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Pro und KontraSind die Uniproteste erfolgreich?

Wiederholt gingen die Studenten in den letzten Jahren auf die Straße. Genutzt hat es nichts. Auch jetzt wird das wieder so sein, meint Anna Lehmann. Gordon Repinski ist da ganz anderer Meinung.

Studentenproteste an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Bild: dpa

P ro

Ach, schon wieder die Studierenden auf der Straße! Klar, der Reflex ist da, zu sagen: Das gab es schon oft, alle regen sich auf, und spätestens Weihnachten gehen sie wieder brav nach Hause. Vorher gibt es warme Worte aus der Politik, vielleicht auch ein Treffen mit Studivertretern, bei dem außer schönen Fotos nichts rumkommt. Mancherorts mag das sogar stimmen. Aber dabei wird es diesmal nicht bleiben.

Die verantwortlichen MinisterInnen haben bei den Forderungen nach einer längeren Studienzeit und nach weniger Arbeitsbelastung im Studium weitgehende Zugeständnisse gemacht. Der Bachelor in acht statt sechs Semestern wird bald an vielen Universitäten möglich sein, ein Auslandsstudium ist wieder leichter integrierbar, die Prüfungsdichte wird sinken, das Bafög wird erhöht.

Auch die Rhetorik hat sich verändert. Noch vor wenigen Monaten nannte Bildungsministerin Annette Schavan die Proteste "gestrig" und lobte die Fortschritte der Bologna-Reformen. Das würde sie sich heute nicht mehr trauen. Die Eile, mit der die verantwortlichen MinisterInnen in den Ländern Änderungen angekündigt haben, ist bezeichnend. Der Druck der Straße ist zu groß geworden.

Die neue Rhetorik der Politik gibt einen Hinweis darauf, was sich abseits von technischen Korrekturen an Bachelor und Master getan hat. Denn der eigentliche Erfolg der Proteste liegt noch nicht einmal in den unmittelbaren Reaktionen auf die Forderungen. Der wirklich durchschlagende Erfolg ist, dass die schon in den letzten Jahren steigende öffentliche Wahrnehmung mittlerweile eine unerwartete Dimension erreicht hat. Diese erlaubt es der Politik nicht mehr, so nachlässig mit dem Thema umzugehen, wie es seit Jahrzehnten der Fall gewesen ist.

Die schwarz-gelbe Regierung plant bekanntlich, mit Steuerentlastungen in Milliardenhöhe die für Bildung zuständigen Länderhaushalte zu ruinieren. Diese zukunftsverachtende Politik lässt man ihr nicht mehr durchgehen. Nicht nur die Studierenden spüren, dass etwas falsch läuft - sondern viele Menschen, denen Bildungspolitik zuvor noch als Gedöns galt.

Gordon Repinski ist Bildungsredakteur der taz.

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Kontra

Die Studierenden sind dabei, sich mit Brosamen zufrieden zu geben. Mit der Ankündigung, dass der Bachelor länger dauern darf und der Zugang zum Master etwas breiter angelegt wird, ist die Politik fein raus: Es kostet sie erst mal nichts und umsetzen müssen es die Hochschulen. Am Grundproblem, dass die Bundesrepublik zu wenig Geld in ihr Bildungssystem steckt und zu wenige Menschen ein Studium absolvieren, ändert sich gar nichts.

Schon 1997 trugen SchülerInnen und StudentInnen schwarze Pappsärge mit der Aufschrift "Bildung" durch die Straßen. Damals befand sich Deutschland aber noch in guter Nachbarschaft zu anderen Industrieländern. Zwölf Jahre und zwei Streiks später ist die Bundesrepublik abgehängt. Die OECD hat vorgerechnet, dass Staat und Bürger jährlich 32 Milliarden Euro zusätzlich aufbringen müssten, damit Deutschland das durchschnittliche OECD-Niveau erreicht. Ob ein paar tausend zornige Audi-Max-BesetzerInnen mehr Überzeugungskraft entwickeln als die marktliberale OECD?

Die wahre Crux dieses Bildungsstreiks ist aber, dass vor allem jene nach besserer Bildung rufen, die schon im Erste-Klasse-Abteil Richtung Zukunft sitzen, selbst wenn der Zug rumpelt. Doch wieso empören sich die über 50.000 Studienberechtigten nicht, die jährlich auf ein Studium verzichten, sei es, weil eine Ausbildung lohnender scheint, sei es, weil ein Studium erst mal nur kostet? Wo sind jene Millionen Schüler und Schulabgänger, die erst gar keine Reifeprüfung machen, weil sie schon mit 10 oder 12 Jahren auf Bildungswege geschickt werden, die ihren "praktischen" Begabungen entsprechen?

Wenn die Bundesrepublik wirklich steigende Absolventenzahlen will, dann müssen künftig mehr Leute gewonnen werden, deren Eltern nie eine Hochschule besucht haben. Dazu muss das Bafög radikal ausgebaut statt - wie aktuell - nachgebessert werden. Bessere Bildung für alle, dieses Ziel lässt sich nicht mit Hörsaalbesetzungen erreichen. Erst wenn sich die wenigen in den Hochschulen mit den vielen, die draußen bleiben, verbünden, hat ein "Bildungsstreik" Erfolg.

Anna Lehmann ist Bildungsredakteurin der taz.

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23 Kommentare

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  • D
    dogface007

    Demostrationen bringen gar nichts.Sonst wären sie verboten.Unsere Marionetten Regierung von knapp

    70 % DER BEVÖLKERUNG LEGEMITIERT hatt überhaupt

    kein Interresse daran unsere Jugend gut zu Bilden.

    Gut ausgebilde ,aufgeklärte selbstständig Denkende

    Bürger sind eine Gefahr für die Herschende Klasse.

  • C
    Charlotte

    Derweil plant Schavan unbeeindruckt von der Kritik an ihrer miserablen Politik munter weiter die Privatisierung der Bildung:

     

    "In der Rheinischen Post hat sich Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) unterdessen für ein staatlich gefördertes "Bildungssparen" ausgesprochen. Nach dem Vorbild des Bausparens oder der Riester Rente könnten Eltern für die Bildung ihrer Kinder vorsorgen. Der Staat würde eine Zulage zahlen oder die Beiträge steuerlich absetzbar machen. Die SPD kritisierte diesen Vorschlag. Die Ministerin plane damit die Privatisierung der Bildung, sagte die SPD-Bildungspolitikerin Eva-Maria Stange."

     

    http://www.taz.de/1/zukunft/wissen/artikel/1/bildungsstreik-erreicht-hotel-adlon/

  • MB
    M. Beyer

    Die aktuellen Versprechen aus der Regierung mögen vielleicht die nicht betroffene Bevölkerung beruhigen, ermüden jedoch jeden, der mit den Miseren des Bildungssystems vertraut ist, sei es durch Recherche oder Betroffenheit.

     

    Höhere BaFöG-Sätze zu versprechen, gleichzeitig aber auch das jedem sozialen Verständnis widersprechenden Stipendienprogramm zur Förderung zukünftiger Bildungseliten und damit möglicher schwarz-gelber Wähler anzuhängen, ist ein Hohn der Politik auf die ernst gemeinten, doch leider nicht ernst genommenen Streiks der SchülerInnen und Studierenden.

     

    Jene Bafög-Erhöhungen werden nämlich vermutlich nicht einmal dieser durch das Stipendienprogramm sich intensiver öffnende Sozialschere wieder entgegenwirken können, geschweige denn die bestehenden Probleme kurieren. Kurzum: Eine Mogelpackung mit mehr Nachteilen als Vorteilen wird den Streikenden angeboten, in der Hoffnung, dass sich entweder die Bildungsmisere als erfolgreich zeigt und die Streikenden ergo zu dumm sind, dies zu bemerken oder dass zumindest die derzeit meinungsgespaltene Bevölkerung eine "sich bemühende" Regierung sieht und somit den Streiks mit Unverständnis entgegen tritt.

     

    Die finanzielle Notlage der Universitäten und Schulen, die parasitären Einflüsse wirtschaftlicher Ideologien und Institutionen in der Bildungspolitik und die daraus resultierende soziale und fachbezogene Selektion von Schülern und Studenten (um nur wenige der Hauptprobleme zu nennen) kann nicht durch warme Luft und ein von leeren Versprechungen beflecktes Lächeln gelöst, ja nicht einmal der Unmut der Betroffenen beschwichtigt werden, im Gegenteil:

     

    Die SchülerInnen und Studierenden werden weiterhin ihre Streiks, Demonstrationen und Hörsaalbesetzungen fortführen, bis endlich eine angemessene Reaktion der Bundesregierung erfolgt oder sie versucht, die friedlichen Proteste mit ihrer gewohnten exekutiven Härte zu zerschlagen. Dass viele Studierende (insbesondere die Lehramts- und Jura-Studierenden, für die schon der kleinste Makel im polizeilichen Führungszeugnis ein zukünftiges Arbeiten im angestrebten Beruf nahezu unmöglich macht) mit den Besetzungen große Risiken auf sich nehmen, ist ein Beweis für die akute Notlage, die nicht weiter durch stillschweigendes Aussitzen hingenommen werden kann.

     

    Wichtig ist allerdings nicht nur die rasche und essentielle Kritikpunkte aufgreifende Reaktion der Regierung, statt durch vermeintliche Empathie auf niederträchtige Weise neue Wählersympathie zu gewinnen. Wichtig ist das Verständnis und die Solidarität der Bevölkerung, der Hochschulleitungen (was überwiegend bereits der Fall ist), der Medien (ebenfalls größtenteils bereits der Fall), aber ganz besonders der Mitstudierenden, die sich -aus Angst, Unwissen oder Lethargie- bisher zurückgehalten haben.

  • AH
    Alter Hase

    Studentenstreiks gibt es jede Generation wieder, ich hab meinen 1988/89 (viel besser :-) organisiert, wir haben immerhin 50000 auf den Marienplatz gebracht. Das bringt ausser Kosmetik nichts, die Forderungen sind immer die gleichen, mehr Geld, weniger Leistungsdruck, anschliessend geht es, völlig zurecht, ein ganz klein wenig in die andere Richtung. Die "Ungerechtigkeiten" verschwinden, sobald man auch auf Noten und andere Leistungsmerkmale auswertet.

  • N
    Name

    Wie kann denn Herr Repinski die Lippenbekenntnisse der Politik als Erfolg werten? BAföG erhöhen und Studienzeit verlängern ändern an den bisherigen Missständen nicht viel. Im Bachelorstudium ist bisher vor allem der Einstieg zu voll, zum Ende hin normalisiert sich der Stundenplan im Vergleich zum Magisterstudium. Als ein Student, der beides erlebt(e), meine ich schon, dies beurteilen zu können, mag aber an anderen Hochschulen auch anders aussehen. Dies hilft aber alles nichts, wenn man trotzdem mit 100 Leuten in einem Seminar sitzt und dieses dann mehr Vorlesungscharakter bekommt. Weder BAföG-Erhöhung, von der ja auch wieder nur ein kleiner Teil profitiert, noch Studienzeitverlängerung lösen dieses Problem, wenn man zu wenig Personal hat. Wenn in einer Fachrichtung nur ein Seminar angeboten wird, alle, die zur gleichen Zeit anfingen dieses Seminar belegen soll(t)en und dazu noch die alten Studiengänge kommen, die ja noch beendet werden dürfen, dann hilft nur eins: Mehr Geld in die Bildung investieren. Und was die Schule angeht: Dort fehlt es nicht nur an Geld, sondern auch an Konzepten. Allein der Koalitionsvertrag in Schleswig-Holstein zeigt mehr als deutlich, dass keiner weiß, was er tut.

     

    Aber Hauptsache die Politiker lassen sich feiern, freuen sich n Keks über ihre Bildungsrepublik und wissen doch ganz genau, dass ihre Lippenbekenntnisse nur das dumme Volk ruhig stellen sollen. Ein wirkliches Interesse an Änderung gibt es nicht. Das wäre ja auch was, wenn sich die Machtelite von Emporkömmlingen bedrohen lassen würde. Ein Glück, dass Schavan schon neue Gedankenfürze äußert.

     

    Ich hoffe nur, dass die Gesellschaft sich nicht so schnell zufrieden geben wird, aber diese Hoffnung erscheint utopisch. Die mediale Leitkultur wird schon dafür sorgen, dass bald andere Dinge in den Köpfen der Menschen umherschwirren...

  • P
    P.O.O.

    zu kontra:

    Zumindest hier im Audimax in Würzburg ist keiner so blauäugig, sich mit Brosamen zufriedenzugeben. Der Durchhaltewille ist da und es wird Tag und Nacht hart gearbeitet um den Damen und Herren Politikern sinnvolle Lösungsvorschläge zu machen. Bildung ist in Deutschland der wichtigste Rohstoff, das muss jedem klar werden. Dass sich das nicht auf die Studenten beschränkt, sondern auf jeden erstreckt der irgendeine (Aus)bildung geniesst oder dies möchte und aus finanziellen Gründen nicht kann, ist hier allen klar. Der größere Kontext ist uns hier sehr bewusst. Dass die Schüler sich noch so zurückhalten liegt an teils sehr repressiven Massnahmen seitens der Rektoren (Informationsblätter konfiszieren etc).

    Mittwoch morgen um 8:00 kommt WissMi Heubisch hier vorbei, ich bin gespannt was er zu sagen hat...

  • S
    Schüler,Student,Mann,Frau,

    Es ist gut, dass mehr Geld gefordert wird, denn es gibt zu wenig. Auch Lehrpersonal ist Mangelware, eine Forderung nach einem Mehr daher durchaus korrekt.

     

    Das ist jedoch bei Leibe nicht alles! Nicht der Bachelor/Master ist der Anfang vom Ende gewesen: die Diplom-Studiengänge sind ebenso Macht-geil konzipiert wie der Bachelor. Das Diplom ist nur latenter, aber nicht besser darin. Die Studenten werden, gesetzt alle oder viele ihrer Forderungen werden erfüllt, wieder an die Unis und die Schüler an die Schulen gehen und von dem, was wirklich frustet, was den Aufenthalt an diesen Orten zu aufgezwungener rausgeschmissener Zeit macht, wird sich nichts verändert haben. Im Gegenteil, dann bedeuten mehr Lehrkräfte auch mehr Möglichkeit für die Verteilung von Verwaltung, d.h. differenzierter Verwaltung als jetzt (die gerade aus Personalmangel häufig noch nicht so arbeitet wie sie soll, und wenn sie es einmal tun wird, wird es schlimmer, nicht besser). Und hier ist die Ambivalenz: mehr Geld und mehr Lehrkräfte können gut sein, aber ebenso das genaue Geegnteil.

     

    Was ist mit der Schulpflicht, die Hitler 1938 eingeführt hat? Was ist mit dem Zwangsunterricht? Was ist mit der Tatsache, dass die meisten Menschen, einmal aus der Schule oder Uni raus, sich für den Rest ihres Lebens kaum daran erinnern können, was sie in der Schule oder Uni alles gelernt haben sollen, hinzugerechnet zu der Tatsache, dass das meiste davon nie einen Nutzen hat? Sozusagen: ziehen wir von der Schule und Uni ab, dass alles oder vieles, was dort gelernt werden soll, entweder entbehrlich oder aber nutzlos, überflüssig ist: was hat die Schule und Uni dann noch für einen Sinn? Was bleibt über, was legitimiert?

    Und warum fordern alle eigentlich MEHR STAAT wenn sie WENIGER DIKTATUR wollen? Das ist noch das paradoxe daran, dass wir es nicht weiter bringen als zwischen Wirtschaft und Staat zu tingeln, als gäbe es sonst nichts, wofür man leben wollen könnte. Als gäbe es sonst keinen Sinn von Bildung, wenn sie nicht im Namen des Staates oder im Namen der Wirtschaft stattfindet.

     

    Das eigentlich traurige an dieser ganzen Streikbewegung: sie fordert kein neues, anderes Lernen und Leben 8ausser auf Aufklebern), sondern mehr traditionelle Regelhaftigkeit, Geplantheit, kurz: mehr Kontrolle - nur mit anderer Münze, gleichwohl sie die selbe Prägung hat wie alle anderen...

     

    Hier zwischen Pro und Kontra zu unterscheiden ist nicht angebracht, denn noch ist diese Bewegung in nichts verschieden zum Alltag, sie ist jetzt schon komplett integriert worden in die Ordnung der Dinge: Protest 2009 - er zerstört nicht, er erhält noch...

  • UF
    Uschi Friedrich

    Ich darf vielleicht an die zahlreichen Proteste 2006 in Hessen erinnern. Dank der Presse und der Linkspartei, die beide auf jeden Zug aufspringen um Leser/ Wähler zu gewinnen ist es gelungen Studiengebühren abzuschaffen! Die Frage ob dies grundsätzlich etwas ändert stellen ist irrelevant.

  • RD
    Richard Detzer

    Man darf eine Studentenbewegung nicht mit Bildungsanstrengungen verwechseln. Hier geht es offenbar um das Prozedere, unter welchen Komfortbedingungen Bildung erreicht werden soll. Steht am Ende nur die Formel mehr Geld = Bildung, können wir das ersetzen Bewegung = vergessen.

    Gut zu erkennen dafür, wie Interessensbereiche aufgesplittet werden zugunsten sekundärer Bedarfsinteressen, siehe Korrelation mit anwachsenden Geschäftsbereichen, Amtsbemühungen, Regierungsabsichten. Das heißt, Aktivität weckt derzeit nur Interesse an der Konsumption, weniger das Interesse an einer Mitmach-Kultur.

    Die Hoffnung, ein Einlenken der Regierung mit einem Erfolg der Bewegung vergleichen zu können, liegen bei Null. Der Regierung geht es nur um Komfortbedingungen, unter denen Regierung weiter stattfinden kann. Allein der Unterschied weniger Bewegung = mehr Regierung macht den Sinn und Zweck einer Regierung, möglicherweise auch einer Bewegung, klar.

    Nur wenn solche Bewegungen in einem vernünftigen Kontext stehen, hat das überhaupt eine Chance auf Aufmerksamkeit. Bis dahin kann man auch sagen, sind Studenten wie Rentner. Nur können die einen noch laufen, die anderen nicht.

  • NE
    noch ein Schüler

    @ Schüler:

     

    Genau das ist der Punkt! Die Bildungsstreikbewegung wurde von Schülern ins Leben gerufen! Ohne das Schulsystem gerecht zu gestalten wird es auch nie an den Hochschulen vernünftig laufen. Also liebe TAZ: Warum immer nur Studenten? (klingt es eifnach besser wegen 68 und weil Studenten eben protestieren müssen) Ist es nicht viel erwähnenswerter, dass sich endlich die Schüler aufgerafft haben und was tun? Was nie in dem Umfang vorher geschehen ist, bei den Studenten hingegen schon? Aber natürlich unterstütze ich auch als Schüler die Studenten und hoffe das ist der Anfang einer neuen sozialen Bewegung, und nach dem die Studenten ins Boot gekommen sind auch noch andere Gruppe (wie im contra Artikel beschrieben)sich uns anschliessen.

  • L
    Laura

    Lieber Schüler,

    Die Studentenproteste haben eine wesentlich längere Geschichte als die Schülerproteste. Ich selbst habe schon 2004 gegen den Bachelor protestiert. Damals war von den Kritikpunkten der Schüler noch keine Rede.

    Auch in diesem Jahr wurden die Proteste, die im Sommer begannen, weitgehend von Studenten organisiert, die die Schüler dann eingebunden haben.

     

    Ansonsten kann ich die Kontra-Position weitgehend unterstützen. Positiv ist in diesem Jahr aber zu bewerten, dass sich auch Professoren bzw. Dekane gegen das aktuelle System ausgesprochen haben. Ich denke - so traurig das auch ist - dass sich auf diesem Weg wesentlich mehr erreichen lässt als durch die protestierenden Studenten.

  • R
    Rudidutschke2

    Es wäre wunderbar, wenn die Taz, die früher mal eine sehr kritische Zeitung war, endlich aufhört von Uniprotesten zu reden.

    Im Bildungsstreik kämpfen Menschen aus allen Uni - und Schulformen, teilweise auch Auszubildende, LehrerInnen und Eltern gemeinsam für eine emanzipatorische Bildung.

    Also nennt die Proteste wie ihr wollt, aber macht deutlich, dass SchülerInnen und Studierende ZUSAMMEN kämpfen.

     

    Gelungen hingegen die Dokumentation der Repressionen, bitte weiter so.

  • P
    Pharisaer

    @Dr. Harald Wenk: So ganz teile ich ihre Einschätzung nicht: Rot-Grün hätte das Dilemma mitzuverantworten. Ich erinnere an dieser Stelle gern an Frau Buhlman, die sich in ihrer Zeit als Bundesministerin für Bildung und Forschung für eine echte Verbesserung der Bildung an Schulen und Hochschulen in Deutschland stark gemacht hat, jedoch vehement am Widerstand der unionsgeführten Länder scheiterte.

     

    @Gustav Gans: Seit Jahren krankt das System an den selben Stellen und nichts wird unternommen. Die einen interessiert's nicht, die haben die berühmtberüchtigten reichen Eltern oder es ist ihne schlichtweg sch..ssegal ob's im Bildungssystem grundsätzlich ungerecht zugeht oder nicht, die anderen haben keine Lobby und stehen sich auf Demonstrationen dumpf die Füße in den Bauch. Bereits vor der Einführung von Bachelor und Master sowie der Studiengebühren in verschiedenen Bundesländern wurde an den Hochschulen vor den Folgen gewarnt, Tausende waren auf den Straßen...ich war dabei! Heute kann ich nur darüber schmunzeln und allen mir nachfolgenden Bachelors Trost zusprechen. Es wird sich nichts aber auch garnichts verändern - vielleicht ein heißer Tropfen hier, ein heißer Tropfen dort. Das eigentliche Übel aber hat System und nennt sich Kulturministerkonferenz. Insofern prophezeie ich Ihnen, dass der Bildungsstreik sehr wohl scheitern kann und wird. MfG

  • T
    taktloss

    Studenten streiken schon seit Androhung und Einführung der Studiengebühren vor 5 Jahren, jedenfalls in Köln. Die Proteste waren nie so groß wie heute und wurden deswegen von den Medien gerne übersehen.

  • E
    Earl

    Ist nicht in der Diskussion über den Bildungsstreik generell die Frage zu stellen ob es überhaupt jemanden interessiert?!

     

    Wenn beispielsweise bei mehreren zehntausend Studierenden der Universität Duisburg-Essen nur etwa 500 bei der (von Schülern organisierten) Demo auftauchen kann es doch mit dem Studienstress, dem verkorksten Bachelorsystem und dem Kostenfaktor Studieengebühren nicht so weit her sein oder?

     

    Diese Generation bekommt in der Masse schon überhaupt nicht mehr mit wie sie für dumm verkauft, ihre Zukunft verspielt und ihre Pozentiale vergewaltigt werden!

     

    DAS ist das PROBLEM unserer Gesellschaft!!!

     

    Dank der erfolgreichen Verdummungsstrategie der Eliten über Privatfernsehen, selektives Schulsystem und medialer Ablenkung wird sich an diesen zementierten Missständen solang nichts ändern, wie die Masse unseres Volkes nicht zu massiven Veränderungen in unserem "demokratischen System" gebracht wird. Sprich also wenn die letzte Staffel Popstars gesendet, Dieter Bohlen gestorben und Guido Westerwelle Kanzler ist!!!

     

    gez. ein Kind der verlorenen Generation

  • KU
    kliener Unflat

    @ esel:

     

    "bei den geistes- und gesellschaftswissenschaften

    wundert es mich, dass überhaupt so viele leute einen solchen abschluss anstreben, wo er doch eigtl. gar nichts wert ist"

    ....es wird dich vielleicht wundern, aber es gibt Leute die nach Erkentnissen suchen ohne wissen zu wollen ob sich das in Geld umsetzen lässt.....bzw. gerade weil alles der kapitailstischen Verwertungslogik unterworfen werden soll, wollen sie wissen, wie es dazu kommt das ein solches Sytem welches das gesellschaftliche Leben kurz und klein schlägt überhaupt noch besteht und angeheizt wird.

  • AN
    Arno Nym

    Der 8-semestrige Bachelor wird jetzt geplant. Und zwar an den Unis. D.h. hier kann man tatsächlich ansetzen, hier muss nicht die hoffnungslose Landespolitik (vor allem in Bawü, Bayern) angegangen werden. Hier hilft tatsächlich der Dialog mit der Unileitung.

     

    Das Dumme ist nur, dass jetzigen Protestler von dieser Erneuerung des Bachelor-Master-Systems selbst vermutlich nicht sehr viel haben werden. Aber ihre Nachfolger werden es ihnen danken.

  • S
    Schüler

    Warum wird es bei ihnen (so wie bei allen anderen Zeitungen) so dargestellt als seien es hauptsächtlich Studenten, die demonstrieren. Tatsache ist, dass die Schulstreiks im letzten Jahr angefangen haben und sich dieses Jahr im Sommer die Studenten eingeklinkt haben und sich nicht die Schüler den Studentenprotesten anschließen.

    Es ist aber gut, dass die Streiks zusammen gemacht werden, nicht so gut ist die mediale Berichterstatung, bei der die Schülerposition unterm Tisch fällt

  • E
    esel

    "bildet abwehrzellen!" wäre in grippezeiten auch ein cooler spruch, oder?

     

    speziell bei den geistes- und gesellschaftswissenschaften frage ich mich manchmal: bei so vielen dummköpfen, die mit akademischem abschluss in der welt schon herumlaufen (nicht alle, aber erstaunlich viele nenne ich - verglichen mit ihrem anspruch - dumm),

    wundert es mich, dass überhaupt so viele leute einen solchen abschluss anstreben, wo er doch eigtl. gar nichts wert ist. andererseits bemisst sich der wert vermutlich auf den arbeitsmarkt, und da ist er bis heute wohl doch noch was wert, was wiederum die dummheit des marktes beweist.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Die Einigkeit der beiden RedakteurInnen dass erheblich mehr Geld in die Bildung fließen müsste und die Zustände für alle an der UNI trotz mittlerweile gut 30 Jahren Massenuniversitäten immer noch sehr sehr schlecht und mangelhaft sind, überwiegt die Konfrontation.

    Da Hochschulpolitik "formal" Ländersache ist, aber doch gleich europaweit ziemlich eindeutig vorbestimmt wird und zudem die politischen Interessensvertetungsparteien GRÜNE und SPD sehr viel und kräftig verbal die Misere verbal mitverwaltet, real die Strukturen mitgeschaffen haben, ist es für die doch recht jungen, ungesicherten und überlasteten Studenten unheimlich schwierig,

    sich "durchzusetzten".

    Da selbst die Gewerkschaften und Lohnabhängigen eine traurige Durchsetzungsbilanz in der "Politik" haben,

    kann man den Studenten kaum Vorwürfe machen. Zumal sie sogar strafrechtliche Risiken eingehen mussten.

  • R
    Ragism

    Die Kontra-Seite spricht bereits sehr richtig an, daß das Grundübel unseres Bildungssystems viel tiefer liegt als einfach nur in den jeweiligen Dekanaten der Universitäten. Die Hauptforderung, die Abschaffung der Studiengebühren, kann kaum vom Rektor einer Universität umgesetzt werden, weil er vom Staat viel zu wenig Geld erhält.

     

    Die Studenten kümmern sich aber sehr Wohl darum, daß dies bis zum Kultusministerium durchkommt. In allen Universitäten, die ich bei den Streiks besucht habe, wird aktiv an Folgeaktionen und Aktionsbündnissen gearbeitet, welche die Regierung ansprechen. So werden am 10. Dezember, beim Treffen der Kultusministerien in Bonn, Stundenten und Schüler mobilisiert.

    Auch ist es nicht korrekt, daß ausschließlich Studenten und Schüler den Streik unterstützen. Vor den ARGEs der Städte werden Menschen angesprochen, bei denen das derzeitige Bildungssystem nicht greigt, deren Ausbildungssituation heikel ist oder die keinen Studienplatz bekommen konnten. Unter den größten Unterstützern sind auch Professoren und einfache Menschen on der Straße.

     

    Es ist richtig, daß die Organisation noch einiges zu tun hat und nicht immer optimal ist. Vor allem im Vergleich zum letzten Streik ist diesmal aber unheimlich viel erreicht und bewegt worden und die Situation hat nun breite Öffentlichkeit. Die nächsten Streiktermine stehen bereits und man wird mit Sicherheit noch von uns hören.

  • DH
    Dr. Harald Wenk

    Die Einigkeit der beiden RedakteurInnen dass erheblich mehr Geld in die Bildung fließen müsste und die Zustände für alle an der UNI trotz mittlerweile gut 30 Jahren Massenuniversitäten immer noch sehr sehr schlecht und mangelhaft sind, überwiegt die Konfrontation.

    Da Hochschulpolitik "formal" Ländersache ist, aber doch gleich europaweit ziemlich eindeutig vorbestimmt wird und zudem die politischen Interessensvertetungsparteien GRÜNE und SPD sehr viel und kräftig verbal die Misere verbal mitverwaltet, real die Strukturen mitgeschaffen haben, ist es für die doch recht jungen, ungesicherten und überlasteten Studenten unheimlich schwierig,

    sich "durchzusetzten".

    Da selbst die Gewerkschaften und Lohnabhängigen eine traurige Durchsetzungsbilanz in der "Politik" haben,

    kann man den Studenten kaum Vorwürfe machen. Zumal sie sogar strafrechtliche Risiken eingehen mussten.

  • GG
    Gustav Gans

    Der Bildungsstreik kann und wird nicht scheitern. Der Streik ist unsere Pflicht, unabhängig davon, ob er erfolgreich sein wird, oder nicht. Außerdem haben wir Studenten immer betont, dass wir uns mit den Schülern solidarisieren. Den Selektionsdruck der Schulen haben auch alle Studenten miterlebt. Nur weil wir die glücklichen "Gewinner" sind, heißt das nicht, dass wir vergessen haben, wie ungerecht das deutsche Schulsystem ist.