Präsident des Robert-Koch-Instituts: RKI-Chef Wieler hört auf
In der Pandemie blickte plötzlich ganz Deutschland auf Lothar Wieler, den Präsidenten des Robert-Koch-Instituts. Nun legt er sein Amt nieder.
Wieler ist seit 2015 Präsident des Forschungsinstituts, das im Auftrag der Bundesregierung die Gesundheitslage in Deutschland überwacht. Sein Rückzug geschehe nun „auf eigenen Wunsch“ teilte das RKI auf seiner Website mit. Für eine Übergangszeit soll Wielers bisheriger Stellvertreter Lars Schaade das Amt übernehmen.
Mit Beginn der Coronapandemie 2020 waren das RKI und sein Präsident in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. „Es war ein Privileg, in dieser Krise an exponierter Position zusammen mit einem motivierten Team hervorragender Expertinnen und Experten arbeiten zu dürfen“, sagte Wieler nun. Das Institut habe in der Coronakrise „seine Exzellenz unter Beweis gestellt“.
Unter Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatten Bundesregierung und RKI bis 2021 vergleichsweise geräuschlos zusammengearbeitet. Mit dem neuen Gesundheitsminister Lauterbach verkomplizierte sich dann das Verhältnis.
Wieler und Lauterbach waren sich nicht immer einig
Streit gab es etwa Anfang 2022 um den Status von genesenen Coronapatient*innen. Nachdem das RKI im Januar entschieden hatte, den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate zu verkürzen, entzog Lautberbach dem Institut die Entscheidungsgewalt darüber. Dies wurde teils als Entmachtung gedeutet.
Der Rückzug Wielers geschehe nun aber „im Einvernehmen“ mit dem Bundesgesundheitsminister, teilte das RKI mit. Lauterbach selbst sagte, Wieler habe „bei der Bewältigung der Pandemie für das Land bleibende und herausragende Verdienste“ geleistet. „Ohne Professor Wieler wäre Deutschland deutlich schlechter durch diese Pandemie gekommen.“ Er bedauere den Rücktritt. Laut RKI wolle Wieler sich künftig wieder stärker Forschung und Lehre widmen. Mehr Details sind bisher nicht bekannt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid