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PortraitNummer zwei hat Ärger

Ein Fehler? Durchaus. Ein Vergehen? Nein, das nicht. Aber zerknirscht war Peter Todeskino durchaus: „Den Ärger hätte ich mir ersparen können“, sagte der Kieler Bürgermeister in der Sitzung des Hauptausschusses. Der beriet die Folgen einer E-Mail, die der Grünen-Politiker im Mai an Parteifreunde geschrieben hatte: Darin warb Todeskino darum, möglichst zahlreich an einer Bürgerversammlung zu einem geplanten Windpark teilzunehmen: „Wir brauchen eine grüne Mobilisierung.“ Denn es wäre „schade, wenn die Veranstaltung von den Gegnern dominiert würde“. Neutralität, wie von einem Verwaltungsvertreter zu fordern, sieht anders aus, zumindest beschwerte sich eine Kielerin bei der Dienstaufsicht. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) nannte den Vorfall „unschön“, beließ Todeskino aber die Aufsicht über die Planungen.

Todeskino ist seit zehn Jahren die Nummer zwei im Kieler Rathaus hinter dem jeweiligen Oberbürgermeister – vier hat er erlebt, am längsten Angelika Volquartz (CDU), deutlich kürzer die drei SPD-Mitglieder: Torsten Albig, der Ministerpräsident wurde, Susanne Gaschke, die wegen einer Steueraffäre zurücktrat, und zurzeit eben Ulf Kämpfer. Todeskino, zuständig für Stadtentwicklung und Umwelt, blieb. Seit Frühjahr 2011 läuft seine zweite sechsjährige Amtszeit als verbeamteter Bürgermeister. Nach Gaschkes Rücktritt wäre er gern auf den Spitzenplatz vorgerückt, aber die SPD stellte lieber einen eigenen Kandidaten auf.

Jurist Todeskino – der Name stammt vermutlich aus dem Italienischen – wurde 1958 in Oldenburg geboren, war in Suhl und später in Münster als Persönlicher Referent des damaligen Grünen-Stadtbaurates tätig, bevor er in die Kieler Verwaltung wechselte. Zu seinem Bereich gehören Umwelt- und Klimaschutz, die Planung von neuen Wohngebieten und Grünflächen. So verantwortet er die umstrittene Ansiedlung des Möbelhauses Kraft mit, dem ein Kleingarten-Gelände zum Opfer fiel.

Auch der Windpark Meimersdorf im Kieler Süden selbst hat nicht nur Freunde: Die Umweltverbände BUND und Nabu kritisieren die geplanten „Riesenmühlen“ mit rund 200 Meter Höhe nahe einem Naturschutzgebiet. EST

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