Protest gegen Abriss des SEZ: Hässlich, aber beliebt
Aktivist*innen protestieren gegen den Abriss des Sport- und Erholungszentrums in Berlin-Friedrichshain und sammeln 10.000 Unterschriften für den Erhalt.
![Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ), früheres Vorzeigebad der DDR verwahrlost. Das große Gebäude ist geschlossen und mit buntem Graffiti besprüht. Das Sport- und Erholungszentrum (SEZ), früheres Vorzeigebad der DDR verwahrlost. Das große Gebäude ist geschlossen und mit buntem Graffiti besprüht.](https://taz.de/picture/6899236/14/sez-1.jpeg)
Der GiB, eine bundesweite Initiative, kämpft gegen die Privatisierung von Einrichtungen sowie der Berliner S Bahn. Zum SEZ sind am Vormittag etwa 20 Leute gekommen, sie fordern vom Senat, das Erholungszentrum zu erhalten. Anlässlich des 43. Geburtstags des SEZ will das Bündnis ihre Petition an den Bausenator Christian Gaebler (SPD) überreichen, auch viel Presse ist erschienen.
10.125 Unterschriften habe das Bündnis bereits gesammelt, erklärt Carl Waßmuth, ein Sprecher des GiB. Eigentlich habe man die Petition dem Bausenator hier vor Ort überreichen wollen, der sei jedoch „überraschenderweise“ nicht aufgetaucht. Der Protest scheine „ihn nicht so stark zu interessieren“ so Waßmuth. Die Petition soll nun stattdessen per Fahrradkurier direkt zu ihm ins Büro gefahren werden.
Ein mehrfach vorgebrachtes Argument für den Erhalt waren schöne Kindheitserinnerungen, die Demonstranten mit dem Erholungszentrum verknüpfen. Der Abriss sei schon deswegen eine „Sünde“, ruft Waßmuth. Auch um Asbest gehe es nicht. „Diese Ausrede können Sie nicht verwenden“, adressiert er den Senator direkt. Auch wenn das Gebäude von außen „schlimm“ aussehe und man „sich ein bisschen um die Fenster kümmern“ und „was mit der Farbe machen“ müsste – das SEZ sei intakt, „wir wollen es wiedereröffnet haben!“
Streit um die Nutzung des Zentrums
Um die Nutzung des Zentrums wird seit zwei Jahrzehnten gestritten. Nachdem das Land 2003 das Gelände für den symbolischen Preis von einem Euro an einen privaten Investor verkauft hatte, gingen auch die Rechtsstreitigkeiten um Selbiges los. Das Land Berlin ging davon aus, der Investor würde die Schwimmbäder sanieren und wiedereröffnen, dieser wollte lieber abreißen und bauen.
2022 entschied das Kammergericht, der Investor müsse das Gelände an die Stadt zurückgeben, da er seine vertraglichen Pflichten nicht erfüllt habe. Jetzt will allerdings auch der Senat lieber abreißen und neubauen. Zu verwahrlost sei das Gelände mittlerweile. Statt einem Schwimmbad sollen hier rund 500 neue Wohnungen und eine Schule entstehen.
Linken-Abgeordneter Damiano Valgolio ist zur Unterstützung der Demo gekommen. Er fordert ein Baugutachten, um zu klären, ob ein Abriss überhaupt notwendig sei. Sobald das geklärt sei, könne man im Zuge eines „Ideenwettbewerbes zusammen mit den Anwohnern darüber nachdenken, wie man Sport und Freizeit mit Wohnräumen“ verbinden könne.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?