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Pro und ContraWürdigen wir die Wegbereiter des Mauerfalls genügend?

Müssen wir der Oppositionellen, Demonstranten und Flüchtlinge, die den Mauerfall erzwangen, intensiver gedenken? Oder ist es höchste Zeit, um den Erhalt der Freiheit heute zu kämpfen?

Als Teile der Mauer plötzlich weg waren: der Potsdamer Platz am 12.November 1989. Bild: ap

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11 Kommentare

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  • TK
    Tomas Kappa

    Angela Merkels FDJ-Uniform Bilder - wo sind sie?

     

    Als das DDR-System schon bankrott war, trat Angela Merkel in die kommunistische FDJ ein, undzwar leitend. Obergrössen-Bilder sind ja eine drollige Wahlkampfablenkung. Wer weiss aber wo ihre FDJ-Uniform Fotos geblieben sind? In einer Demokratie gehört sich das einfach auch für jemanden, der sich für den Top-Job bewirbt. Erst so kann sich der Souverän ein Bild von ihrem Charakter machen kann. Das würde mir schon genügen. Auf Opfer und Helden können andere machen. Wenn es Helden gab, hat die Stasi und das von Millionen Mitläufern erst ins Laufen gebrachte DDR-System sie oft zum Schweigen gebracht, oder deren Biographien nachhaltig zerstört. Ach ja, da unser Familienbetrieb Goldener Stern von DDR-Blockpartei Bonzen platt gemacht wurde; mich die Stasi nichtmal Theologie studieren ließ, also einer der wenigen halbwegs freien DDR-Nischen drängte - wünsche ich mir kein Gedenktheater. Nein, mir würde es schon reichen, auch mit den Blöckpartei-Opportunisten wird mal Tacheles geredet. Dennoch, und das ist nicht ironisch, auf Deutschland steh ich, das lass ich mir doch nicht vermiesen.

     

    Schöne Grüsse aus Brüssel!

    Tomaš Kappa

  • S
    SKLAVE

    Sind wir doch mal ehrlich, die eigentlichen Initiatoren des Mauerfalls haben schon Jahre zuvor Opfer gebracht (Berufsverbot, Stasihaft etc. pp...). Diese wirklichen, feinen und aufrichtigen Personen wollten auch keinen Raubtierkapitalismus nur um Golf fahren zu können und sich in Spanien noch schlimmer wie Wessis aufführen zu können. Die wollten einen demokratischen Sozialismus mit menschlichem Antlitz.

    Was der breite typisch deutsch/spiessig bürgerliche Mob daraus gemacht hat, war nie das Anliegen derer die sich schon lange vor 1989 aufgelehnt hatten. Besagter Mob dachte nämlich, Mercedes, Reisen, Villa und Pool gibts im Kapitalismus zu gleich lauen Arbeitsbedingungen wie in der Zone, weit gefehlt, wie jetzt alle wissen.

    In Summe hat der ganze Scheiss doch nur noch länger Kohl gebracht und Oskar einen der letzten Sozialdemokraten die Kanzlerschaft versaut.

    Sukzessiver Sozialabbau, Rentenkürzungen ohne Ende, adäquate Krankenversorgung nur noch für Reiche, tolle Vereinigung. Wem haben wir das zu verdanken? Den Duckmäusern die, typisch deutsch, vierzig Jahre gekuscht haben um dann großkotzig zu brüllen "WIR sind das Volk".

    Die wahren Wegbereiter sind überhaupt nicht gewürdigt worden (Bsp. neues Forum)! Kohl hat lediglich seine Chancen genutzt, und die Stimmen des brüllenden Mobs von Mitläufern abgeschöpft, nebenher sein Mädchen "klein Angela" ebenfalls zur knallharten CDU-Frau erzogen, was sie ja blendend beherrscht null Substanz, allseits beliebt.

  • V
    vic

    Grundsätzlich und an erster Stelle:

    Fallende Mauern können nur PRO bewertet werden.

    Der Auslöser in diesem Fall war tatsächlich vielfältig. Eines jedoch scheint mir sicher; Kohl hat damit gar nichts zu tun, er war nur gerade da als es geschah und hat es nicht aktiv herhindern lassen.

    Für die alte BRD hat sich danach vieles zum Negativen verändert, bis hin zu Merkel.

    Und manche ehemalige OstbürgerInnen waren vorher auch beser dran.

    Vielleicht wären zwei unabhängige Staaten mit offener Grenze besser gewesen. Ohne Mauer, versteht sich.

  • BS
    Bertram Singer

    Was oft vergessen oder nicht gewusst wird ist, daß nicht die Leipziger als erste auf die Straße gegangen sind, sondern die Bürger Plauens.

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Konfliktkämpferisch gewachsene Macht-Gegenmachtstrukturen wachsen nach den immer gleichen Evolutionsmustern und lösen sich nach den immer gleichen Mustern auf. Das galt für das Ost-West-Frontsystem, in das der Verteilungs- und Gestaltungskonflikt zwischen Kapital und Arbeit mündete. Das gilt ebenso für den Gestaltungskonflikt zwischen jedem anderen dauererfolgreichen Teilsystem, das zur Vormacht in unserer Kultur geworden ist und der KREATIVEN Akzelerationslogik der Evolutionsprozesstufe. Z.Zt. ist hier der 2%-Wachstumszwang-des-HighTech-Kapitalstock-Tyrann zu nennen, dessen Zwangs- und Machtgebilde sich dank der 6%-Wachstumsabsturzkrise in einer unaufhaltsamen Auflösungsphase befindet - die heute noch mit allen Mitteln totgeschwiegen wird.

     

    Die 'Wegbereiter des Absturzes des herrschenden Konfliktkampfsystems' sind immer und allein die Durchblicker, diejenigen, die den notwendigen Exodus und die neue Akzelerationsordnung evolutionsprozess-theoretisch kennen, und vorwegnehmend ungen auf oberster Steuerungsebene die Weichenstell auf UMSTEUERUNG vollziehen - wie Gorbatschow und sein Politbüro es bewußt tat. Sie waren evolutionsprozess-theoretische hinreichend informiert.

     

    Der konkrete Verlauf des Exodus wird von vielen Zufällen und von einzelnen mutigen Menschen unterhalb dieser obersten Steuerungssystemebene bestimmt. Wer über die anstehende Auflösungsgeschichte des aktuell noch herrschenden 2%-Wachstumszwang-Tyrannen mehr wissen will, muß sich eingehend mit den jüngsten Textbeiträgen von Angela Merkel in BILD v. 22.5. und mit Kurt Biedenkopf im SPIEGEL-Interview v. 27.7. beschäftigen - und unter 'Angela Merkel verstehen' googeln. Angela Merkel ist nach meinem Erkenntnisstand die aktuelle Gorbatschowa in der Auflösungsgeschichte des Konflikts zwischen dem 2%-Wachstumszwang-Systems der Hightech-Kapitalstockmaximierer und der KREATIVEN Akzelerationsordnung im Evolutionsprozess. Nun googelt 'mal schön.

  • M
    manni

    Ich finde auch, dass David Hasselhoffs Verdienste um die Wiedervereinigung nie so richtig gewürdigt wurden. Schade eigentlich.

     

    I've been looking for freedom.....

  • HU
    Hinz und Kunz

    Es wird wirklich höchste Zeit, dass wir aufhören, Kohl, Gorbatschow oder gar Reagan oder der DDR-Führung Denkmäler zu bauen, sondern, so ungern politiker aller Couleur das auch hören, wir sollten uns klar machen, dass letzendlich nur eine BÜRGERbewegung die Mauer, geplant oder nicht, zu Fall brachte. Diese tatsache sollte endlich mal einen zentralen Platz in unserer Geschichtsschreibung einnehmen.

  • S
    Stefan

    Ich finde es makaber, fast unertraeglich, wie diejenigen, die damals weggerannt sind, immer mehr als Helden verklaert werden. Ich verstehe deren Motive, und ja, sie haben Freunde, Familie, Eigentum zurueckgelassen und Risiken auf sich genommen. Aber die Wegbereiter der Wende, Maueroeffnung und Einheit waren ja wohl die Menschen, die "Wir bleiben hier" gerufen haben und versucht haben, Dinge zu aendern, anstatt aufzugeben, wegzurennen und Familie, Freunde und Kollegen im Stich zu lassen.

  • HA
    Hartwig Ammann

    Schwieriges Terrain, auch weil es von westdeutschen Geschichtserklärern besetzt wurde... Ich würde noch etwas weiter zurückgehen, nach Gdansk/Danzig, auch um die Person Walensa zu entblättern. Der Kranführerin Anna Walentynowicz gebührt meiner Meinung nach mehr Aufmerksamkeit.

     

    Aber gut, dass es auch Kommentatorinnen und Kommentatoren mit Augenmass und nachdenklicher Schreibe gibt...

  • L
    lars

    at least in one point the most germans forget too much some important of the 'wall brakers', namely Demokratie Jetzt and Neues Forum, who's majority as far as I know foundet Bündnis 90, fusioning wiht the Green Party in about 1990 oder 91.

     

    So it would be fair more often to say not just "Die Grünen" but the full name "Bündnis 90 ..." or sometimes even only "Bündnis 90" or what I've heared sometimes "Bündnisgrüne".

  • D
    Dirk

    Die Huldigungen und Erinnerungen kommen leider nicht so recht in Gang. Vielleicht ist langsam die Realität eingezogen. Wir sollten lieber die Leute würdigen, die geduldsam wie die Lemminge waren und dann solidarisch erklärt worden sind, ohne dass sie gefragt worden sind. Sie sind der Zahlmeister für den ganzen Blödsinn, der Subventionsbetrüger, der Glücksritter geworden. EIn Hoch auf die groesste Spaßbaddichte der Welt. Eine Gemeinsamkeit gab es maximal für sentimentale Altpolitiker wie Genscher, der herrenreitermäßig gerne noch mal sein Dresden erleben wollte mit einer neu aufgebauten, verklitterten Kirche, die eigentlich für die Folgen der Masslosigkeit des deutschen Volkes gestanden hat. Die Mehrzahl der Helden des Ostens dachte eher an die DM und an die Titanicbananen. Ein kleiner Abgesang kann gerne mal von der Gruppe Abwärts (Sonderzug zur Endstation) gesummt werden.

     

    Cheers auf die Helden der Kostenübernahme, die nie gefragt worden sind, oder so dumpf waren, das Ganze nicht abzuschätzen. Eine Segnung der Jubeldemonstranten des Ostens ist, glaube ich nicht angesagt, außer dass Korea eine Bestpracticeerfahrung gewonnen hat und eine Wiedervereinigung ausgeschlossen ist