Protest gegen UN-Truppen in Mali: Schüsse auf Frauen und Kinder
In Mali demonstrieren Jugendliche gegen Anti-Terror-Verhaftungen durch französische Truppen. Dabei erschossen UN-Soldaten vier Menschen.
Die Stadt wird nicht von Malis Regierung kontrolliert, sondern von den im Dachverband CMA (Koordination der Azawad-Bewegungen) zusammengeschlossenen Tuareg-Rebellen, mit Hilfe von UN-Soldaten sowie 100 französischen Soldaten. Für diese ist Kidal der Ausgangspunkt von Spezialeinsätzen im Rahmen ihrer „Operation Barkhane“ gegen islamistische Untergrundkämpfer in der umliegenden Wüste.
Am 12. April waren drei französische Soldaten ums Leben gekommen, als ihr aus Gao kommender Militärkonvoi zwischen Kidal und dem weiter nördlich gelegenen Tessalit auf eine Mine fuhr. Seitdem haben französische Soldaten zahlreiche Razzien durchgeführt und mutmaßliche Terroristen festgenommen, unter anderem in Kidal.
Gegen diese Festnahmen richteten sich die Proteste vom Montag. „Wir haben genug von den wahllosen Verhaftungen unserer Kinder“, hieß es auf den Transparenten der Demonstranten, zumeist Frauen und Kinder. „Die Leute demonstrierten am üblichen Ort neben dem Flughafen“, berichteten lokale Journalisten nach Angaben der Zeitung L’Indicateur du Renouveau. „Die Leute näherten sich den UN-Soldaten und riefen Parolen gegen Minusma und Barkhane. Plötzlich schlug die Lage um, sie fingen an zu schießen.“
Nach Angaben der UN-Mission eröffneten die Blauhelme das Feuer, nachdem Demonstranten auf dem Flughafengelände Gebäude anzündeten. Auf im Internet verbreiteten Fotos sind dichte Rauchwolken hinter der Stacheldrahtabsperrung des Flughafengeländes zu sehen. Der Tuareg-Dachverband CMA äußerte sein „Bedauern“ und distanzierte sich von den Übergriffen. Andererseits, erklärte er, „kann nichts rechtfertigen, dass man direkt das Feuer auf Demonstranten eröffnet“.
An der UN-Mission Minusma ist auch die Bundeswehr beteiligt. Sie stehen aber nicht in Kidal; dort befindet sich das Hauptquartier der UN-Kontingente aus Senegal und Tschad. Ihr Einsatz ist gefährlich: Am 2. Februar wurden bei einem Großangriff von Islamisten auf den Flughafen fünf UN-Soldaten getötet und mehrere Dutzend verletzt.
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