundesregierung und appellierten an die Macht der Straße: "Dieses Kürzungspaket ist auch ein Test dafür, wie weit sie noch gehen können", sagte Janek Niggemann vom Bündnis der Demo-Organisatoren. Auf Transparenten wurden unter anderem "anständig bezahlte Arbeitsplätze" gefordert, und es hieß: "Die Wirtschaft ist für den Menschen da, nicht der Mensch für die Wirtschaft."

Nach Polizeiangaben wurden auf der Torstraße Polizisten aus einem Block vermummter Demonstranten heraus mit Flaschen und Steinen beworfen. Darüber hinaus habe ein Sprengsatz zwei Beamte so stark verletzt, dass sie im Krankenhaus sofort operiert werden mussten. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) berichtet von "mehrere Zentimeter breiten offenen Fleischwunden an den Beinen". In der Mitteilung bezeichnet die Gewerkschaft den Vorfall als "Mordversuch".

Teilnehmer, die sich in der Zeit vor der Explosion in der Nähe aufgehalten hatten, berichteten, dass die Polizei zuvor an einer verhältnismäßig engen Stelle in der Torstraße versucht habe, sich zwischen Demonstranten und parkende Autos zu drängen, wodurch Teilnehmer gegen einen Bauzaun gedrückt worden seien. Das zeigt auch ein im Internet veröffentlichtes Foto eines Teilnehmers. Andere berichten, dass versucht worden sei, ein Transparent zu beschlagnahmen. Ein Sprecher der Polizei konnte dazu am Sonntag keine Stellung nehmen. Auch über die Art des Sprengkörpers gebe es noch keine Erkenntnisse. Laut GdP handelte es sich um einen "offenbar selbst hergestellten und mit noch unbekanntem Material gefüllten Sprengsatz". Drei Verdächtige wurden zunächst festgenommen, sind aber mittlerweile wieder auf freiem Fuß.

Michael Prütz vom Bündnis "Wir zahlen nicht für eure Krise" kritisierte: "Wer auch immer die Tat begangen hat, schadet dem Anliegen der Demo und des Bündnisses aufs heftigste." Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) sprach von einem "kriminellen Akt, der mit dem Grundrecht auf Demonstrationsfreiheit nichts mehr zu tun hat", ein Sprecher der FDP-Fraktion von einem "feigen und hinterhältigen Anschlag". Sollte sich herausstellen, dass es sich tatsächlich um einen Sprengstoffanschlag gehandelt habe, sei das eine neue Form der Gewalt, die auch neue politische Reaktionen erfordere.

Auch Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, sieht den Vorfall kritisch: "Es gibt keinen Grund, mit Böllern oder Ähnlichem auf eine Demonstration zu gehen." In der nun folgenden Debatte gehe nicht nur das legitime Anliegen der Demonstranten unter, sondern auch das manchmal fragwürdige Verhalten von Polizisten, die Demonstrationen begleiten. "Jetzt sind automatisch die Polizisten die Opfer und der schwarze Block die Bösen.

Auf der Abschlusskundgebung auf dem Alexanderplatz ging die Polizei dann rigoros gegen Demonstranten vor. Nachdem zunächst einige Teilnehmer nicht auf den Platz gelassen wurden, stürmten Beamte durch die Menschenmenge und nahmen einzelne Demonstranten fest. Nach Angaben der Veranstalter wurden insgesamt sieben Teilnehmer verletzt.

Die beiden verletzten Polizeibeamten können voraussichtlich an diesem Dienstag das Krankenhaus verlassen. Das teilte Polizeipräsident Dieter Glietsch am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses mit.

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38 Kommentare

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  • OH
    Onkel Hotte

    Die europäischen Polizeien haben vor kurzem auf dem Truppenübungsplatz Lehnin Häuserkampf trainiert, warum wohl?

     

    Generalsekretär der EUdSSR Barroso warnt vor Militärdiktatur und Bürgerkrieg in Europa, klar weils ihm ja so viel nutzt einen indirekten Offenbahrungseid zu leisten.

     

    Natürlich alles nicht erwähnenswert.

     

    Viel wichtiger ist das nutzlose Gewäsch einer Kathegorie B bzw C Sportmoderatorin im Silberfischchenfernsehen.

  • K
    kommentarlos

    Keine Flaschen, keine Steine - nur ein Sprengsatz? Ja, haben den die anderen "BösenLinken" ihre Hausaufgaben nicht gemacht - nur einer?

    Wenn es noch einen Skeptiker gegeben hat, der daran zweifelt, dass die Polizei ihre Randalierer selber mitbringen muss, der kann durch diesen Vorfall doe eines besseren belehrt werden!

    Ich denke wenn jemand Verantwortlich ist, dass Frau Merkel.

    Ich kenne die Praktiken der Polizei mit dem sog. "Schwarzen Block". Juni 2007 hat die Polizei es schon mal versucht. Diesmal war die Staatsgewalt besser vorbereitet. Die Aktion hat sicher der sozialen Bewegung geschadet, aber wer profitiert davon?

  • B
    BerlinerJungsMama

    Ich bin entsetzt und schockiert. Wir waren am Samstag auch dort, mit 2 Kindern, 3 Jahre und 1 Jahr alt.

    Ich hatte die ganze Demo als sehr friedlich in Erinnerung.

    Gottseidank (!) sind wir kurz vor der Torstraße abgebogen, nicht auszudenken, wenn ich mit den Kindern da noch mittendrin gewesen wäre!

    Auch Familien mit Kindern ( die ja gerade vom sozial ungerechten schwarz-gelben Sparpaket betroffen sind, dagegen habe ich protestiert!) haben das Recht, zu demonstrieren! Und zwar gewaltfrei!

    Immer wieder höre ich: wie kannst du nur mit den Kindern auf eine Demo gehen.

    Was mich usprünglich gefreut hat: ich hatte den Eindruck, es sind gerade viele aus dem "bürgerlichen" Lager dabei.

    Nun heißt es in der Springer-Presse wieder mal: die linke Krawall-Demo...

    Und fertig ist die Schublade mal wieder, ohne dass man merkt, dass es eigentlich um viel mehr geht als linken Krawall und Katz-und-Maus-Spiele mit der Polizei.

    Schade.

    Der Böller ging buchstäblich nach hinten los.

  • T
    tom

    Hab mir das andere Video angeguckt, glaube es ist eine Neutronenbombe die aus einer Mikrowelle gebastelt wurde.

     

    Spaß beiseite, das ding scheint harmloser als es dargestellt wird, trotzdem muss ich sagen das die bullen sich im vergleich zu anderen demos zurückgehalten haben war selbst dabei und hab versucht

    750 mrd euro schein den bullen zu verteilen, sie haben es nicht angenommen aber mich auch nicht Fastgenommen trotz Kaputzenshirt und sonnenbrille.

  • F
    fluxus

    bezügl. Böller vs. Splitterbombe:

     

    bisher sind alles nur Mutmassungen, die Theorie, dass es sich um einen aufgemotzten, illegalen sog. "Polenböller" handelt erscheint mir aber einfach am plausiblesten, zumal es später noch ein paar andere Böllerexplosionen (harmlose, z.b. in Gebüschen) gab. Eine "selbstgebaute Splitterbombe" a là Gaza war es mit Sicherheit nicht, wie alle umstehenden belegen können, von den vielen Demonstranten in unmittelbarer Nähe (2 m?) wurde niemand verletzt, und auf dem 2. auf Youtube erschienenen Video, das die Detonation aus unmittelbarer Nähe zeigt, sieht man, dass "nur" ein einziger Polizist dabei zu Boden geht.

    In Anbetracht der vielen jedes Jahr an Silvester abgerissenen Finger und Hände (meistens sogar durch legale Feuerwerkskörper!) bedarf es doch wirklich keinerlei Verschwörunsgtheorie, um von einem solchen überdimensionierten Böller auszugehen, der fatalerweise unmittelbar neben dem/den Beinen des/der verletzen Polizisten detonnierte. Wer die Polzeiberichte genau liest, sieht auch, dass dort nicht von Splittern, sondern "nur" von einem einzigen Nagel geredet wird, der aus einem Bein entfernt werden musste. Sicher, schlimm genug, aber Vergleiche mit palästinensischen Selbstmordattentaten sind einfach nur dämlich.

  • H
    HamburgerX

    Die Demonstranten erkennen den Rechtsstaat nicht an, zu dem auch Polizei und die Staatsgewalt gehört. Parolen wie "Haut ab, haut ab" verraten viel über die Gesinnung des Demonstrationsführers und seiner Sympathisanten. Da Demonstrationen in Deutschland leider nur selten friedlich verlaufen, wenn sich radikale Kräfte versammeln, ist ein Polizeischutz notwendig, denn für brennende Innenstädte, verwüste Geschäfte und zerstörte Autos zahlen in der Regel nicht Täter, die nicht identifziert werden können, und verhindert werden kann dies auch nicht durch Fernbleiben von Ordnungskräften.

     

    Wer verbal aggressiv gegen die Polizei hetzt und dann noch mit Flaschen, Böllern oder Schlimmeren wirft, hat sein Demonstrationsrecht meiner Meinung sogar verwirkt. Denn effektiver kann man der Demokratie nicht schaden, als Grundrechte wie das der Versammlungsfreiheit zu pervertieren und damit zu diskreditieren.

  • F
    Franz

    hier ein anderer Blickwinkel auf die "Bombe":

    http://www.youtube.com/watch?v=oz072UNb4sA

  • LW
    Lars Willen

    Es lächelt der See, er ladet zum Bade,

    Der Knabe schlief ein am grünen Gestade,

    Da hört er ein Klingen,

    Wie Flöten so süss,

    Wie Stimmen der Engel

    Im Paradies.

    Und wie er erwachet in seliger Lust,

    Da spülen die Wasser ihn um die Brust,

    Und es ruft aus den Tiefen:

    Lieb Knabe, bist mein!

    Ich locke den Schäfer,

    Ich zieh ihn herein.

     

    Wilhelm Tell 1Aufzug

     

    Es ist immer das gleiche,es ist keine Wiederholung,sondern das eine führt zum anderen.Wer sich bildet kann wenigstens grobe Fehler vermeiden.

  • I
    ina

    schade...es leider die falschen getroffen....dieses sparpaket hat ja nicht die polizei auf den weg gebracht...(die durften nur zur demo den kopf hinhalten).

  • F
    fluxus

    Liebe taz,

     

    warum lasst ihr (nicht nur in diesem Artikel, sondern immer wieder) eine bekanntermassen reaktionäre, tendenziell rechte Lobby-Organsiation wie die GdP zu Wort kommen? Nur weil es in einer schlechten Agenturmeldung so steht, und weil alle anderen Medien es auch tun? Die GdP, die auch nur die blosse Möglichkeit von ungerechtfertigter Polizeigewalt regelmässig vollkommen negiert, wird immer wieder versuchen, verletzte Polizisten so weit wie möglich zu ihren Gunsten auszuschlachten, und natürlich gehört dazu auch, sofort von "Mordversuch" zu sprechen. Sie hat sich schon immer so verhalten, und wird das auch weiterhin tun. Aber muss man denn wirklich jedes Geblubber von denen unbedingt abdrucken? Hilft das in irgendeiner Weise dabei, den tatsächlichen Sachverhalt zu klären?

     

    Ich war beim Geschehen in der Torstr. dabei und ca. 15 m vom Ort des Mega-Böller-Explosion entfernt. Ich habe vor dieser Polizei-Attacke trotz von Anfang an provokativer Wander-Kesselung des antikapitalistischen Blocks durch behelmte und martialisch ausgerüstete Demo-Cops nicht eine einzige fliegende Flasche oder gar Stein gesehen, und, was noch wichtiger ist, ich habe auch in KEINEM EINZIGEN der vielen Berichte, Fotos und Videos im Netz irgendwas von solchen Wurfgeschossen gelesen oder gesehen. Das ist natürlich kein Beweis dafür, dass nicht irgendwo mal irgendetwas geflogen sein könnte, aber es beweist auf jeden Fall klipp und klar, dass die Polizei bis dahin mitnichten einem permanenten Dauerregen von Wurfgeschossen ausgesetzt gewesen wäre, der ihr aggresives Verhalten evtl. rechtfertigen könnte.

     

    Ich selbst rechtfertige in keinster Weise den Einsatz von Knallkörpern (oder was auch immer), die Menschen ernsthaft verletzen können. Aber ich finde es wichtig, dass LeserInnen, die nicht vor Ort waren, erfahren, dass für das Gros der DemonstrationsteilnehmerInnen zumindest im sowie vor und hinter dem antikapitalistischen Block der prägende Eindruck dieses Tages das martialische, provokative und immer wieder gewalttätige Verhalten der Polizei war. Wäre es nicht zu den beiden verletzten Polizisten gekommen, wäre DAS mit Sicherheit im Nachhinein medial thematisert worden, durch diesen einen bescheuerten Böllerwurf wird es jetzt aber natürlich wieder vollkommen ausgeblendet.

  • AH
    Axel Hoffmann

    Traut sich die taz nicht, diese brutale Attacke aus einer friedlichen Demonstration heraus mit klaren Worten zu verurteilen?? Es fehlt jegliche Bewertung-das wäre aber die journalistische Aufgabe gewesen.

  • D
    Daniel

    Ich finde schade, dass die Taz wieder unkommentiert die Polizeigewerkschaft solchen Müll verbreiten lässt.

    Jeder, der in der Nähe war, kann bezeugen, dass dort weder Flaschen noch Steine geflogen sind und der Böller war auch nicht Auslöser sondern Reaktion auf das Verhalten der Polizei.

    An diesem Tag hat sich die Polizei eigentlich nur blamiert. Von Anfang an wurde geschubst, wurde provoziert. Während der gesamte Demonstrationszug unbehelligt laufen durfte, gab es gegenüber dem antikap-Block permanente, willkürliche Übergriffe.

    Natürlich hat der Lauti-Sprecher durch seine Hetzerischen Ansagen sein Übriges beigetragen, aber die Eskalation war von der Polizei _eindeutig_ gewollt.

    Ich bin absolut kein Freund von Gewalt, auch nicht gegen Polizeibeamte.

    Aber wenn wegen versuchten Totschlags ermittelt wird, fehlt wieder mal jegliche Relation. Da müsste man auch wegen versuchten Totschlags bei dem Kopftritt am 1. Mai durch einen Beamten ermitteln.

     

    Die Abgrenzung und Spalterei ist auch wieder eine typisch deutsche Art mit der Situation umzugehen.

    Natürlich finden wir es alle blöd, wenn Menschen verletzt werden. Aber man darf dabei nicht die eigentlichen Ursachen vergessen. Diejenigen, die für die Krise verantwortlich sind und diejenigen, die das Volk gewaltsam im Zaum halten sollen.

  • W
    wolfgang

    durch die "Pepperballs", die von den Bullen mit Sondergenehmigung im Februar in Dresden eingesetzt wurden, sind in den USA sschon einige Leute gestorben. Ganz zu schweigen von den anderen unzähligen Todesfällen bei (eigentlich) harmlosen Einsätzen.

     

    Grundsatzdebatte: Warum haben Menschen -aufgrund einer gewissen "Ausbildung"- mehr Rechte als andere?

     

     

    es geht also gar nicht um einzelne Angriffe, von welcher Seite sie auch kommen.

  • M
    Michael

    Ich will nicht verschwörend wirken, aber eines bitte ich doch ernsthaft und aufrichtig zur Kenntnis zu nehmen: es ist nicht herausgefunden, ob es Demonstranten waren, die da etwas geschmissen haben (selbst, wenn sie wie Demonstranten aussahen). Und ich bitte auch zur Kenntnis zu nehmen, dass die Polizeien auf manchen Demonstrationen Individuen als "Maulwurf" beschäftigen, deren Aufgabe nichts anderes ist, als Situationen herbeizuführen, die für (egal welche) Form von Demonstranten solche Nachteile produziert, dass die ganze Demonstration im Nachhinein, vor allem in den Medien aber auch bezüglich des DemonstrationsWERTES generell, diskreditierbar wird. In unserer Gesellschaft gibt es eigens Anstellungen zu diesem Zwecke und dies ist nicht ignorabel, gleichwohl es ein Problem ist, ohne Frage, ebenso wie es ein Problem ist, wenn auf Demonstrationen Explosionsfähiges in die Mengen fliegt (und es ist gleich, ob es "Demonstranten" oder "Polizisten" trifft, denn die einen machen ihren Willen kenntlich, ebenso wie die anderen zur Kenntlichmachung eines Willens dastehen). Es ist zu verurteilen, dass das passiert ist, aber von wem und woher es kam, ist allein schon deswegen nicht zu klären, weil die Möglichkeit einer simplen Intrige (die vielleicht anders lief, als geplant) nicht ausgeschloßen werden kann. Dass zwei Menschen im Krankenhaus gelandet sind wegen eines Exlposionskörpers, ist zu verurteilen und zwar streng; dass es "Demonstranten" waren aber ist aufgrund der Existenz von Maulwürfen nicht nachweisbar, d.h. das Problem sind hier nicht nur Demonstranten, sondern unsere Verfahren diesen Demonstrationen einhalt gebieten zu wollen und die Techniken, die wir meinen dafür anwenden zu müssen. Desweiteren gibt es den Menschen auch außerhalb der Logik, in seiner ganzen Infernalität, seiner Negativität, die ihrerseits aber nicht von ungefähr kommt. Das Risiko, als Polizist bei einer Demonstration verletzt zu werden ist dasselbe wie bei den Demonstranten. Aller Ordnungs- und Bürokratie- und Korrektheitswille wird nie Herr werden über die menschliche Wut, weswegen es gefährlich ist, sie überhaupt erst hervorzurufen; diese Hervorrufung ist aber nicht die Schuld der Demonstranten, zählt aber offensichtlich maßgeblich mit ins Problem. Pauschalurteile verbeiten sich daher, wiewohl es streng zu verurteilen ist, dass so etwas auf an sich friedlichen Demonstrationen passiert ist. Man sollte sich aber auch nicht zu hoch aufschwingen in der Verurteilung, denn es ist nicht so, dass es nicht Gründe gäbe und dennoch ist es so (das ist bekannt), dass Demonstrationen weitaus gewalttätiger ablaufen können (und das in Deutschland recht selten passiert, Ausnahmen gibt es so wie es auch Regeln gibt!).

  • A
    Anonym

    Hier ist ein Video aus anderer Perspektive. Der Kamermann steht praktisch direkt daneben, und filmt nach der Explosion gemütlich weiter:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=oz072UNb4sA

  • AD
    Anwesener Demonstrant

    Ich war anwesend. Zu Erhellung der Geschichten die durch die Medien geistern, kann ich das neue aufgetauchte Video empfehlen:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=oz072UNb4sA

     

    Zum Vergleich, das sagt die Polizei:

     

    http://www.berlin.de/polizei/presse-fahndung/archiv/299094/index.html

     

    Auf dem Boden um die Polizeibeamten sind keine Flaschen oder Steine zu sehen, es sind auch keine geworfen worden. Ausserdem kann man sehen das es sich nicht um eine Splitterbombe gehandelt hat.

     

    Überflüssig war die Aktion zwar, aber man muss auch nicht die Behauptungen der Polizei abschreiben.

  • K
    keks

    Wie zur Hölle kann man auch eine so dumme Aktion bringen? Abgesehen davon, dass hinter der Uniform auch ein Mensch steckt, der mit so 'nem dicken Böller zweifelsohne verletzt werden kann, sind dort noch andere, gänzlich ungeschützte Demo-Teilnehmer.

     

    Einfach nur bekloppt.

     

    (Hier gehe ich jetzt mal davon aus, dass irgendein Schwachkopf auf Seiten der Demonstranten die Dinger geworfen hat und lasse Verschwörungstheorien einen kleinen Moment außer Acht ;))

  • BG
    Bernd Goldammer

    Wie hieß eigentlich der eingeschleuste Agent- Provokateur von Heiligendamm? Forderte er die Teilnehmer nicht unentwegt auf, Polizisten mit Steinen zu bewerfen? Gab es für den an die Polizei Übergebenen einen Prozess? Wurde er rechtsstaatlich bestraft? Das Klein- TAZitus nicht in diese Richtung denken darf, verstehe ich inzwischen. Und dieses Video hinter der Linkenfahne ist wohl ein Zufall? Waren dem anonymen Autor Ort und Uhrzeit bekannt? Wenn Ihr das Video mitten in diesen Artikel stellt, hätte es sich wenigstens gehört, das ein einziges Mitglied der Linken hier die Möglichkeit erhält, sich zu äußern. Mit solchem Geschreibsel entlarvt sich die TAZ selbst...

  • G
    groooveman85

    Ich verstehe nicht warum sogar die taz von einem "Sprengsatz" spricht; und nur das schlechte Video verlinkt, welches aus großer Entfernung gefilmt wurde.

     

    Hier gibt es ein besseres Video, aus 2 Metern Entfernung gefilmt:

    http://www.youtube.com/watch?v=Nw9ptl3O95o

  • C
    cyctologie

    bin eher gegen verschwörung. aber ist das video nicht von erstaunlich guter qualität? hat den perfekten ausschnitt des geschehens im blick? und ist überhaupt nicht verwackelt?

     

    könnt ihr sagen von wem es gemacht wurde? der filmende scheint "so eine ahnung" gehabt zu haben.

  • HA
    Hans Anders

    Dieses Video vom Vorfall zeigt wohl deutlich das es sich nicht um eine Splitterbombe gehandelt haben kann.

    http://www.youtube.com/watch?v=oz072UNb4sA

  • BL
    Bruno Lo

    Was für ein idiotischer Titel: "Böller" führen doch meistens eher nicht dazu, dass man sich im Krankenhaus die Nägel rausschneiden lassen muss

  • CF
    Carsten Frerk

    Sorry, aber die Pressemitteilungen der Polizei zusammenzufassen ist leider keine sorgfältige Recherche. Augenzeugen haben von diesen Verletzungen nichts berichtet. Und die Darstellungen der Polizei sind nicht nur zu Recht sehr vage sondern wurden auch erst am Sonntag Vormittag (11:15 Uhr), d.h. 20 Stunden später veröffentlicht.

  • JB
    Jack Bristow

    Was haben gewalthafte Aktionen generell auf irgendeiner Demo zu suchen? Ob das selbsgebastelte Bomben, Brandsätze, Flaschen oder Steine sind - mit Zivilisation hat das nichts zu tun. Ich sage: solche Leute haben mit der ursprünglichen Idee einer Demonstration ohnehin nichts mehr gemein. Das sind "Eventrandalierer", immer auf der Suche nach Stress und möglichen "Provokationen" seitens der bösen Polizei.

     

    Problemlösung, Dialog oder Konsens interessiert den schwarzen Block und andere Extremisten nicht im Geringsten. Nein, da wird lieber einem Haufen Polizisten durch Anschläge das Leben zerstört. Ganz großes Kino. Absolut widerlich. Nichts aus der Geschichte gelernt.

  • H
    hanno

    Was für ein lächerlicher scheiß!!!! Ich bin der meinung das die "Böller" von der Polizei geworfen wurden! Alle reine Provokation seitens der Polizei! Ich habe selbst erlebt wie schwarze Polizisten auf wehrlose Rentner und minderjährige eingeprügelt haben...des öfteren! Bei den Protesten in heiligendamm zum G8 Gipfel wurden sogar Zivilpolizisten entlarvt, welche die ersten Steine geschmissen haben, nur um in der öffentlichkeit wieder die bösen gewaltentätigen Demonstranten zu zeigen!! Warum werden diese Polizisten nicht zur Rechenschaft gezogen?

     

    Bei der nächsten Krisendemo wird es nicht bei Böllern bleiben.....

  • E
    ex-journalist

    http://www.youtube.com/watch?v=oz072UNb4sA

     

    hier mal ein video aus nächster nähe..

     

    nix zu danken

  • MS
    Mister Spexx

    Es gibt bei youtube noch mehr Videos dazu, unter anderem das hier:

    http://www.youtube.com/watch?v=oz072UNb4sA

    ich finde das zeichnet doch schonmal ein ganz anderes Bild von der "mit Glas und Naegeln" gefuellten Rohrbombe.

  • GM
    Gosig Mus

    Taz fällt mal wieder auf die Staatspropaganda rein. Glückwunsch. Etwas genauer hingucken könnt ihr wohl -- wenn überhaupt -- nur bei Atomkraft.

  • CP
    Chris Plug

    Wie verachtenswert naiv und arrogant. Jede Art physischer Gewalt seitens der Demonstranten bewegt sich in gerüsteten Ländern wie unserem ausschließlich im Rahmen amtlicher Toleranz. Eine Sichtbare polizeiliche Schusswaffe und der Kindergarten ist aus. Keine Wichsvorlagen mehr für die vermummten Feiglinge, die weder die Geduld noch den Intellekt, noch den veritablen Willen aufbringen, eine nachhaltige Veränderung des Status quo zu bewirken. Das radikal Verdummte immer noch genug Grips haben, sich in den meisten Fällen nicht selbst in die Luft zu sprengen ist außerordentlich bedauerlich. Nichts als Wind in den Segeln reaktionärer Lobbyisten. Ich verneigen mich vor all den Menschen, die ihr Gesicht zeigen, die Zuversicht haben und stark genug sind, auf Gewalt zu verzichten.

  • G
    golem

    Hoffentlich werden diese Verbrecher erwischt und zur Rechenschaft gezogen. Ich wünsche den Polizisten gute Besserung und hoffe das sie keine Langzeitschäden erlitten haben.

  • A
    Apokalytiko

    Gewalt ist ein sicheres Zeichen dafür, dass der immer größer werdende Teil der Bevölkerung nicht mehr an Fairness und Gerechtigkeit glaubt, zumal diejenigen die diese Krise verschuldet haben, immer nach oben fallen bzw. immer abgesichert sind. Die Bevölkerung wird mit immer geringeren Einkommen und mit Hartz IV lebenslang abhängig sein und immer auf die Hilfe und Willkür des Staates, der Wirtschaft bzw. deren korrupten Macher. Das ist eine tickende Zeitbombe und zeigt, dass selbst während einer WM solche Taten möglich sind. Die Bevölkerung steht mit dem Rücken zur Wand und möchte handeln, aber wie? Diskussionen, Debatten, Politiker können doch nichts tun. Selbst Obama sagte beim Empfang seines Friedensnobelpreises, dass Gewalt manchmal legitim ist. Dikattoren und ungerechte poltische Regelungen

    lassen sich allein mit Worten und Argumenten nicht ändern und überzeugen und der letzte Versuch eine Änderung herbeizuführen ist leider Gewalt!

  • J
    JoS

    Zwei Beamte in schwerer Stchutzkleidung erleiden "mehrere cm breite" Fleischwunden, während die nicht geschützten DemonstrantInnen, welche sich ebenfalls ähnlich nah an dem "Sprengkörper" befanden unverletzt blieben? Anstatt zu Dramatisieren (aus dem Messerstecher wurde ja auch ein Hexenschuss) sollte sich die GdP mal der zunehmenden Provokations- und Gewaltbereitschaft von PolizistInnen widmen. Sehr Schade, dass die Studie, welche auch nach Gewalterfahrungen in der Kindheit fragte, gestoppt wurde. Wäre sicher sehr aufschlussreich gewesen...

  • N
    Nadi

    Benedikt Lux, innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, sieht den Vorfall kritisch: "Es gibt keinen Grund, mit Böllern oder Ähnlichem auf eine Demonstration zu gehen."

     

    Oh man, darauf muss man erst mal kommen. Mich würde jetzt interessieren, was Lux in seiner Tasche hat, wenn er zum Eckladen oder in die Abgeordnetenkammer geht.

     

    Außerdem wäre das bloße mitbringen von Böllern nicht problematisch gewesen. Aber auf dem Video hört man ganz schönen Krach und das schadet der Demo und dem Anliegen...

  • G
    guapito

    Es ist absolut richtig dass, das berechtigte Anliegen der Initiative mit solchen Aktionen geschädigt wird, da die regierenden Kapitalmarionetten damit wieder neuen Wind für repressive Politik bekommen, welche dann von der konformen Masse bedenkenlos mitgetragen wird.

    Das eigentliche Thema wird so in den Hintergrund gedrängt.

    Dennoch muss sich ein Staat, der so schamlos von unten nach oben verteilt und immer mehr Verlierer produziert, nicht wundern wenn seine Repräsentanten angegriffen werden.

  • CR
    Christian Relling

    Ich kann und möchte diese Form der Gewalt nicht unterstützen, aber sie ist auch ein Ergebnis der permanenten Beschneidung von Demonstrationsrechten und den häufig illegalem Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten - Wie man in den Wald reinruft, so schallt es heraus, das haben wir schon als Kinder gelernt. Evt.l überdenkt die Polizei Ihre Einsatzstrategien und nimmt vor allem Beamte aus dem Dienst, die sich bei Demonstrationen selbst ausserhalb des gesetzlichen Rahmens bewegen. Dies würde erheblich zur Entspannung beitragen.

  • A
    AndyCGN

    Böller ist ja auch ein hübsches Wort für ne selbstgebaute Splitterbombe. War da jemand im Bastelkurs in Gaza?

  • A
    AutonomHH

    "... dass die Polizei zuvor an einer verhältnismäßig engen Stelle in der Torstraße versucht habe, sich zwischen Demonstranten und parkende Autos zu drängen, wodurch Teilnehmer gegen einen Bauzaun gedrückt worden seien."

     

    Soll das jetzt eine Rechtfertigung dafür sein, eine mitgebrachte Splitterbombe zu werfen?

     

    Tut mir leid, aber der "Schwarze Block" weckt in mir immer häufiger Assoziationen an eine sich selbst ermächtigende linke Sturmabteilung / SA

  • J
    Juwie

    Die Bezeichnung "Böller" finde ich völlig unangemessen! Warum motzt außer mir denn keiner? Alle schon durch den "inneren Reichsparteitag" in ihrer Erregungsfähigkeit ausgereizt?