piwik no script img

Protest gegen RheinmetallDie Rendite der Rüstung

Gegen den Einmarsch und gegen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine: „Rheinmetall Entwaffnen“ protestiert „gegen das Geschäft mit dem Tod“.

Die Verbindung von Rüstung und Geld: So wurde 2017 gegen Rheinmetall protestiert Foto: Bernd Settnik/dpa

Berlin taz | Die Bundesvereinigung der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie (BDSV) steht in der Regel nicht im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Doch am 10. Mai ruft das Bündnis „Rheinmetall Entwaffnen“ unter dem Motto „Gegen das Geschäft mit dem Tod“ vor der BDSV-Zentrale in der Friedrichstraße 60 zu einer Kundgebung auf. Der Anlass ist die Jahreshauptversammlung des Rüstungskonzerns Rheinmetall, die auch 2022 wie in den beiden letzten Jahren digital stattfindet.

Für Monika Schnicke von der Stiftung Ethik und Ökonomie, die die Aktionen gegen Rheinmetall unterstützt, wird dadurch der Protest behindert. Die Jahreshauptversammlungen von Rheinmetall in den Jahren 2018 und 2019 waren von massiven Protesten begleitet. In Berlin haben sich die An­ti­mi­li­ta­ris­t*in­nen das Büro des BDSV als Protestziel ausgesucht, weil dort der Rheinmetall-Vorsitzende Armin Papperger im Vorstand sitzt.

Der sieht sich seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine wieder im Aufwind. Das neue Selbstbewusstsein des Rüstungskonzerns drückt sich auch im Aktienkurs aus, der in den vergangenen Wochen um das Zweieinhalbfache gestiegen ist.

„Im Krieg fühlt sich das Kapital wohl. Das kennen wir schon aus der Vergangenheit“, erklärt ein Aktivist von Rheinmetall Entwaffnen, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. Die Initiative wolle mit der Kundgebung vor dem BDSV daran erinnern, dass parallel zur Gewinnexplosion in der Rüstungsindustrie die Inflation wächst. Dagegen setzen die An­ti­mi­li­ta­ris­t*in­nen auf sozialpolitische Gegenvorschläge: „Wir brauchen Milliarden für das Gesundheitswesen, den Bildungssektor und für wirkliche Klimagerechtigkeit. Losgelöst von der aktuellen Debatte um die globale Abhängigkeit von fossilem Gas aus Russland brauchen wir ein Ende jeglicher fossiler Brennstoffe – und zwar sofort“, heißt es im Aufruf für die Kundgebung.

„Wir lehnen den russischen Einmarsch in die Ukraine ab, aber auch die deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine“, betonte der Berliner Antimilitarist. Diese Position sei im Berliner Bündnis von Rheinmetall Entwaffnen Konsens.

Im Bündnis Rheinmetall Entwaffnen haben sich zuletzt auch Menschen engagiert, die sich von den Aktionen der traditionellen Friedensbewegung wie den Ostermärschen nicht angesprochen fühlen. Schon vor dem Ukraine-Krieg haben sie den oftmals geopolitischen Ansatz von Teilen der alten Friedensbewegung kritisiert, der sich vor allem den Sicherheitsinteressen verschiedener Staatenblöcke widmete. Die Parole der jungen An­ti­mi­li­ta­ris­t*in­nen lautete dagegen „War starts here“. Dafür steht für sie der Rheinmetall-Konzern ebenso wie die Lobbyorganisation BDSV.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Leute, Ihr seid mutig -- Euch so gegen den aktuellen Trend zu stemmen.

    Bei den aktuellen Waffenlieferungen bin ich ja selber unschlüssig.

    Worin ich mit Euch absolut übereinstimme ist, dass wir für danach eine Exit-Strategie brauchen. Und dass eine Erhöhung der Militärausgaben hier absolut nicht hilfreich ist (wir geben schon mehr als notwendig aus, die Probleme, die wir hier zu lösen haben sind andere).

    Aber das ist gerade nicht Mode. Sondern: RAH! RAH! RAH!

    ...derweil sich die Rheinmetalls die Hände reiben.