Pressevielfalt in NRW: „Westdeutsche Zeitung“ lagert aus
Die „WZ“ wird ihren Mantelteil nicht mehr selbst herstellen, der Düsseldorfer Lokalredaktion droht das Aus. Unklar ist, wie viele Stellen wegfallen.
Wie fast alle deutschen Zeitungen leidet die seit 1887 erscheinende WZ darunter, dass die Auflage sinkt. Allein in den vergangenen drei Jahren fiel die verkaufte Gesamtauflage des Blattes mit Hauptsitz in Wuppertal von rund 73.500 auf etwa 58.700. Vor zehn Jahren konnten täglich noch 122.000 Stück abgesetzt werden. Besonders dramatisch ist die Situation in Düsseldorf: Für die Region meldete die WZ im vierten Quartal 2019 noch 9.600 verkaufte Exemplare, in der Landeshauptstadt allein dürften es weniger als die Hälfte sein.
„Die Rheinische Post ist uns weit enteilt“, räumt WZ-Chefredakteur Lothar Leuschen ein. „Wir wollen uns auf die Lokalredaktionen konzentrieren, die noch relevante Marktanteile haben“, sagt Leuschen. Bisher in Düsseldorf beschäftigten Redaktions-Mitarbeiter*innen soll deshalb angeboten werden, etwa nach Wuppertal, Krefeld oder Kempen wechseln. Zwar hofft der Chefredakteur, dass es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommt. Aber Leuschen sagt auch: „Härten lassen sich leider nicht ausschließen.“
Kündigungen nicht ausgeschlossen
Nach einer massiven Sparwelle, bei der nach Angaben des DJV 2014 jede zweite Stelle gestrichen wurde, umfasst die Redaktion der WZ aktuell insgesamt noch rund 50 Mitarbeiter*innen, darunter 13 für den Mantel und neun in der Lokalredaktion Düsseldorf. Noch sei unklar, wie viele Stellen jetzt wegfielen, sagt Betriebsrat Andreas Reiter. Die Geschäftsführung habe betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich nicht ausgeschlossen.
Der DJV in NRW kritisierte den WZ-Rückzug aus Düsseldorf als ideenlos. „Kaputtsparen ist kein Zukunftskonzept“, sagt Landesvorsitzender Frank Stach. „Zeitungen, die komplett aus zugekauften Inhalten bestehen, sind journalistische Mogelpackungen.“ Chefredakteur Leuschen verspricht dagegen, die „Kontrolle über den Mantel nicht aus der Hand“ geben zu wollen – und mit „eigenen Kommentaren, Glossen, Features“ die Blattfarbe erhalten zu wollen.
Dass mit einer massiv ausgedünnten Redaktion aber kaum mehr als Kosmetik möglich ist, zeigt in Düsseldorf schon heute die Lokalausgabe der NRZ, in der viele Beiträge aus der Rheinischen Post stammen. Und in Dortmund gilt die Westfälische Rundschau als „Zombie-Zeitung“, die nahezu identisch mit den Ruhr-Nachrichten ist.
Konzentrationsprozesse gibt es auch in Ostwestfalen, wo die Neue Westfälische einen gemeinsamen Mantel mit der Lippischen Landeszeitung, dem Mindener Tageblatt und dem Haller Kreisblatt gebildet hat. Im Gegenzug wollen dort das Westfalen-Blatt aus Bielefeld und die Glocke aus Oelde eng zusammenarbeiten. „Immer mehr Zeitungen in NRW bestehen komplett oder teilweise aus zugekauften Inhalten“, sagt der DJV-Landesvorsitzende Stach dazu. „Damit opfern die Medienhäuser die Meinungs – und Medienvielfalt und ihre eigene Zukunft der Rendite.“
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