Protest gegen Rechts in Wurzen: Friedlich, aber nicht in Frieden
Bei einer antifaschistischen Demonstration gibt es Übergriffe von Rechtsradikalen auf Protestierende. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort.
Hintergrund der Demonstration seien „die kontinuierlich gewachsenen Neonazistrukturen und die daraus folgenden rassistischen Übergriffe“ gewesen, die in Wurzen zum Alltag gehörten, betonte Bündnissprecherin Sandra Merth. Neonazis hätten auch versucht, die Demonstration und Journalisten anzugreifen. Vereinzelte Gegendemonstranten hätten versucht, zur Demonstration zu gelangen, hieß es dazu bei der Polizei. Dies sei jedoch unterbunden worden.
Laut Polizei kam es im Umfeld auch zu mehreren gegen die Demonstration gerichteten rechtsextremen Straftaten, darunter zu einer gefährlichen Körperverletzung durch einen 46-jährigen Neonazi. Ermittelt werde außerdem wegen verfassungswidriger Kennzeichen. Vor der Demonstration hatten Unbekannte an einer Eisenbahnbrücke in Wurzen eine Strohpuppe aufgehängt, die ein durchgestrichenes Antifa-Symbol auf der Brust trug. „Die Puppe wurde beseitigt“, hieß es dazu bei der Polizei weiter.
Das Bündnis „Irgendwo in Deutschland“ kritisierte, die von Rechtsextremen Angegriffenen hätten sich selbst verteidigen müssen. Täter seien lediglich ermahnt worden und die Beamten hätten sich „bei den vielen bei Hitler- und Kühnengrüßen für nicht zuständig“ erklärt. „Hier waren die Wurzener Zustände für alle sichtbar“, sagte Bündnissprecherin Sandra Merth.
Die Polizei bezeichnete die Proteste gegen Rechtsextremismus im Anschluss als eine „friedliche Demonstration in Wurzen mit keinerlei gewalttätigen Auseinandersetzungen“. Straftaten wurden demnach aus der Demonstration heraus oder von Teilnehmern nicht begangen. Im Vorfeld hatten Geschäftsleute und Anwohner der Demonstrationsroute Medienberichten zufolge zum Teil ihre Häuser verbarrikadiert und Schutzwände vor Fenster geschraubt, um sich vor möglichen Gewalttaten zu schützen.
Am Samstag fanden laut Polizei in Sachsen auch zwei Neonazi-Aufmärsche der Gruppierung „Der III. Weg“ statt, die sich selbst als Partei bezeichnet und die Privilegien des Parteienrechts nutzt, aber kaum zu Wahlen antritt. Die rechtsextremen Aufmärsche in Zwickau und Plauen seien ohne Zwischenfälle verlaufen, hieß es.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland