Protest gegen Geflügelschlachthof: Feld vom "Flowerbauern" geentert
Aktivisten haben am Montagmorgen einen Acker im Kreis Peine besetzt. Sie protestieren damit gegen den Bau einer Hühnerfarm, die den geplanten Geflügelschlachthof in Wietze beliefern soll.
ALVESSE/PEINE dpa/taz | Gegner des geplanten Geflügelschlachthofs in Wietze bei Celle haben am frühen Montagmorgen einen Stoppelacker im Kreis Peine besetzt. Auf dem Feld soll nach Angaben der Besetzer eine Hähnchen-Mastanlage gebaut werden, die an den umstrittenen Schlachthof in Wietze liefern wolle. Einer der Gegner habe sich an ein Betonfass gekettet, teilte Polizeisprecher Stefan Rinke mit.
Insgesamt würden 15 bis 20 Personen an der Aktion teilnehmen. Ihnen sei bis 12.00 Uhr eine Frist gesetzt worden, den Acker freiwillig zu verlassen. Sollten die Besetzer die Frist nicht einhalten, werden weitere Schritte mit dem Landkreis abgestimmt.
Nach der Räumung des Baulgeländes für den Schlachthof in Wietze am vergangenen Mittwoch war es in verschiedenen Städten zu Solidaritätsdemos mit den Aktivisten gekommen - unter anderem in Lübeck und Erfurt.
In Wietze plant die Firma Rothkötter Europas größte Geflügelschlachtanlage. Für diese müssten in der Region rund 400 Mastfarmen entstehen. Die Gegner dieses agrarindustriellen Großprojekts fürchten eine Belastung der Umwelt durch Antibiotika, Feinstaub und Ammoniak. Zudem werfen sie den Schlachthofbetreibern und Zulieferer-Landwirten Tierquälerei vor. Letztere würden die Tiere auf engstem Raum halten. Verhaltensstörungen bis hin zu Kannibalismus und Selbstverstümmelung seien die Folge. Der deutsche Geflügelmarkt sei gesättigt, die Anlage diene einzig und allein der Produktion für den Export, so ein weiteres Argument der Gegner.
Nach Angaben des Besetzerblogs sollen in dem Mastbetrieb künftig ständig 84.000 Hähnchen gezüchtet werden. An anderen geplanten Standorten für Hähnchenfarmen wie Groß Denkte, Cramme, Mehrum, Wendesse und Solschen (alle im Kreis Peine) sollen je Mastperiode bis zu 40 000 Tiere groß gezogen werden. Rund sieben Mastperioden im Jahr sind vorgesehen, jede dauert üblicherweise 35 Tage. Die Bauern erachten die Geflügelzucht als wichtige zusätzliche Einnahmequelle, weil die Gewinnspannen beim Ackerbau immer geringer ausfallen würden.
Die Gegner des Schlachthofes werfen dem Bauern, der die Mastanlage auf seinem Acker in Alvesse errichten möchte, vor, sein Vorhaben stehe im großen Gegensatz zu seiner sonstigen Selbstvermarktung als naturverbundener „Flowerbauer“.
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