Programm für barrierefreie TV-Angebote: Fernsehen für alle
Die „Sozialhelden“ starten „TV für alle“. Die digitale Programmzeitschrift liefert eine Übersicht über barrierefreie Fernsehangebote.
Zunächst wird in dem Online-Angebot lediglich das lineare Fernsehangebot angezeigt, also Angebote, die nur während des Sendens empfangen werden können. In einem nächsten Schritt sollen bald auch barrierefreie Angebote in Mediatheken und Streamingdiensten sowie Angebote mit Gebärdensprachübersetzung angezeigt werden können.
Sozialhelden arbeitet dafür mit den Landesmedienanstalten, mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF sowie mit dem Verband Vaunet zusammen, zu dem private Sender gehören. „Das ist schon besonders, dass alle in einem Boot sitzen“, sagt Jonas Karpa von Sozialhelden zur taz. „Unser Angebot ist für alle und von allen.“
„TV für alle“ sei „keine Fernsehzeitschrift für Menschen mit Behinderung“, so Karper weiter. „Es geht nicht um Integration, sondern um ein inklusives und barrierefreies Angebot für alle.“ Die Filter für Menschen mit Seh- oder Hörbehinderung, mit denen auf tvfueralle.de speziell Sendungen mit Untertiteln und mit Audiodeskription angezeigt werden können, können auch ausgestellt werden. Dann wird das gesamte Fernsehprogramm angezeigt. Die Inhalte dafür werden von den Sendern geliefert.
TV meistgenutztes Medium
Barrierefreie Angebote wie Untertitelung, Audiodeskription, der Einsatz von Gebärdensprachdolmetschern sowie Informationen in Leichter Sprache werden zwar vor allem von den öffentlich-rechtlichen Angeboten ausgebaut. Von einem flächendeckenden Angebot sind jedoch alle Sender weit entfernt. Die Audiodeskription ist ein Verfahren, bei dem Bilder mit einem akustischen Kommentar versehen werden, um sie für blinde und sehbehinderte Menschen erfassbar zu machen.
So gibt es im Privatfernsehen bislang kein Angebot mit Gebärdensprachdolmetschern. Phoenix zeigt die „Tagesschau“ und das „heute journal“ in Gebärdenübersetzung, im Ersten sind über das Hybrid-TV-Angebot hbbTV zudem die Polit-Talkshows „Anne Will“ und „hart aber fair“ mit Gebärdenübersetzung zu sehen. In einigen dritten ARD-Programmen gibt es außerdem ein Wochenmagazin für Hörgeschädigte.
Eine Studie zum Mediennutzungsverhalten von Menschen mit Behinderungen im Auftrag der Medienanstalten und der Aktion Mensch hatte im Jahr 2016 gezeigt, dass das Fernsehen für Menschen mit Behinderungen das meistgenutzte Medium ist, wenn es um Information und Unterhaltung geht.
Nicht nur in den Mediatheken, sondern auch im linear ausgestrahlten Programm sei eine „gleichberechtigte mediale Teilhabe“ gewünscht. Die Studie zeigte zudem, dass es bei der Auffindbarkeit von barrierefreien Angeboten große Defizite gibt. „TV für alle“ reagiert nun auf diese Defizite.
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