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Private Krankenversicherung für alleBahr will Wahlfreiheit

Bisher können sich nur Menschen mit einem Jahresverdienst von über 47.000 Euro privat versichern. Gesundheitsminister Daniel Bahr möchte das ändern.

Vorfahrt für privat Versicherte – oder behandelt dieser Arzt alle Patienten gleich? Bild: dpa

BERLIN dpa/rtr | Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will allen Bürgern Wahlfreiheit zwischen einer privaten und einer gesetzlichen Krankenversicherung eröffnen. „Ich möchte, dass alle Menschen selbst entscheiden können, wie und wo sie sich versichern wollen. Das ist meine Vision. Notwendig ist, dass jeder die Grundleistung versichert hat“, sagte Bahr der Rhein-Zeitung.

Letztlich würde dies bedeuten, dass die Versicherungspflichtgrenze kippen würde. Derzeit dürfen sich nur Bürger mit einem Bruttoeinkommen von mindestens 47.250 Euro privat krankenversichern. Außerdem sollen nach Bahrs Vorstellungen künftig alle Versicherten eine Rechnung von ihrem Arzt bekommen. Bislang ist dies nur in der privaten Krankenversicherung Pflicht. Gesetzlich Versicherte haben aber das Recht, sich eine Rechnung ausstellen zu lassen.

Die freie Wahl der Krankenversicherung ist Teil des FDP-Wahlprogramms. „Wahlfreiheit für den Bürger bleibt die Maxime liberaler Gesundheitspolitik“, heißt es dort. Dies bedeute eben auch „die freie Wahl bei der Krankenversicherung“.

Notwendig sei eine starke private Krankenversicherung. Auch die Forderung, dass jeder Patient eine Rechnung erhalten sollte, in der die Kosten der in Anspruch genommenen Leistungen aufgezeigt werden, ist Teil des FDP-Wahlprogramms.

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8 Kommentare

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  • C
    claudi

    Sagt Herr Bahr mit seinen ach so intelligenten Ideen den Leuten auch, wenn sie in die Private gehen, da nie wieder rauskommen, auch wenn sie in Rente gehen ????

  • Es ist eigentlich ungeheuerlich, dass diese Meldung in den meisten Online-Medien kaum zu finden und auch von der taz in der Rubrik "Gesellschaft" schüchtern versteckt wird. Würden Journalisten von dieser Bahr'schen Dreistigkeit etwa ähnlich begünstigt wie die Versicherungskonzerne?

     

    Bahrs Vorstellung läuft darauf hinaus, junge, alleinstehende, unbedarfte und gesunde (jedenfalls körperlich) Arbeitnehmer in Massen in die für diese Klientel noch relativ günstige PKV zu locken. Klar - gegenüber dem Solidarsystem, dessen Preis sich ausschließlich am Einkommen orientiert, lässt sich das (zumal ggfs. mit Risikoausschlüssen) trefflich verlockend kalkulieren. Der GKV bleiben die teuren Versicherten mit beitragsfreiem Anhang, Altersgebrechen und/oder extrem geringem Einkommen (= Beitrag). Folge: Die GKV wird zwangsläufig noch teurer.

     

    Gegen die Dreistigkeit dieser Klientelpolitik war die Hotelier-Steuerbegünstigung ein laues Lüftchen. Und dass mir der Begriff "Korruption" gerade nicht aus dem Kopf gehen will...

    • I
      Irmi
      @Bitbändiger:

      wo bitte ist die Private relativ billig ??

      Meine Freundin hat zu guten Verdienstzeiten 580 € im Monat gezahlt. Nun ist sie Selbständig und kann sich diese hohe K-Versicherung nicht leisten. Mehr aus auf 450 € pro Monat konnte sie die Beiträge nicht senken.

      Aus dem Vertrag rauszukommen, aussichtslos, auch wenn sie in Rente geht, die nicht höher als 800 € sein wird, muss sie diesen Betrag zahlen.

      Warum macht der Staat da nichts, das die Leute aus diesem Knebelvertrag rauskommen ????

  • G
    groll

    Gerne!

    Bitte keine Zwangsmitgliedschaft mehr in einer Krankenversicherung, ganz gleich, ob privat oder Anstalt öffentlichen Rechts.

    Beide Versicherungsarten nehmen sich nicht mehr viel; überall wird in die eigene Tasche gewirtschaftet.

  • A
    Andreas

    Komisch, dass diese dpa-Meldung einfach so unkommentiert in der taz wiedergegeben wird. Was Bahr hier als Wahlfreiheit darstellt, wäre letztendlich nur ein Geschenk an die Privaten Krankenkassen, die naive Menschen mit anfangs günstigen Tarifen anlocken und diese später saftig erhöhen. Wird Zeit den PKVs durch eine Bürgerversicherung für alle den Saft abzudrehen.

  • F
    Fritz

    Daniel Bahr, Cheflobbyist der Privaten Krankenversicherung und Totengräber des Sozialsystem. Nichts würde ich mir mehr wünschen, wie das der, von Steuergeldern voll abgesicherte Mann, in eine Situation kommt, die er einem Großteil der Bevölkerung aufdringen will, nämlich abhängig zu sein, von den Almosen, die die FDP, den so genannten Minderleistern noch zu billigt, und zwar mit Bett auf dem Flur, Abrechnung im Sekundentakt und keine Chefartz Behandlung. Das erschreckende an diesem Bazillen ist, die Selbstverständlichkeit mit der Sie sich selbst aus dem Steuerkuchen bedienen.

    • I
      irmi
      @Fritz:

      genau so ist es. Dem sind doch die Menschen egal. Beste Aussage dieses Herrn war, Alte Leute brauchen in einem bestimmten Alter kein neues Hüftgelenk mehr.

  • H
    Hellau

    FDP - die Nullkommanix-Prozentpartei. Die Badei - Die Badei - die hat nicht immer Recht. http://www.youtube.com/watch?v=RYU40R2qrWs