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Protest gegen Rechts in WurzenFriedlich, aber nicht in Frieden

Bei einer antifaschistischen Demonstration gibt es Übergriffe von Rechtsradikalen auf Protestierende. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.

Polizeibeamte zur Begleitung der antifaschistischen Demo in Wurzen Foto: dpa

Wurzen epd | Mehrere hundert Menschen haben im sächsischen Wurzen gegen Rechtsextremismus demonstriert. Die Veranstalter sprachen nach Abschluss der Proteste am Samstagabend von rund 500, die Polizei von rund 350 Teilnehmern. Zu der Demonstration „Das Land rassistisch – der Frieden völkisch – unser Bruch unversöhnlich“ hatte das Bündnis „Irgendwo in Deutschland“ parallel zum „Tag der Sachsen“ des Bundeslandes aufgerufen, der in Löbau gefeiert wurde.

Hintergrund der Demonstration seien „die kontinuierlich gewachsenen Neonazistrukturen und die daraus folgenden rassistischen Übergriffe“ gewesen, die in Wurzen zum Alltag gehörten, betonte Bündnissprecherin Sandra Merth. Neonazis hätten auch versucht, die Demonstration und Journalisten anzugreifen. Vereinzelte Gegendemonstranten hätten versucht, zur Demonstration zu gelangen, hieß es dazu bei der Polizei. Dies sei jedoch unterbunden worden.

Laut Polizei kam es im Umfeld auch zu mehreren gegen die Demonstration gerichteten rechtsextremen Straftaten, darunter zu einer gefährlichen Körperverletzung durch einen 46-jährigen Neonazi. Ermittelt werde außerdem wegen verfassungswidriger Kennzeichen. Vor der Demonstration hatten Unbekannte an einer Eisenbahnbrücke in Wurzen eine Strohpuppe aufgehängt, die ein durchgestrichenes Antifa-Symbol auf der Brust trug. „Die Puppe wurde beseitigt“, hieß es dazu bei der Polizei weiter.

Das Bündnis „Irgendwo in Deutschland“ kritisierte, die von Rechtsextremen Angegriffenen hätten sich selbst verteidigen müssen. Täter seien lediglich ermahnt worden und die Beamten hätten sich „bei den vielen bei Hitler- und Kühnengrüßen für nicht zuständig“ erklärt. „Hier waren die Wurzener Zustände für alle sichtbar“, sagte Bündnissprecherin Sandra Merth.

Die Polizei bezeichnete die Proteste gegen Rechtsextremismus im Anschluss als eine „friedliche Demonstration in Wurzen mit keinerlei gewalttätigen Auseinandersetzungen“. Straftaten wurden demnach aus der Demonstration heraus oder von Teilnehmern nicht begangen. Im Vorfeld hatten Geschäftsleute und Anwohner der Demonstrationsroute Medienberichten zufolge zum Teil ihre Häuser verbarrikadiert und Schutzwände vor Fenster geschraubt, um sich vor möglichen Gewalttaten zu schützen.

Am Samstag fanden laut Polizei in Sachsen auch zwei Neonazi-Aufmärsche der Gruppierung „Der III. Weg“ statt, die sich selbst als Partei bezeichnet und die Privilegien des Parteienrechts nutzt, aber kaum zu Wahlen antritt. Die rechtsextremen Aufmärsche in Zwickau und Plauen seien ohne Zwischenfälle verlaufen, hieß es.

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6 Kommentare

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  • Ich hab da mal eine Frage an die Redaktion. Warum hat der dritte von rechts eigentlich so einen Nazi-/Rassisten-Patch auf der Uniform oder ist das nicht erwähnenswert?

     

    Siehe: http://patriotic-flags.com/index.php?main_page=index&cPath=196

    • @Jayden Blom:

      Ist nicht weiter dramatisch. Ich war zunächst auch verblüfft, aber es handelt sich wohl nur um einen Teilnehmer des "Up Helly Aa" Festivals in Island. Dort wird der Winteranfang gefeiert. Ganz grundsätzlich ist diese Flagge( wenn sie nur in weiß gehalten ist) wohl auch nicht politisch belegt, sondern es wird als die erste europäische Flagge in der "Neuen Welt" bezeichnet. Ist die Flagge rot, ordnet man sie dem Isländischem Festival zu. Also kein Panik.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    " Täter seien lediglich ermahnt worden und die Beamten hätten sich „bei den vielen bei Hitler- und Kühnengrüßen für nicht zuständig“ erklärt."

     

    Natürlich ist die sächsische Polizei dafür nicht zuständig. Die läuft wahrscheinlich als Teilnehmer auf der Demo mit. In Sachsen nichts Neues!

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    In Sachsen regiert die CDU seit der Wende. Ein "Problem" mit Rechtradikalismus gibt es nicht. Der Feind sitzt in Leipzig-Connewitz. Teile der CDU arbeiten mehr oder weniger offen mit der AfD und der NPD zusammen, wie in anderen Bundesländern auch. Das Ergebnis kann jeder sehen.

    Für Deutschland seh ich schwarz, im doppelten Sinne, wenn diese Partei im Bund an der Macht bleibt. Bei "Schlägereien unter Jugendlichen" wird es wohl nicht bleiben, da sich der Kanzleramtsminister bei Hart aber Fair mit Alexander Gauland prima versteht, der für die CDU schon die hessische Staatskanzlei geleitet hat und im Frankfurter Magistrat und im Umweltministerium für sie tätig war.

     

    Das ist nicht meine - Leipziger - Freiheit. "Leipziger Freiheit" ist übrigens eine geschützt Handelsmarke der Leipzig Tourismus und Marketing GmbH. Was für eine Freiheit. Dafür ist meine Elterngeneration nun auf die Straße gegangen... https://euipo.europa.eu/eSearch/#basic/1+1+1+1/50+50+50+50/Leipziger%20Freiheit

  • Wieso berichtet die Taz hier nicht darüber, dass schwer bewaffnete vermummte SEK Beamten gegen die Demo vorgeschickt wurden? Wieso thematisiert ihr nicht, welches Bild die Polizei dabei vermitteln will und damit Leute einschüchtert ihr Versammlungsrecht wahrzunehmen?