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Prognose für 2050Mehr Plastik als Fisch im Meer

Klingt wie ein Witz, stimmt aber: Wenn alles so weiterläuft wie bisher, schwimmt im Jahr 2050 in den Ozeanen der Welt mehr Kunststoff als Fisch.

Der Fisch ist Kunst und aus Glas, eine Auswilderung bei seinen Plastikgenossen im Meer aber bald denkbar. Foto: Patrick Pleul/dpa

Berlin taz | Das hier lesen dauert eine Sekunde. In der Zeit ist weltweit ein kompletter LKW voller Plastik in die Meere gekippt worden. Jede Sekunde geht das so, Tendenz steigend und zwar so schnell, dass es bis 2050 zu einer absurden Situation kommen könnte: Vom Gewicht her schwimmt dann mehr Plastikmüll in den Ozeanen als Fisch.

Eine Kurzstudie dazu hat heute das World Economy Forum im schweizerischen Davos präsentiert, wo sich gerade 2.500 wichtige Menschen aus Wirtschaft und Politik treffen, um über die sogenannte Vierte Industrielle Revolution zu reden.

Doch ob die Meere tatsächlich vom Plastik dominiert werden, ist längst nicht ausgemacht. Die Rechnung beruht auf einem Business-as-usual-Szenario. Es unterstellt, dass es keinerlei Maßnahmen gegen den Plastikwahn gibt und der Verbrauch weiter in dem Maße ansteigt, wie in den vergangenen Jahren.

Dann wären es im Jahr 2050 vier volle LKW-Ladungen Kunststoffmüll, die jede Sekunde in den Meeren verteilt werden. Viermal so viel wie heute, was durchaus möglich ist: In den letzten 50 Jahren hat sich der Plastikkonsum weltweit verzwanzigfacht, wie es in dem Report The New Plastics Economy heißt.

In den letzten 50 Jahren hat sich der Plastikkonsum weltweit verzwanzigfacht

Das Problem ist bereits heute gewaltig. Erst im Januar veröffentlichten Biologen vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven eine Studie, nach der sich Plastik längst in den Mägen vieler Speisefische aus der Nordsee befindet, etwa bei Makrele oder Kabeljau ist das der Fall. Unklar ist nur, wie und ob sich das auf den Menschen auswirkt.

Die Vermüllung der Meere ist nicht nur in Davos auf der Tagesordnung, die Staats- und Regierungschefs der G7 haben im vergangenen Jahr bei ihrem Gipfel auf Schloss Elmau das Thema auf die Agenda der internationalen Politik gesetzt. Die EU verspricht, bis 2030 drei Viertel ihres Verpackungsmülls zu recyceln.

Die Autoren der Davos-Studie geben den Rat, die gesamte Plastikwirtschaft schlicht zu revolutionieren – schließlich sind die Technologien dafür längst da.

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4 Kommentare

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  • "Das Problem ist bereits heute gewaltig. Erst im Januar veröffentlichten Biologen vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven eine Studie, nach der sich Plastik längst in den Mägen vieler Speisefische aus der Nordsee befindet, etwa bei Makrele oder Kabeljau ist das der Fall. Unklar ist nur, wie und ob sich das auf den Menschen auswirkt."

     

    NUR das ist unklar, ansonsten alles weitgehend in Butter?

    Äh hallo, geht's noch: Ob sich das Plastikzeugs über die (betreffend Seefisch sowieso hinterfragenswert industrialisierte) Nahrungskette auf das Wohlbefinden des geneigten Konsumenten auszuwirken geeignet sei? Wenn's nix tut, dann ist ja alles gut, Ja ne, is klar.

     

    HEY, diese Plastikscheisse gehört einfach ÜBERHAUPT nicht ins Meer. Punkt. Wer da mit jajeinvielleichttutsnix-Grenzwerten anfängt, herumzudiskutieren, hat NICHTS kapiert.

  • Ganz ehrlich, wenn Menschen immer erst darauf warten, dass irgendein Politiker irgendein Gesetz erlässt, bevor sie irgendwas ändern, dann läuft doch generell bei den Menschen etwas falsch. Wie ernst gemeint kann denn dann der Umweltschutz sein, wenn ich weiterhin Plastiktüten kaufe, obwohl ich weiß, dass diese die Umwelt belasten und ein Stoffbeutel wohl die bessere Alternative wäre? Ja, es ist derzeit schwer komplett auf Plastik zu verzichten, aber es ist nicht schwer auf unnötiges Plastik zu verzichten und die Plastiktüte könnte da schon einmal ein Anfang sein ...

    • @Sven Buchien:

      Nur das die Plastiktüten, die's bei uns im Laden zu kaufen gibt, unschädlich mit Müll verbrennbar sind und auch wegen der deutschen Recycling- Mentalität vermutlich nicht im Meer landen. Problematisch sind doch vor allem die Plastikverpackungen, in denen denen die Waren zur Selbstbedienung im Supermarkt angeboten werden und die Sie deshalb beim Kauf kaum umgehen können, dann all dieser Plastikkrempel der als Ware angeboten wird, Spielzeug etc. Und wie gesagt, bei uns landet das Zeug wenigstens noch zum großen Teil im Müll und wird halbwegs sachgerecht entsorgt und nicht im Meer. Um dieses Problem anzugehen, ist die große Politik gefragt, da muss sich einiges ändern, nicht nur im Kaufverhalten.

      • @Artur Möff:

        Okay, weil unser System so super ist, produzieren wir einfach weiter Plastikmüll, oder wie muss ich den Kommentar jetzt verstehen? Jede Plastiktüte, die gar nicht erst hergestellt wurde, ist besser, als die, die in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt wird, was dann übrigens auch kein Recycling ist, sonder die Vernichtung von Ressourcen. Und da ist egal, ob diese in Deutschland verbrannt wird oder irgendwo anders ins Meer gekippt wird.

         

        Jedes Stück Plastik, dass eingespart werden kann, schont die Umwelt und die Ressourcen. Und das fängt bei der Plastiktüte an, auch bei der hier in Deutschland.