Pressefreiheit in Indien: Investigativer Journalist tot in Klärgrube aufgefunden
Der indische Journalist Mukesh Chandrakar berichtete über Korruption. Am Neujahrstag verschwand er. Jetzt wurde seine Leiche gefunden.
Chandrakar, Anfang 30, arbeitete freiberuflich als TV-Reporter und betrieb einen beliebten hindisprachigen Youtube-Kanal. Vor seiner Ermordung berichtete er über mutmaßliche Korruption bei öffentlichen Bauprojekten, was ihm zum Verhängnis werden sollte. Eine Karikatur zu seinem Gedenken zeigt eine blutige Straßenwalze. Andere, wie der Content Creator Arpit Sharma, kommentieren den Mord mit den Worten: „Kein Wunder, dass wir auf Platz 159 der Rangliste der Pressefreiheit [von Reporter ohne Grenzen] stehen. Ruhe in Frieden Mukesh Chandrakar.“
„Ein hervorragender Feldreporter wurde in Chhattisgarh brutal ermordet, offenbar als direkte Folge seines mutigen Journalismus“, bedauert der Medienschaffende Neelesh Misra. „Sein Mörder war tief genug in das System verstrickt, um zu wissen, dass er selbst in einem kleinen Ort, in dem nichts so leicht geheim bleibt, mit einer brutalen Hinrichtung davonkommen würde“, meint er. Und: „Hätte es die mediale Empörung nicht gegeben, wäre die Geschichte im Sumpf der verrottenden Wahrheit begraben worden.“
Mehrere Journalistenverbände äußerten sich bestürzt und betonten, dass gerade Journalist:innen in Kleinstädten und im ländlichen Raum besser geschützt werden müssten. Der indische Presserat Press Council of India forderte von der Regierung des Bundesstaates Chhattisgarh, in dem sich der Fall ereignete, einen Bericht über den Sachverhalt.
Journalismus mit Leidenschaft
Unterdessen wurden drei Personen im Zusammenhang mit dem Tod verhaftet, darunter sollen sich zwei Angehörige befinden. Einer der Hauptverdächtigen, der Grundstückseigentümer Suresh Chandrakar, ebenfalls ein Verwandter, befindet sich auf der Flucht.
Nach der Empörung über den Mord versprach die BJP-Regierung in Chhattisgarh Gerechtigkeit. Arvind Kejriwal von der oppositionellen AAP nannte den Fall eine „düstere Erinnerung an die Gefahren, denen Journalisten ausgesetzt sind, die es wagen, Korruption aufzudecken und die Wahrheit zu sagen“. In den vergangenen 10 Jahren wurden knapp 30 Morde an Journalist:innen in Indien gemeldet.
Für Chandrakars Bekannte, Freunde und Kollegen steht allerdings seine Persönlichkeit im Vordergrund: „Für mich verkörperte Mukesh Tapferkeit“, sagt die indische Akademikerin Dipankar Ghose. Und fügt hinzu, dass Medienorganisationen, für die er arbeitete, ihn nicht einmal für sein Benzin bezahlten. Dennoch: „Mukesh liebte den Journalismus mit Leidenschaft. Wenn er dabei war, war nichts unmöglich. Er war immer mitfühlend mit den Menschen, über die er berichtete.“
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Prozess gegen Maja T.
Ausgeliefert in Ungarn
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Bundestagswahl für Deutsche im Ausland
Die Wahl muss wohl nicht wiederholt werden
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg