Protest gegen Verdrängung von Kiezkneipe: Die Meuterei macht wieder Theater
Ein Jahr ist seit der Räumung der Kreuzberger Kiezkneipe Meuterei vergangen. Dies nahm das Kollektiv zum Anlass für eine Kundgebung.
Am Freitag jährte sich die Räumung der Kreuzberger Kiezkneipe Meuterei zum ersten Mal. Dies nahm das Kollektiv zum Anlass, eine Kundgebung vor den, immer noch leerstehenden, ehemaligen Räumen zu halten. Unter dem Motto „13 Jahre sind nicht genug!“ – die Meuterei war 12 Jahre lang in der Reichenberger Straße 85 beheimatet – führte das Performancekollektiv „No budget, no skills“ ein kleines Theaterstück auf.
Man wolle mit dem Stück „den chaotischen, lustigen, bunten und aktionistischen 13 Jahren ihren Tribut zollen“, so das Kollektiv. Ein Ziel, das, dem tobenden Applaus der Kundgebungsteilnehmer*innen nach zu urteilen, durchaus erreicht wurde. Laut Schätzungen der Polizei versammelten sich etwas mehr als 100 Leute vor der ehemaligen Meuterei.
Mehr als nur eine Kneipe
„Die Idee des Abends war es, die Meuterei so darzustellen, wie sie mal war“, sagt Heiko, einer der Mitglieder des Kneipenkollektivs. Für ihn war die Meuterei mehr als nur ein Ort, an dem Bier ausgeschenkt wurde. Eine Meinung, die auch viele andere an diesem Abend teilen. Einer von ihnen ist Christian vom Syndikat, einer bereits im August 2020 geräumten Kiezkneipe in Neukölln. „Die Meuterei war für mich ein kollektiv genutzter Raum, den man für politische Veranstaltungen und Konzerte oder einfach zum Freunde treffen nutzen konnte.“ Orte wie diese fehlten ihm mittlerweile in Berlin. „Ich hoffe, dass die Meute so schell wie möglich Ersatzäume findet“ – und dann vielleicht auch „endlich mal Fassbier“ verkaufe, sagt er mit einem Lachen.
Es gestaltet sich allerdings durchaus schwierig, neue Räume zu finden. Denn da man schließlich eine Kiezkneipe ist, wolle man als solche auch im Kiez bleiben, sagt Heiko. Man habe auch bereits das ein oder andere Gespräch geführt, konkret sei aber noch nichts. Ein Problem sei, dass die meisten Mietverträge nur für ein Jahr befristet seien. Trotz allem gebe man nicht auf, sagt Heiko – und ist optimistisch, dass man sich auch bald wieder drinnen an einem Tresen sehen wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu
Er wird nicht mehr kommen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“