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PortraitDer Farbenwechsler

Trug sehr lange Grün und wird nun blau: Aaron Hunt Foto: dpa

Bis Montagvormittag gab es noch einige nostalgische Fußballfans in Bremen, die auf eine Rückkehr von Aaron Hunt zu dem Club hofften, der ihn einst als 14-Jährigen aus dem Harz ins Werder-Internat geholt und trotz Heimwehs und Formkrisen jahrelang an ihm festgehalten hatte. So lange bis er tatsächlich der von Mitspielern und Fans akzeptierte Spielgestalter geworden war, den sein Förderer Thomas Schaaf immer in ihm gesehen hatte.

Kaum war er es geworden, wurden ihm Gehalt und Perspektiven in Bremen zu piefig und er wechselte zu seinem alten Sportchef Klaus Allofs nach Wolfsburg. Dort kam er allerdings nie am überragenden Kevin De Bruyne vorbei und verletzte sich zudem noch so stark, dass er die meiste Zeit auf der Bank oder bei der Reha verbrachte. Kurzzeitig konnte Hunt in den vergangenen Tagen hoffen, vom 75-Millionen-Transfer des Belgiers de Bruyne nach Manchester zu profitieren und seinen Stellenwert im Wolfsburger Kader zu erhöhen – aber als Allofs für seine Position kurzfristig Schalkes Julian Draxler verpflichtete, stand für Hunt wohl fest: Nix wie weg.

Statt nach Bremen purzelt Hunt im Transferdomino nun zum HSV, wo in den vergangenen 16 Monaten mit Zoltan Stieber, Nicolai Müller, Lewis Holtby, Michael Gregoritsch und Albin Ekdal schon mindestens fünf Spieler für das offensive Mittelfeld verpflichtet wurden. Hunt soll den HSV zwar nur vergleichsweise bescheidene 2,5 Millionen Euro Ablöse kosten und auf einen Teil seines Drei-Millionen-Gehaltes verzichten, das die Wolfsburger ihm zahlen. Dennoch scheint für die Einkaufspolitik des HSV weiter das Prinzip Trial-and-Error zu gelten. Hunt ist bereits der achte neue Spieler, der in der noch kurzen Ära von Trainer Bruno Labbadia verpflichtet wurde. Wenn er, wie Labbadia glaubt, den HSV sofort verstärkt, ist alles gut. Falls nicht, hat der verschuldete HSV einen weiteren hochbezahlten Profi auf der Gehaltsliste, der den Weg für den Nachwuchs blockiert.

In Bremen versetzt das Foto, auf dem Hunt das blau-weiße HSV-Trikot präsentiert, den Nostalgikern unter den Werder-Fans sicher einen Stich. Die anderen können sich freuen, dass ihr Verein auf junge Spieler statt auf Altstars setzt. Ralf Lorenzen

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