Privatisierung der Post in Portugal: Aller Protest brachte nichts
Mit Demos und Streiks hatten die Angestellten versucht zu verhindern, was nun geschieht: Die portugiesische Post wird privatisiert – dank der Auflagen für das Krisenland.
LISSABON dpa | Im Euro-Krisenland Portugal hat die Privatisierung des Postunternehmens CTT begonnen. Am Dienstag sei die bis zum 2. Dezember laufende Zeichnungsfrist gestartet worden, teilte die nationale Finanzaufsichtsbehörde CMVM in Lissabon mit.
Ab dem 5. Dezember sollten die CTT-Papiere an der Börse gehandelt werden. Die Preisspanne für die Aktie sei auf 4,10 bis 5,52 Euro festgesetzt worden. Damit könnten bis zu 580 Millionen Euro in die Staatskassen gespült werden.
Portugal will 105 Millionen Anteilscheine platzieren und sich so von 70 Prozent des Kapitals trennen, 30 Prozent behält der Staat. Die Privatisierung soll sowohl über die Börse als auch per Direktverkauf an institutionelle Investoren erfolgen. Bis zu 5 Prozent soll die Belegschaft erhalten.
Mit Kundgebungen und Streiks hatten die Beschäftigten der Post mehrfach gegen die Pläne protestiert und den Umstrukturierungsprozess angeprangert, der bislang zur Schließung von mehr als 100 Filialen führte. Die Zahl der Mitarbeiter schrumpfte zwischen Mitte 2012 und Mitte 2013 um 939 auf 13.156. Im ersten Halbjahr erhöhte sich der Gewinn leicht auf 31,6 Millionen Euro.
Mit dem Privatisierungsprogramm will Portugal die Auflagen der Geldgeber erfüllen, die das Land 2011 mit einem 78 Milliarden schweren Hilfspaket vor dem Bankrott retteten. Bisher trennte man sich von Anteilen am Stromunternehmen EDP, am Energieversorger REN sowie an der Flughafenverwaltungsbehörde ANA. Daraus flossen rund 6,5 Milliarden Euro in die Staatskassen. Das Mindestziel von 5,5 Milliarden ist längst übertroffen. Zur Privatisierung stehen unter anderem auch noch die Airline TAP, Teile der Wasserbetriebe Aguas de Portugal sowie Schiffswerften im Norden des Landes an.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bundestag bewilligt Rüstungsprojekte
Fürs Militär ist Kohle da
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht räumt Irrtum vor russischem Angriff ein
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren