Präsidentschaftswahl in Nicaragua: Familienherrschaft bleibt bestehen
Die Familie von Staatschef Ortega sichert sich die Macht in dem mittelamerikanischen Land. Doch die Opposition erkennt das Ergebnis der Wahl nicht an.
Auf dem zweiten Platz landete Maximino Rodríguez von der liberalen Partei PLC mit 16,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei 65,3 Prozent. Die Opposition hatte zuvor von einer sehr niedrigen Beteiligung gesprochen und das Ergebnis zurückgewiesen.
Die Regierungsanhänger feierten bereits den Triumph ihres Kandidaten am Abend in den Straßen der Hauptstadt Managua. Auf dem Platz der Siege schwenkten sie Landesflaggen und die schwarz-roten Fahnen der Regierungspartei FSLN. Musikbands spielten und die Menschen tanzten.
„Die Nicaraguaner haben für den Frieden und die Stabilität gestimmt“, sagte Ortega nach der Stimmabgabe. Seine Ehefrau und künftige Vizepräsidentin Rosario Murillo sagte: „Wir werden die Probleme, die sich uns stellen, gemeinsam lösen. Das ist eine historische Wahl, denn wir haben aus Liebe zu Nicaragua gewählt.“
Wahlbeobachtung wurde nicht zugelassen
Ortega hatte die Opposition bereits zuvor mit juristischen Mitteln ausgeschaltet. Regierungsgegner riefen zum Boykott der Wahl auf. Das Oppositionsbündnis FAD sprach von einer Farce und kündigte an, das Resultat nicht anzuerkennen.
„Das war keine freie und transparente Wahl“, sagte der ehemalige Präsidentschaftskandidat Luis Callejas, dessen Partei CND von der Wahl ausgeschlossen worden war. „Wir fordern die Wiederholung mit Transparenz, fairem Wettbewerb und unter unparteiischer internationaler Beobachtung.“
Einzelne von der Regierung eingeladene Beobachter sprachen von fairen und freien Wahlen. Eine systematische Wahlbeobachtung durch internationale Experten hatte die Regierung allerdings nicht zugelassen.
Kritiker befürchten, die Präsidentenfamilie wolle sich die Macht in dem mittelamerikanischen Land dauerhaft sichern. Der fast 71-jährige Ortega soll schwer krank sein. Sollte er sein Mandat nicht bis zu Ende ausüben können, würde seine Ehefrau Murillo das Amt übernehmen.
Die First Lady galt bereits zuvor als die starke Frau in Nicaragua. Auch sieben Kinder des Paares besetzen wichtige Positionen in Politik, Wirtschaft und Medien des mittelamerikanischen Landes.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen