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PortraitStimme Berlins beim Bund

Neue Staatssekretärin in Berlin: Sawsan Chebli Foto: Anja Weber

Als stellvertretende Pressesprecherin des Auswärtigen Amts und damit von Bundesaußenminister Walter Steinmeier (SPD) hat Sawsan Chebli nicht immer gut ausgesehen. Vielleicht fehlte es der gebürtigen Berlinerin an politischer Erfahrung: Ihre oft arg schlecht gelaunt wirkenden Auftritte in der Bundespressekonferenz lieferten jedenfalls immer wieder Filmmaterial für die Facebook-Seite „Jung und naiv“.

Dabei hatte die Politikwissenschaftlerin bei ihrem ersten öffentlichen Job einen guten Eindruck hinterlassen: Als Grundsatzreferentin für interkulturelle Angelegenheiten des damaligen Berliner Innensenators Erhart Körting (SPD) hat die Tochter palästinensischer Einwanderer Dialoge zwischen MuslimInnen und Mehrheitsgesellschaft inklusive Verwaltung und Landesregierung angestoßen, die bis jetzt nachwirken – auch wenn Körtings Nachfolger Frank Henkel (CDU) sich quasi weigerte, Kontakt zu Muslimen zu pflegen.

BefürworterInnen einer partizipativen Integrationspolitik dürften es also mit Freude sehen, dass die 38-Jährige nun – als Staatssekretärin für Bundesangelegenheiten – in die Hauptstadt zurückkehrt. Leitkulturlern wie Henkel dagegen war das offene Bekenntnis der Muslimin zu ihrer Religion ein Ärgernis. Sie bete, faste, esse kein Schweinefleisch und trinke keinen Alkohol, hatte Chebli 2010 im taz-Interview gesagt.

Allen davon ausgelösten Schrecken zum Trotz ist sie geradezu ein Musterbeispiel gelungener Integration unter schwierigen Voraussetzungen: Als zweitjüngstes von 13 Kindern, die Eltern Analphabeten, bis zum Alter von 15 in Deutschland nur geduldet, hat es die junge Frau als erste Muslimin auf den Posten einer Ministeriumssprecherin geschafft.

Dass dem Berliner Boulevardblatt B.Z. zufolge nun gar ein Parteigenosse Cheblis mit Austritt droht, sollte die gläubige Muslimin in den Senat kommen, dürfte der Hauptstadt-SPD ziemlich egal sein. Erol Özkaraca hat seinen Neuköllner Wahlkreis im September an die Grünen verloren – mit 10 Punkten Differenz. Den Verlust des treuen Fans des Neuköllner Exbürgermeisters Heinz Buschkowsky – berühmt für seine Ausfälle gegen muslimische Einwanderer – wird der Partei nicht schaden. Und Chebli kann in Berlin wieder dem nachgehen, was sie im taz-Interview forderte: als Muslimin einen Beitrag dazu leisten, dass Vorurteile abgebaut werden.

Alke Wierth

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