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Preiserhöhung bei der Deutschen BahnBahn fahren wird zum Luxus

Wie jedes Jahr erhöht die Bahn die Fahrpreise. Schuld sind die gestiegenen Energie- und Personalkosten. Vor allem die Familienfeindlichkeit der Tarifpolitik wird kritisiert.

Teurer Spaß: Reise mit der Deuschen Bahn. Bild: dapd

BERLIN taz | Die von der Bahn angekündigte Preiserhöhung im Fernverkehr hält der Verein "Autofrei leben" mit 3,9 Prozent für zu niedrig angegeben. Das teilte der Verein am Donnerstag mit. Vor zwei Wochen kündigte die Deutsche Bahn - wie fast jedes Jahr - höhere Fahrpreise zum Fahrplanwechsel im Dezember an. Grund seien gestiegene Energie- und Personalkosten, so die Bahn.

Nicht berücksichtigt sei bei den von der Bahn kommunizierten Zahlen, dass es für Kunden zu Verschlechterungen bei Sparangeboten käme, so "Autofrei leben". Die Sparpreise 25 und 50 werden von der Bahn ersatzlos gestrichen. Bislang war es bei früher Buchung möglich, hier sehr günstig Plätze zu ergattern, allerdings waren diese immer knapp kontingentiert.

Schon bisher nutzten daher nach Angaben der Bahn lediglich ein Prozent der Fahrgäste diese Angebote des bundeseigenen Unternehmens. Übrig bleiben künftig die ebenfalls nur begrenzt verfügbaren Sparpreise mit Festpreisen zwischen 29 und 99 Euro.

Bisher gab es bei allen Sparpreisen außerdem einen Mitfahrerrabatt von 50 Prozent - dieser wird zukünftig gedeckelt auf neun Euro. An Beispielen rechnet der Verein die Verteuerungen hierdurch vor. Für eine Fahrt - hin und zurück - mit einem Sparpreis zu 59 Euro für zwei Personen ohne BahnCard wurden bislang 177 Euro fällig.

Zukünftig müssen hierfür beim selben Sparangebot 218 Euro bezahlt werden - eine Verteuerung von 23 Prozent. Die erste Person zahlt nach altem und neuem Tarifsystem 118 Euro (zweimal 59 Euro). Bei der zweiten Person war bisher ein Mitfahrerrabatt von 50 Prozent möglich, sie zahlte also 59 Euro für beide Strecken. In Zukunft werden nur noch neun Euro Ermäßigung pro Strecke gewährleistet, wodurch der Preis auf 100 Euro steigt.

Keine Zwischenstopps, keine Übernachtungen

Eine weitere Verschlechterung für den Kunden: Bislang galten Sparpreistickets für zwei Tage. Somit war es etwa möglich, bei einer langen Fahrt einen Zwischenstopp mit Übernachtung einzulegen. Zukünftig wird die Gültigkeitsdauer von Spartickets auf zehn Uhr des Folgetages begrenzt.

"Wir fordern die Deutsche Bahn auf, diese familienfeindliche Tarifänderung zurückzunehmen", erklärt Heiko Bruns von "Autofrei leben". Die Preise der Bahn werden zum 11. Dezember erhöht. Wer seinen Weihnachtsurlaub vorher plant, kann übrigens Geld sparen. Für Fahrkarten, die vor diesem Datum gekauft werden, gilt noch der alte Fahrpreis.

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7 Kommentare

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  • S
    Sreppi

    Im Nahverkehr werden die Preise in zwei Jahren um 4,8 %, im Fernverkehr um 3,9 % erhöht. (Nachzulesen auf: www.tagesschau.de/wirtschaft/bahnpreiserhoehung100.html).

     

    D.H. die Vielfahrer der Bahn, die treuen Pendler, subventionieren die Wenigfahrer im Fernverkehr mit fast 25 %. Nicht zuletzt deshalb, weil die Bahn dort im Wettbewerb mit dem Konkurrenten Flieger steht.

     

    Anstatt den umgekehrten Weg zu gehen und die Preise im Nahverkehr zu senken um so mehr Kunden von der Straße auf die Schiene zu ziehen und am Ende mehr Einnahmen zu generieren, erhöht die Bahn die Preise gerade dort überproportional. Mit der Folge, dass wieder mehr Menschen auf das Auto umsteigen, um zur täglichen Arbeit zu gelangen. Die Folge: Die Bahn verliert weiter Kunden im Nahverkehr, was wieder zu Preiserhöhungen oder Streckenstilllegungen bzw. Fahrplankürzungen führen wird. Wodurch noch mehr Kunden aufs Auto umsteigen werden. Kommentar: Die Bahn - Der Irrsinn !!!

  • SM
    Stephan Mirwalt

    Ich fahre nur mit dem Fahrrad und empfinde Bahnfahrern gegenüber nichts als Verachtung!

  • WB
    Wolfgang Banse

    Preis/Leistungsverhältnis stimmt nicht

    Es vergeht kaum ein Jahr wo die DB nicht die Ticketpreise anhebt,obwohl der Service zu wünschen lässt.Ein Fahrgast muss alles in Kauf nehmen,was Verspätungen,kalte Waggons anbetrifft.

    Eine Zustimung einer erneuten Ticketanhebung sollte noch einmal bei den zuständigen Gremien überdacht werden.

  • FL
    Franziska Lehmann

    Hallo zusammen,

    also was sich die Deutsche Bahn so leistet find ich unter aller Sau. Wo bleibt die Servicebereitschaft, wo die Bereitschaft einen Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu leisten in dem man der Bevölkerung eine günstige Verkehrsalternative bietet? ...oder wenigstens eine nette...eine die uns bei den Preisen nicht wie eine Geldbörse auf zwei Beinen behandelt...

    Ich bin gerade zu einem Auslandsemester in Finnland. Leider habe ich nich besonders viel Hintergrundwissen was Zahlen und Fakten angeht. Aber wenn ich Preis und Serviceleistung vergleiche kann sich die Deutsche Bahn wirklich eine Scheibe von der finnischen VR abschneiden. Es gibt Studentenrabatte von 50% für Strecken ab 80km. Und der Service ist echt erste Sahne. Es kommt so gut wie nie zu Verspätungen. Und als ich dann doch mal mit einer in Kontakt gekommen bin hat mich niemand im Regen stehen lassen. Geprägt von der deutschen Situation bin ich schon zu einem Häufchen Elend zusammengesunken: "...nachts, allein in einer fremden Stadt, in einem fremden Land, fremde Sprache...und ich krieg meinen Anschluss nicht...was mach ich denn jetzt..." und als Student hat man auch nicht mal eben so viel Geld für ein Hotel in der Tasche...

    Aber der Ticketkontrolleur kam ohne Fragen meinerseits allein auf mich zu, erklärte mir die Möglichkeiten und kümmerte sich um eine Lösung. Am Ende wurde ich auf VR-Kosten für 200 Euro mit einem Taxi nach Hause gefahren! Er hat mich sogar noch zum Taxistand gebracht... (200 Euro für einen Studenten mit 50% Rabatt und einem 25 Euro Ticket für die Strecke...)

    Ich war völlig verdattert...und glücklich über meine Rettung. Und diese ganze Hilfe ohne Betteln, Meckern, Diskussion...ohne überhaupt fragen zu müssen.

    Ich bin wirklich begeistert vom finnischen Kundenservice...der sich in so vielen kleinen Dingen wiederspiegelt.

    Es geht also doch...

    Warum nich bei uns in Deutschland?

     

    Liebe Grüße Franzi

  • RR
    Rasender Roland

    Zerschlagt endich die Bahn! Die Trennung von Netz und Betrieb, die ermöglicht, dass auch günstige Wettbewerber auf die Schiene können, ohne vom DB-Konzern weggeekelt zu werden, wird schon seit ewigen Zeiten versprochen, aber am Ende traut sich dann keiner. Was muss denn noch passieren damit das mal passiert?

  • HB
    Heiko Bruns

    Laut Nachhaltigkeitsbericht hat die DB ihre Energiekosten von 2008-10 um ca. ein Fünftel reduziert hat. Das Personal bekomme auch nur 2% mehr Gehalt.

    Keine Ahnung wie die auf 3,9% Preissteigerung aufgrund höherer Lohn- und Energiekosten rechtfertigen wollen.

  • W
    Wieso "wird"?

    Spätestens seit Einführung des ICE und der Vernichtung normalen Bahnverkehrs ist das LUXUS. Armen Menschen ist es schlichtweg verboten Zug zu fahren!

    Es ist unmöglich, einfach in den Zug zu steigen und durch's Land zu eiern, was eigentlich Zugfahren ausmacht. Nur für Schwarzfahrer ist das noch erschwinglich, ansonsten bezahlt man für Strecken, für die ein trainierter Radler 6 Stunden braucht, 200 Euro.

    Fenster zum Winken oder Frischluft Atmen kann man auch nicht mehr öffnen.

    Außerdem ist es nur Zufall, daß die Teile, die dann auch noch viel zu lange brauchen, weil sie dreiste Umwege fahren, bei diesem heftigen Gewackel nicht aus den Schienen springen.

     

    ICH BEZAHLE NICHT!