Programm des Kirchentags in Berlin: Jesus!
500 Veranstaltungen, weiträumige Sperrungen in der Innenstadt, strenge Sicherheitsvorkehrungen – das ist los am Kirchentag.
Was ist da los?
Ziemlich viel. Mit sage und schreibe 2.500 Veranstaltungen wartet der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag vom 24. bis zum 28. Mai unter dem Motto „Du siehst mich“ auf. Verteilt auf die fünf Tage gibt es etwa 400 Gottesdienste und Gebete – das macht 80 pro Tag. Für Seligkeit ist also gesorgt.
Eine Rockandacht und das Mitsingkonzert „Lutherpop“ sind Beispiele für das breite Angebot der Kategorie „Christliche Popularmusik“. Es gibt Veranstaltungen zu religiösem Feminismus und zu Homophobie in der Kirche, Diskussionen über trans*-Sexualität und eine Podienreihe, Planspiele und Theaterstücke zu Flucht, Migration und Integration.
Auf dem Messegelände am Funkturm findet das Fest des Glaubens und Forum der Welt statt – 2.000 Veranstaltungen zu Fragen der Zeit, ein umfangreiches Kulturprogramm und ein „Markt der Möglichkeiten“. Dort muss Eintritt bezahlt werden: Eine Dauerkarte für drei Tage kostet 98 Euro.
Wer kommt da?
Zuerst einmal die über 100.000 Besucher*innen, die sich schon angemeldet haben – plus Tagesgäste. Und dann natürlich die Prominenz für die Podien. Eine Auswahl: Am Donnerstag plaudert Ex-US-Präsident Barack Obama vor dem Brandenburger Tor mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Am selben Tag diskutiert Bundesinnenminister Thomas de Maizière auf einem Podium im Palais am Funkturm über Lüge, Realität und Wahrhaftigkeit, tags darauf SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz im Berliner Dom über Glaubhaftigkeit. Yvonne Catterfeld singt am Freitagabend vor dem Brandenburger Tor für den Kirchentag, während die Berliner Symphoniker am Samstag auf dem Gendarmenmarkt mit Geflüchteten musizieren.
Auch der israelische Schriftsteller und Friedensaktivist Amos Oz kommt vorbei – um am Donnerstag in der Universität der Künste einen Preis in Empfang zu nehmen.
Ist das nicht gefährlich, so eine Großveranstaltung?
Der Anschlag auf dem Breitscheidplatz im Dezember hat seine Spuren hinterlassen – und sich aufs Sicherheitskonzept der Polizei ausgewirkt. Dort ist man auf einen Großeinsatz eingestellt. Nach dem mutmaßlichen Anschlag in Manchester kündigte die Polizei an, die ohnehin strengen Sicherheitsvorkehrungen nochmals zu überprüfen.
Anders als in den Vorjahren wird es beim diesjährigen Kirchentag Taschenkontrollen geben, große Rucksäcke sind komplett verboten. Betonpfeiler, Zäune und gezielt platzierte Polizeiautos sollen Attacken mit Fahrzeugen unmöglich machen. Die Polizei setzt außerdem auf den umfassenden Einsatz von Kameras. Gott sieht alles, die Polizei auch.
Was darf ich dabeihaben?
Flaschen. Und auch sonst alles, was keine Waffe und keine große Tasche ist.
Und was ist mit Weihwasser?
Da Flaschen erlaubt sind: kein Problem. Aber das ist doch eher was für Katholiken und somit kein notwendiges Accessoire für den Evangelischen Kirchentag.
Wo sollte ich nicht parken?
Kommt drauf an, wann. Auf keinen Fall in der Straße des 17. Juni – die ist ebenso wie die Ebertstraße vom 21. bis zum 31. Mai gesperrt. Der Kirchentag spielt sich vor allem in einem großen Radius rund um das Brandenburger Tor ab.
Das Veranstaltungsgebiet des „Abends der Begegnung“ umfasst das Areal Spreeufer, Friedrichstraße, Französische Straße, Ebertstraße und Straße des 17. Juni sowie die davon eingeschlossenen Straßenzüge. Das Gebiet wird einen Tag lang für motorisierten Verkehr gesperrt sein. Auch am Gendarmenmarkt gibt es vom 25. bis zum 28. Mai Straßensperren.
Für die Abreise der Teilnehmenden zum Festgottesdienst in Wittenberg wird die General-Pape-Straße Am Bahnhof Südkreuz am 28. Mai zwischen 2.00 Uhr und 24.00 Uhr gesperrt.
Was machen die Katholiken?
Mit. Man legt ja Wert auf Ökumene. Das Erzbistum Berlin bietet unter anderem eine kirchengeschichtliche Schiffsrundfahrt auf der Spree an.
Und was kann sonst machen?
Der Blasphemie frönen und Monty Pythons „Das Leben des Brian“ gucken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich