Press-Schlag: Nur Lautere Geschäfte
■ Verschwörung gegen Otto Rehhagel
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn a.) ihm die schöne Nachbarin gefällt (Roland Kaiser). Oder b.) „der böse Nachbar es nicht will“. Das hat Otto Rehhagel mit der Weisheit seiner 59 Lebensjahre gesagt. Gruppierungen im Verein hat Rehhagel ausmachen müssen, „die Streit suchen“, schlimmer: „den Erfolg gefährden“. Für ihre finsteren Machenschaften hat diese Untergrundorganisation nun ein willfähriges Medium mißbraucht: Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel breitet in seiner heutigen Ausgabe die ganze, schreckliche, „Vetternwirtschaft“ im Lauterer Laden aus. Die gesamte Führungsetage habe den Verein als „Selbstbedienungsladen mißbraucht“. Die Aufsichtsräte Friedrich, Wieschemann und Fritz sowie Präsident Keßler und Vizepräsident Ulmer sollen allesamt „unlauteren Wettbewerb zum eigenen Nutzen“ betrieben haben. Unlautere Lauterer? Die Widerrufsklage läuft praktisch schon. Allenfalls handelt es sich um „Halbwahrheiten“ (Aufsichtsrat Wieschemann). In jedem Fall aber sind es „olle Kamellen“ (Rehhagel).
Eben: Daß ein Präsident seine Angestellten persönlich gegen Invalidität versichert, zeigt bloß, wie sehr ihm ihr Wohlergehen am Herzen liegt. Überhaupt: Rehhagel kennt Präsidenten, die „zum eigenen Nutzen“ klubeigene Informationen an Zeitungen und Fernsehanstalten verdealen – oder profiuntaugliche Söhne einen Arbeitsplatz in der eigenen Amateurabteilung verschaffen.
Und da kommen dann Walzen wie Hans-Peter Briegel (vormals Manager) oder Bäcker wie Werner-Peter Landry (vormals im Aufsichtsrat) und wollen das schöne Netz kaputtmachen, das die Seelen-Verwandten zum Nutzen des großen Ganzen gesponnen haben.
Wie immer geht es auch dieses Mal nur darum, Rehhagel den verdienten Erfolg zu vermiesen. Der Trainer „mit eingebauter Erfolgsgarantie“ (Olaf Marschall) hat mit dem Lenker Sforza und dem Lückenreißer Buck sowie den recycelten Kadlec, Rische, Marschall und Wagner ein Team kreiert, das 33 Punkte gesammelt hat, vier mehr als die Bayern. Beim 4:3 gegen Rostock hat Rehhagel wieder einmal persönlich gelitten, bloß um den Zuschauern ein „herrliches Spektakel“ zu bieten. Ist das der Dank? Wenn das so weitergeht, Pfälzer, kann euch nicht einmal Otto die Meisterschaft schenken. Nur eines hilft: Schleunigst auf das Wesentliche konzentrieren – und den Rest in bewährter Manier unter den Betze kehren.
Auf daß im Mai eine Großbestellung an einen Sekthändler rausgehen kann. Es braucht nicht extra erwähnt zu werden, daß für diesen Auftrag keine Angebote eingeholt werden müssen. Es gibt schließlich gleich drüben in Alsenborn einen guten Nachbarn. Sein Name: Fritz Walter. pu
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