Portugals Kapitän in Saudi-Arabien: Ronaldo unterm Wasserfall
Der Fußball schreibt in diesen Tagen wunderbare Geschichten. Sie spielen in Saudi-Arabien und handeln von einem, der gar nicht spielt.
E in Wasserfall soll durch die Eingangshalle seiner Villa rauschen, heißt es, und dass die neue Unterkunft acht Badezimmer hat. Einen riesigen Swimmingpool soll sie auch haben, schreibt irgendeine Publikation mit Verweis auf irgendeine Publikation, die es irgendwo herhat, was sie aber nicht so genau schreibt. Es geht um Cristiano Ronaldo und sein neues Zuhause in Saudi-Arabien. Ob es darin einen Erotik-Raum gibt, wie es ihn in seiner Villa auf Mallorca gegeben haben soll, war nicht zu lesen – noch nicht.
Dass Ronaldo noch gar nicht spielberechtigt ist? Egal. Er hat trotzdem schon ein Tor geschossen, das auf allen gängigen Fußballportalen schon zu sehen war. Wie das? Es war im Training. Im Training nur? Egal. Es war ein Traumtor.
Radelnd auf dem Hometrainer sitzend soll er den jüngsten 2:0-Erfolg seines neuen Arbeitgebers FC Al-Nassr verfolgt haben. Gegen wen haben die noch mal gespielt? Egal. Auf jeden Fall führt Al-Nassr nun die Tabelle der Saudi League mit vier Punkten Vorsprung an. Vor wem eigentlich? Egal. Viel wichtiger ist da doch die Nachricht, dass Ronaldo in Riad nun eine Schule für seine Kinder suchen soll. Das hat jedenfalls irgendein Fußballportal mit Verweis auf irgendein anderes geschrieben.
Und dass mit seiner Lebensgefährtin alles geregelt sei. Und das ist nun ja wirklich eine gute Nachricht für den Fußball, dass die gute Georgina nun mit Ronaldo zusammen in Saudi-Arabien leben darf, obwohl die beiden gar nicht verheiratet sind. Solche wilden Ehen sollen in Saudi-Arabien gar nicht erlaubt sein, heißt es. Und nun das!
Alles gut in Saudi-Arabien
Es ist eben doch nicht so schlimm in dem Land, soll das wohl heißen. Und wenn das nächste Mal wieder 81 Menschen an einem Tag hingerichtet werden, wie es im März des vergangenen Jahres laut Amnesty International geschehen ist, scheint eines schon jetzt festzustehen: Auf Ronaldo und Georgina wird das Fallbeil wohl nicht niedergehen. Schön.
Und Fußball spielen wird er auch bald. Im Match des Jahres, des Jahrhunderts, des Jahrtausends vielleicht gar, wird Ronaldo am 19. Januar auf seinen jahrelangen Superkonkurrenten Lionel Messi treffen. Paris Saint-Germain reist dann zum Spitzenspiel an. Damit die Saudis mithalten können, wird das Team von Al-Nassr durch Spieler von Al-Hilal verstärkt. Al Hilal? Das ist der 18-fache saudische Meister. Nicht schlecht. Worum es geht? Um die Ehre. Schön eigentlich, oder?
Superbubi Kylian Mbappé wird dann auch dabei sein. Der hat neulich einen Tweet abgesetzt, war zu lesen. Irgendwas mit Zinedine Zidane und dass dem großen Kicker von einst Respekt gebührt. Den hatte der Präsident des französischen Fußballverbands vermissen lassen, als er den Vertrag von Didier Deschamps als Nationaltrainer einfach verlängert hat, ohne mit Zidane zu sprechen. Wahnsinn! Gut, dass Mbappé sich da zu Wort gemeldet hat und via Twitter ein Expected Goal erzielt hat. Und sonst? PSG hat wieder mal ein Spiel verloren. Gegen RC Lens in der Liga. Hat Mbappé da mitgespielt? Egal. Erst mal nachschauen, wen er gerade datet. Stimmt das mit der Transfrau wirklich? Soll noch einer sagen, Fußball sei öde. Also bitte!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Verfassungsrechtler für AfD-Verbot
„Den Staat vor Unterminierung schützen“