Portrait Peter Vogt: "Frontschwein" gegen Kinderpornos
Vielleicht hat er diesmal zu früh die Öffentlichkeit informiert. Doch ansonsten muss sich der Oberstaatsanwalt nichts vorwerfen lassen. Er ließ schon mehrere Kinderpornoringe auffliegen.
Sein Partner Torsten Meyer lobt die Offenheit von Peter Vogt. Der ehemalige Volkspolizist aus dem Osten und der Oberstaatsanwalt aus dem Westen sind seit Jahren ein eingespieltes Team im Kampf gegen die Kinderpornografie. Vielleicht war Vogt etwas zu offen, als er kurz vor Weihnachten dem MDR und der Mitteldeutschen Zeitung die Großfahndung gegen 12.000 Verdächtige bestätigte. Er gefährde damit den Erfolg der Aktion, warfen ihm daraufhin die bayerischen Kollegen vor.
Sonst aber hat sich Vogt überhaupt nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil. Auf den Eifer und die Konsequenz des Leiters der Zentralstelle für Ermittlungen gegen Kinderpornografie des LKA ist man auch jenseits der Landesgrenzen von Sachsen-Anhalt schon aufmerksam geworden. Vor vier Jahren gelang dem Duo Vogt-Meyer die "Operation Marcy", bei der, von einem Magdeburger Verdächtigen ausgehend, im Internet fast 27.000 Täter in 166 Ländern ermittelt wurden. 38 Internet-Zirkel konnten damals gesprengt werden. Zur Strafverfolgung legte sich Vogt sogar mit Microsoft an, um Daten der Pädophilen zu erhalten. Im Visier hat er auch die virtuelle Lebens-Ersatzplattform "Second Life", gegen die Vogt im Mai erstmals ein Verfahren einleitete.
Zu Jahresbeginn 2007 sorgte die Überprüfung von 22 Millionen deutschen Kreditkarteninhabern für Aufsehen, mit der Vogt Kindersex-Konsumenten aufspüren wollte. 322 Verdächtige wurden ermittelt, darunter auch Priester, Ärzte, Lehrer und Polizisten. Manche fingen mit wenigen Bildern an, bis sich eine regelrechte Sucht einstelle. "Doch Bilder machen nicht satt", sagte der Oberstaatsanwalt dem Spiegel. Zugleich räumte er ein, dass man als Fahnder eigentlich nur verlieren könne. "Es gibt Strukturen, die wir gar nicht kennen." Man erwische oft nur die Endkonsumenten oder Tauschpartner, während mafiöse Organisationen im Hintergrund blieben.
Den Fahndungsehrgeiz von Peter Vogt scheinen solche Hürden nur anzustacheln. Ein "Frontschwein" nennt ihn sein Partner Meyer, der mit ihm außerdienstlich auch mal ein paar Gläser kippt. In Berlin war Vogt Ankläger in mehreren Mauerschützenprozessen, bevor er 1998 zur Zentralstelle Kinderpornografie nach Halle kam. Nach Halberstadt war dies die zweite Ost-Station in der Laufbahn des gebürtigen Sauerländers. Der fast 50-Jährige hat zwei erwachsene Töchter.
Sein Bemühen gleicht dem sprichwörtlichen Kampf gegen Windmühlenflügel. Die Statistik belegt stetig steigende Fallzahlen entdeckter Kinderpornografie, nicht nur in Sachsen-Anhalt. "Das ist ein gesellschaftliches Problem", verweist Peter Vogt auf die Verantwortung aller.
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